Bernau – Umrahmt von Kaffee und Kuchen stellte Jürgen Glocker aus Waldshut-Tiengen im Hans-Thoma-Museum in Bernau seinen Museumsführer vor. Auf 44 Seiten behandelt er in Essayform den Wegbereiter des Museums, den Weg des Künstlers, das Museum sowie den Staatspreis.
Die im Museumskapitel ausgeführten Bildbetrachtungen und die ausführliche Recherche, die hinter dem im Büchlein aufgezeigten Lebensweg Thomas stecken, seien eine großartige Bereicherung für die Besucher, betonte Museumsleiterin Margret Köpfer. Glocker ging zunächst auf die Anfänge des Museums ein, stellte dann aber vor allem den Künstler Hans Thoma in den Mittelpunkt. Sein Wegweiser soll, wie die neue Museumskonzeption selbst, Besucher nicht nur bei der Betrachtung der Exponate an die Hand nehmen, sondern zugleich deren biographische Hintergründe, ästhetische Prämissen und gesellschaftliches Umfeld skizzieren. Die Jahre der Museumsgründung, so Glocker, waren alles andere als eine günstige Zeit, ein solches Unterfangen zu starten. Ohne Ludwig Baur gäbe es dieses Museum vermutlich heute nicht. Mit Thoma als zentraler Figur habe er das Bernauer Tal als Ort von Kunst und Kunsthandwerk benannt, und nicht von Ungefähr datiere auch die Verleihung des ersten Thoma-Preises bereits ein Jahr nach Eröffnung des Museums.
Thoma selbst stellte Glocker als Aufsteiger dar. Seine autodidaktisch an der Bernauer Landschaft geschulte Ästhetik, die der Salonmalerei der Zeit entgegenstand, machte ihn zum Außenseiter. Seine am Alltäglichen orientierte Darstellung wurde als „Thomasalat“ diffamiert. Selbstironisch bezeichnete sich der Künstler als „gefährlichen Revolutionär“, der sich für Courbet und Turner begeistert und erklärt, ein gültiger Stil existierte in seiner Zeit nicht.
Diese frühe Zeit wird von Glocker als die bedeutendste in Thomas Schaffen angesehen. Landschaften, die quasi die Unschärfe der Distanz einfangen, wie sie sich dem Auge des Betrachters zeige, weise ihn als Impressionisten aus. Besonders schade finde er es daher, dass Thoma beim Weggang aus Karlsruhe viele seiner Ölstudien verbrannte. Als sich ihm dann mit dem Kreis solventer großbürgerlicher Wagnerverehrer erste Erfolge näherten, schwamm er mit der ihm angebotenen Welle mit, passte sich an, genoss den Erfolg. Er sei zum Jasager aus Bequemlichkeit geworden.
Thoma, so Glocker, könne weder als rigider Vertreter deutschnationalen Denkens noch als offensiver Antisemit bezeichnet werden. Bei seinem Werdegang und der Einbindung in die Gründerzeit, in denen die Länder immer imperialistischer wurden, wäre es als Wunder zu bezeichnen gewesen, wäre er frei von Einflüssen seiner Zeit geblieben. Es sei gut, dass das Thema nun enttabuisiert werde. Es seien nicht annähernd alle Quellen recherchiert, zudem seien Mensch und Werk zumindest zu einem gewissen Grad zu trennen.