Bernau – Dass Landmarkt Isele am 28.¦September schließt, bestätigt Inhaber Rudolf Isele auf Nachfrage. Auch Theo Stoll von der gleichnamigen Bäckerei und dem Café Stoll im Ortsteil Innerlehen berichtet, dass die Familie schon lange nach einer Nachfolge suche. Im Bioladen Öbbis Guets im Ortsteil Dorf von Annette und Sebastian Biehler denkt man zwar nicht an eine Geschäftsaufgabe. „Wir haben aber nicht vor, unseren bisherigen Umfang zu vergrößern und werden auch keine konventionell erzeugten Lebensmittel zusätzlich zu unserem Biosortiment anbieten, das wäre schon aus räumlichen Gründen unmöglich, stellt Sebastian Biehler klar.

Wegen der besagten drohenden Geschäftsaufgaben hat sich inzwischen eine Interessensgemeinschaft gegründet. „Unser Ziel ist, eine Nahversorgung im Ort zu behalten“, sagt Sandra Babiarz von der Initiative Bernau.bewegen. Die Initiative denke dabei an einen modernen Dorfladen. Zum Kernteam zählen Sandra Babiarz, Marianna Burger, Alexander Korn und Christine Platz. In einzelnen Gruppen erkunden die Mitglieder zum Beispiel das Nutzerverhalten oder informieren sich über mögliche genossenschaftliche Modelle.

Für die Tourismusgemeinde Bernau sei die Erhaltung der Nahversorgung immens wichtig, auch wegen des Wohnmobilstellplatzes und des Wintercampings am Spitzenberg. „Auch für unsere älteren Mitbürger und für die Gäste, die ihren Urlaub in Bernauer Ferienwohnungen verbringen.“

Zu zwei öffentlichen Treffen hatte Bernau.bewegen bereits eingeladen, rund 30 Interessierte hätten jeweils daran teilgenommen, ein weiteres öffentliches Treffen sei für den heutigen Mittwochabend geplant. Voraussetzung für einen Dorfladen im Ort sei aber, dass die Bernauerinnen und Bernauer diesen Laden auch als Kunden unterstützen. Um herauszufinden, wie groß das Interesse ist, hat die Initiative im aktuellen Mitteilungsblatt der Gemeinde einen ausführlichen Fragebogen veröffentlicht. Detailliert abgefragt werden darin auch Kundenwünsche zu einzelnen Warensegmenten.

„Wenn man einen solchen Fragebogen herausgibt, sollte ein Rücklauf von 40 Prozent gegeben sein, um ein ernsthaftes Bürgerinteresse an einem Dorfladen festzustellen, das hat mir ein Experte in Sachen Dorfladen erklärt“, sagt Sandra Babiarz. Dieser Prozentsatz war bei einem ersten Fragebogen, den die Initiative vor ihrem ersten Treffen am 27. Juli, herausgegeben hatte, nicht erzielt worden. „Da lag der Rücklauf gerade einmal bei rund zehn Prozent“, berichtet Babiarz. Vom Rücklauf des aktuellen Fragebogens hänge auch ab, in welcher Größe man einen möglichen Dorfladen plane.

„Was uns bei allen Plänen derzeit aber Bauchschmerzen bereitet, sind Gerüchte über Pläne eines Investors, der möglicherweise einen Supermarkt im Ortsteil Weierle bauen möchte“, sagt Sandra Babiarz. Jeder einzelne Mitstreiter der Initiative würde sich gerne für einen Dorfladen einbringen. „Wenn es dann in zwei Jahren aber heißt ,Jetzt kommt ein neuer Markt nach Bernau‘, dann ist doch die Frage, ob sich ein genossenschaftlich betriebener Markt überhaupt lohnt“, so Babiarz.

Bürgermeister Alexander Schönemann dementiert dieses Gerücht. Es gebe keinen neuen Investor. Ein Bauträger aus Horb habe vor einigen Jahren im Ortsteil Weierle ein Gebäude errichten wollen, um es an einen überregionalen Discounter zu verpachten. Die entsprechende Bauvoranfrage sei vom Landratsamt Waldshut auch genehmigt worden. Ein Bauantrag liege der Gemeinde aber bis heute nicht vor. „Außer einer Bekundung gibt es also keine Fakten“, erklärt Schönemann.

Gemeinde unterstützt Initiative

Er sehe einen Dorfladen grundsätzlich auch nicht als Konkurrenz zu einem Supermarkt und unterstütze die Initiative, erklärt der Bürgermeister. „Ein Dorfladen muss mit etwas ganz anderem punkten. Er ist ein Dorftreffpunkt, ein Ort für Begegnung, fürs Dorfleben, für heimische Produkte“, ist Schönemann überzeugt.