Dem Bad Säckinger Unternehmen Geiger Textil steht ein Generationenwechsel ins Haus. Das Familienunternehmen will die Geschäftsführung an die nächste Generation übergeben. Die Brüder Jochen und Thomas Geiger wollen sich schrittweise aus der Firmenleitung zurückziehen.

Die Geschäftsführer Thomas und Jochen Geiger, Personalchefin Patricia Geiger und Geiger-Swiss-Geschäftsführer Thomas Stalder (von links) ...
Die Geschäftsführer Thomas und Jochen Geiger, Personalchefin Patricia Geiger und Geiger-Swiss-Geschäftsführer Thomas Stalder (von links) übergeben die Firmenleitung des Familienunternehmens in den kommenden Jahren sukzessive an die vierte Generation. | Bild: Markus Edgar Ruf

Die beiden haben das Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten von einer Kleinwäscherei zum mittelständischen Textildienstleister mit 350 Beschäftigten ausgebaut. Quasi als Krönung ihres Lebenswerkes erfuhren die Brüder dieser Tage, dass ihnen im Mai die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen wird.

Verleihung der Auszeichnung im Stuttgarter Schloss

Dass beide Vorgänge zeitlich zusammenfallen, war reiner Zufall: „Wir waren von der Auszeichnung völlig überrascht“, sagte Jochen Geiger im Gespräch mit dem SÜDKURIER, „aber es freut uns natürlich riesig.“

Das kann es auch – denn immerhin ist Geiger Textil in diesem Jahr das einzige Unternehmen in den beiden Landkreisen Lörrach und Waldshut, dem diese Auszeichnung zuteil wird, wie das Wirtschaftsministerium bestätigt. Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut wird die Landesmedaille am 4. Mai im Stuttgarter Schloss verleihen.

Von der Kleinwäscherei zum Betrieb mit 350 Beschäftigten

Mit dem 29-jährigen Frederik Geiger, dem Sohn von Jochen Geiger, wird die Firmenleitung in den kommenden Jahren in die vierte Generation gehen. Keimzelle des Unternehmens war eine Kleinwäscherei in Rheinfelden. Die Söhne Jochen und Thomas bauten diese aus zum heutigen Betrieb.

„Ich kenne jede Abteilung in unserem Betrieb und habe überall schon gearbeitet“ – Frederik Geiger, studierter ...
„Ich kenne jede Abteilung in unserem Betrieb und habe überall schon gearbeitet“ – Frederik Geiger, studierter Betriebswirt und künftiger Geschäftsführer von Geiger-Textil | Bild: Gerber, Andreas

Bedeutende Schritte waren die Kooperation mit der Bad Säckinger Wäscherei Bewa im Jahr 1988 sowie die Übernahme der Bewa 2003. Zwei Jahre später wurde die Bewa-Geiger Swiss gegründet, die den Schweizer Markt betreut. Die erste der beiden neue Produktionshallen im Gewerbegebiet Trottäcker entstand 2006. Seit 2011 firmiert das Unternehmen unter Geiger Textil.

Die Übergabe als mehrjähriger Prozess

Ein langer Weg, den die beiden Brüder gemeinsam mit ihren Familien gemeistert haben. Jetzt möchten sie sich sukzessive zurückziehen. Mit ihnen gehen auch die Personalverantwortliche Patricia Geiger, die Ehefrau von Jochen Geiger, sowie Thomas Stalder, der Geschäftsführer von Geiger Swiss – personell also ein richtiger Umbruch.

Nur: Wie bei Geiger üblich, passiert das nicht im Hauruck-Verfahren, sondern wohl geplant. Ein solcher Vorgang sei ein mehrjähriger Prozess, beschreibt der künftige Geschäftsführer Frederik Geiger die Entwicklung. Die Ziellinie sieht Jochen Geiger in etwa dreieinhalb Jahren: „Bis Ende 2025 soll der Übergang abgeschlossen sein“, sagt der Senior. Sein Bruder Thomas und er bleiben Gesellschafter.

Zeitgemäße Managementstrukturen

Dann leitet sein Sohn Frederik Betrieb. Der heute 29-jährige hat Betriebswirtschaft in St. Gallen studiert. Mit ihm erhält der Betrieb nicht nur einen neuen Chef, sondern auch eine neue Struktur.

Die bisherigen Chefs kamen aus der Textilbranche mit hohem Wissen ums eigene Produkt, gepaart mit einem sicheren Riecher fürs Unternehmerisches – also eine Selfmade-Karriere im besten Sinne.

Ein Blick in die Produktion des Textildienstleisters. In den Betrieb werden bis zu 50 Tonnen oder mehr gereinigt – und zwar täglich.
Ein Blick in die Produktion des Textildienstleisters. In den Betrieb werden bis zu 50 Tonnen oder mehr gereinigt – und zwar täglich. | Bild: Markus Edgar Ruf

Allerdings: „Bei einem Betrieb der heutigen Größe müssen Strukturen und Führung spezialisiert werden“, sagt Jochen Geiger. Somit ist der künftige Chef nicht mehr Wäschespezialist, sondern Wirtschaftsfachmann.

Gleichwohl ist ihm die Firma alles andere als unbekannt: „Ich kenne jede Abteilung in unserem Betrieb und habe überall schon gearbeitet“, erzählt Sohn Frederik. So ist er quasi auch mit dem Unternehmen groß geworden und hat „ein Grundverständnis und ein Gefühl für das Produkt“.

Geiger will Familienunternehmen bleiben

Zwar will Geiger-Textil wie bisher weiter wachsen, aber ein Familienunternehmen bleiben, verspricht der Junior: Pragmatismus, Kontinuität und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern und der Kundschaft seien weiterhin die Werte des Unternehmens.

Dadurch hätten sich sehr langfristige Kundenpartnerschaften entwickelt und ebenso langfristige Beschäftigungsverhältnisse. „Viele unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jahrelang an Bord“, sagt Jochen Geiger. Ein Garant für diese Kontinuität war Patricia Geiger. „Sie war der Taktgeber im Bereich Personal“, berichtet Jochen Geiger.

Rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei Geiger Textil beschäftigt.
Rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei Geiger Textil beschäftigt. | Bild: Markus Edgar Ruf

Der weit größte Teil der Geiger-Belegschaft besteht aus Frauen. „Und als Frau hatten ich da eben auch einen anderen Zugang und ein anderes Gespür,“ sagt Patricia Geiger.

Bekenntnis zu den eigenen Wurzeln

Kommt hinzu die Nationalitäten-Vielfalt in der Produktion. Die Konflikte der Welt würden auch schon mal in den Betrieb getragen, erinnert sich die Personalchefin. Da brauche es Verständnis und vor allem Ausgleich. Und was waren die besten Rezepte für ihren Job? „Bescheidenheit“, sagt sie und fügt hinzu, „und nie die eigenen Wurzeln vergessen.“ Und genauso, sagt die Rheinfelder Familie, habe man auch die eigenen Kinder erzogen.

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