Bilder, mit düsteren Farben gemalt oder blutroten Motiven. Spielzeugsoldaten, die sich mechanisch bewegt auf einem Mini-Schlachtfeld gegenseitig ins Visier nehmen.

Und als Höhepunkt eine zehn Meter lange Raketenattrappe: Die neue Ausstellung der Sammlung Grässlin, die in unterschiedlichen Räumen in St. Georgen zu sehen ist, ist keine leichte Kost und verlangt dem Betrachter einiges ab.

Ab kommendem Samstag, 13. Juli, präsentiert die Sammlung Grässlin ihre neue Schau unter dem Titel „Im Land der Motive brennt kein Licht mehr“. Zu sehen sind Werke unter anderem von Kai Althoff, Cosima von Bonin, Martin Kippenberger, Albert Oehlen, Markus Oehlen und Tobias Rehberger.

Werke zeugen von Auflehnung der 1970er- und 1980er-Jahre

„Ja, diese Ausstellung ist anders als die bisherigen, wo es um harmonisierende Betrachtungen ging“, erläutert Sammlungsleiterin Ellen Martin bei einem Vorabrundgang.

Das Thema erklärt sich, wenn man erkennt, in welchem Kontext die Ausstellung steht.

Nämlich in jenem, wie sich eine ganze Generation von Künstlerinnen und Künstlern in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren gegen „verschwiegenen Verstrickungen in den Nationalsozialismus, gegen unter dem Deckmantel von Freiheit und Demokratie geführte Wirtschaftskriege oder etwa für einen bewussteren Umgang mit der Umwelt und sexuelle Selbstbestimmung“ auflehnte, wie es in der Ausstellungsbeschreibung heißt.

Und das „angesichts der Kaputtheit der Welt gegen eine ebenso erstarrte wie verlogene Gesellschaft“.

Verschiedene Künstler setzen sich in den frühen 1980er-Jahren sehr kritisch mit dem Weltgeschehen auseinander. Darunter Cosima von ...
Verschiedene Künstler setzen sich in den frühen 1980er-Jahren sehr kritisch mit dem Weltgeschehen auseinander. Darunter Cosima von Bonin, von der diese Installation mit einer Rakete stammt. Im Hintergrund eine Serie von Martin Kippenberger. Beides ist jetzt zu sehen im Kunstraum Grässlin in St. Georgen. | Bild: Sprich, Roland

Die Finger seien künstlerisch auf alle gesellschaftlichen Wunden und blinden Flecken gelegt worden, ohne dass feststand, was richtig oder falsch, gut oder böse sei.

Zynismus als Ausdruck der Verzweiflung

Die Kritik folgte umgehend: Solche Kunst sei zynisch und menschenverachtend. Aus heutiger Sicht sollte man sich fragen, ob die damalige Drastik, Geschmackslosigkeit, Ironie und Zynismus nicht vielmehr Ausdruck einer zutiefst verzweifelten Menschlichkeit waren.

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Die Ausstellung, die an unterschiedlichen Stationen der Sammlung Grässlin zu sehen und zu erleben sein wird und bei der teilweise noch nie gezeigte Werke der Künstler zu sehen sind, zeigt, wie unterschiedlich die jeweiligen Künstler mit dem Thema umgingen, das sie alle zusammen und unabhängig voneinander beschäftigte.

Alltagsmosaik aus privaten Befindlichkeiten

Auf den zehn Tafeln von „Was ist denn bloß am Sonntag los?“ entwirft Martin Kippenberger ein regelrechtes Alltagsmosaik. Mit Motiven aus Comics, Groschenheften, Magazinen und Boulevardzeitungen breitet er die privaten Befindlichkeiten im Westdeutschland der 1980er-Jahre aus. Bei Albert Oehlen dagegen liegt das Führerhauptquartier in Trümmern. Ein Hakenkreuz ist deutlich zu sehen.

Früher speisten hier Gäste, jetzt wird im ehemaligen Restaurant Kippys Kunst gezeigt.
Früher speisten hier Gäste, jetzt wird im ehemaligen Restaurant Kippys Kunst gezeigt. | Bild: Sprich, Roland

Das sind nur zwei von zahlreichen Werken und Installationen der Garde namhafter Künstler wie Günther Förg, Georg Herold, Mike Kelley, Hans-Jörg Mayer, Reinhard Mucha, Manuel Ocampo, Chéri Samba, Jörg Schlick und Christopher Williams, die sich mit diesem Thema auseinandersetzten.

„Kippys“ wird Ausstellungsraum

Erstmals wird in die Ausstellung, die schwerpunktmäßig im Kunstraum Grässlin, im ehemaligen TB-Gebäude in der Bahnhofstraße und in der Klosterbergstraße zu sehen sein wird, auch der neue Ausstellungsraum integriert. Dort, wo früher das Restaurant „Kippys“ war, sind jetzt ebenfalls Kunstwerke zu sehen.

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