Bernau – Die Kandidatenvorstellung im Bernauer Kurhaus, für die sich die Amtsanwärter nach Listen getrennt nacheinander der Reihe nach präsentierten, war eine recht kurze Angelegenheit, stand ihnen doch jeweils nur eine Minute Redezeit zur Verfügung. 21 Kandidatinnen und Kandidaten treten in Bernau zur Kommunalwahl an: zehn für die CDU, elf für die unabhängige Bürgerliste „Gemeinsam für Bernau“. Die Zeit reichte gerade, um ihre Namen, Alter, ihre beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten zu nennen. Demnach haben die meisten von ihnen Kinder und alle engagieren sich in Bernauer Vereinen oder Rettungsorganisationen, viele sogar in mehreren. Was bei allen überzeugend herüberkam, war der Wunsch, mit dem angestrebten politischen Amt etwas Positives für ihren Heimatort bewegen zu wollen.

Dann hatten die Bürgerinnen und Bürger das Wort. Die Spielregel lautete, dass nur fachliche Fragen gestellt werden dürfen zu Themen und Problemen, auf die der Gemeinderat in seiner politischen Arbeit tatsächlich Einfluss nehmen kann.

Gleich die erste Frage traf ins Schwarze: „Was macht ihr mit den alten Leuten in Bernau?“ „Bisher gehen unsere alten Menschen in die Tagespflege nach Häusern, das sollten wir in Bernau auch haben, auch betreutes Wohnen, das würde ich unterstützen“, antwortete der amtierende Gemeinderat Matthias Schweizer von der unabhängigen Bürgerliste. Auch Liane Schmidt, ebenfalls amtierende Gemeinderätin und auch von der unabhängigen Bürgerliste, meldete Handlungsbedarf an. „Das ist mir wichtiger als eine Marktscheune am Spitzenberg oder so was“, sagte sie. Am besten sollten die Einrichtungen ihrer Meinung nach im Ortsteil Innerlehen angesiedelt sein, damit die Senioren und Seniorinnen aktiv am Gemeindeleben teilnehmen können.

Unterschiedliche Standpunkte wurden zum Thema Löschwasserversorgung im Ortsteil Kaiserhaus eingebracht. Während einige Sprecher die Löschwasserversorgung für unzureichend hielten, meinten andere hingegen, dass die Versorgung für den Ortsteil Kaiserhaus gar nicht so schlecht sei. Matthias Schweizer: „Wir bauen einen großen Löschwassertank am neuen Feuerwehrhaus. Der Löschwasserteich in Weierle soll angezapft werden, und wir haben Hydranten, die funktionieren.“ Zudem wies Schweizer, selbst langjähriger Feuerwehrmann, darauf hin, dass die Wehr den Notfall immer wieder probe.

Breiten Raum nahmen, mit Blick auf den begrenzten Wohnraum in Bernau, die Themen Leerstände und die hohe Zahl der nur zeitweise genutzten Zweitwohnungen ein. Die Kandidaten waren sich der Probleme sehr wohl bewusst. Rund 250 Zweitwohnungen gebe es in Bernau, das sei jede vierte Wohnung, wurde vorgerechnet. Altbürgermeister Rolf Schmidt sprach auch die zahlreichen ungenutzten Baulücken in der Gemeinde an.

Der Handlungsspielraum der Gemeinde sei hier gering, wurde von mehreren Seiten erläutert. Regeln für die Nutzung der Grundstücke und Häuser könne man nur in den Baugebieten der Gemeinde setzen, denn: „Über fremdes Eigentum können wir nicht bestimmen“, brachte es ein Kandidat auf den Punkt. Matthias Schweizer gab zudem zu bedenken, dass die Zweitwohnungssteuer im Gemeindehaushalt ein erheblicher Posten sei und Zweitwohnungsbesitzer so schließlich auch am kulturellen Leben der Gemeinde teilnehmen. Ausgelotet wurden darüber hinaus langfristige Lösungen für die Versorgung der Bürger im Ort mit Lebensmitteln sowie für die Zukunft des Ferienortes in Zeiten des Klimawandels. Die Fragen zu den angedachten jeweils zwei Windenergieanlagen am Rechberg und am Farnberg nahmen Zuhörer wie Kandidaten eher gelassen, zumal es die Kommunalpolitik schwer habe, hier Einfluss zu nehmen, wie von Politikerseite erläutert wurde. „Jeder will grünen Strom haben, aber keiner will Windräder vor der Nase haben“, lautete eine Aussage. Ein weiterer Kandidat wies darauf hin, dass es lange dauern werde, bis die Windkraftpläne spruchreif würden. Ohnehin sei längst nicht sicher, welche Energiequellen sich in Zukunft durchsetzen werden.

Dass die Veranstaltung stets interessant und lebendig blieb, hatte auch mit der zielführenden Moderation von Alexander Köpfer und dem aus dem Gremium scheidenden Gemeinderat Friedhelm Bork zu tun, die souverän durch den Abend führten. Nach der ausführlichen Fragerunde hatten die Besucher an Stehtischen weiter Gelegenheit, mit den Kandidaten zu diskutieren, was viele dann auch gerne angenommen haben.

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Sie wollen am 9. Juni den Sprung in den Bernauer Gemeinderat schaffen

Liste CDU-Gemeindeverband

  • Stefan Spitz, 59 Jahre, Schreinermeister und Geschäftsführender Gesellschafter bei Holzbau Bruno Kaiser, Mitglied im Gemeinderat (GR) seit 2019
  • Mario Allendörfer, 46, Diplombraumeister und Leiter Produktion bei einer heimischen Brauerei
  • Hubert Baur, 54, Diplom-Bauingenieur (FH), verschiedene Funktionen im Skisport
  • Ingo Gößner, 45, Disponent im Transportwesen und Betreiber von Ferienwohnungen in Bernau
  • Christof Kaiser, 65, Bezirksschornsteinfeger, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands Bernau
  • Viktoria Kaiser, 26, unter anderem Kauffrau im Einzelhandel, Eventmanagerin B.A. Hotel und Tourismusmanagement
  • Mario Maier, Industrial Engineer, Staatl. geprüfter Elektrotechniker, Mitbetreiber des Skilifts Hofeck
  • Carmen Mutterer, 50, Restaurantfachfrau, Hausfrau, ehemalige Mitarbeiterin der Gemeinde in der Postagentur und im Resenhof-Museum
  • Timo Schmidt, 37, Vertriebsleiter, Prokurist, Wirtschaftsingenieur
  • Walter Strohmeier, 66, Beamter, 36¦Jahre Leiter der Gemeindekasse

Liste Gemeinsam für Bernau

  • Hannes Wagner, 37, Vertriebsbereichsleiter, Mitbegründer der Bürgerinitiative Lupine
  • Stefan Strecker, 39, Notfallsanitäter und Mitglied in mehreren heimischen Rettungsorganisationen
  • Jonas Stölzle, 42, Produktmanager Matthias Schweizer, 58, Maschinenbaumeister, Mitglied des GR seit 2014
  • Pascal Schmidt, 25, Kfz-Mechatroniker
  • Liane Schmidt, 60, Mitglied des GR seit 2014
  • Nico Köpfer, 37, Ingenieur, Global Account Manager und Mitbetreiber des Skilifts Hofeck
  • Lisa Köpfer, 27, Wirtschaftsinformatikerin, Ausbilderin Technik und Jugendleiterin der Bergwacht Bernau
  • Benjamin Hagen, 44, Polizeibeamter und Dozent an der Hochschule der Polizei
  • Daniel Goos, 32, Koch und Gastwirt, Mitglied des GR seit 2019
  • Ortwin Bauer, 37, Maschinenbauingenieur
  • Matthias Schweizer, bereits im Gemeinderat, Maschinenbaumeister