Bernau – Gerade angesichts des Doppeljubiläumsjahres – des 100. Todestags von Hans Thoma und des 75. Geburtstags des Museums, bezeichnete Bernaus Bürgermeister Alexander Schönemann den Ankauf des Gemäldes als „gelungenen Coup“. Nicht zuletzt durch großzügige Spenden von Firmen, Handwerkern, Geschäften sowie vom Landkreis sei dieser möglich geworden.

Bereits 2013 machte der Förderverein es möglich, ein Gemälde von Thoma für das Museum anzukaufen – das „Bernauer Tal“, das in der Dauerausstellung zu sehen ist. Das neu erworbene Bild „Das Kornfeld“ soll in der Jubiläumsausstellung, deren Eröffnung für den 3.¦Oktober anberaumt ist, einen zentralen Platz im Museum erhalten. Museumsleiterin Margret Köpfer umriss kurz die Umstände des Ankaufs. Im März 2023 habe sie die E-Mail einer Kölner Galerie erreicht, in der dem Museum seitens einer Erbengemeinschaft ein Werk von Hans Thoma angeboten wurde. Das Gemälde wurde von der Galerie als Schwarzwaldbild deklariert. Sowohl Titel als auch dessen Motiv „Das Kornfeld“ seien indes eher ungewöhnlich für diese Gegend. Zuletzt war das Bild 1956 in einer Ausstellung in Wolfsburg zu sehen. Die Urheberschaft Thomas war unumstritten. Dank der von Jürgen Glocker aufgenommenen Verhandlungen wurden Förderverein und Erbengemeinschaft handelseinig.

Glocker bescheinigte dem auf das Jahr 1892 datierten Gemälde höchste Qualität. Betrachte man es mit Ermittlerblick als „Tatort“, indem man die Fragen nach gewähltem Bildausschnitt, nach Form- und Farbgebung stelle, so sei im Vordergrund ein lediglich angedeuteter Weg zu erkennen, ebenso weniger realistisch als vielmehr impressionistisch wiedergegeben wie der Baum am rechten Bildrand sowie das titelgebende Kornfeld, dessen Ähren sich im Wind zu wiegen scheinen. Im Mittelgrund erkennt man verschiedene gegeneinander abgeschattete Grüntöne sowie eher als reine Farbkleckse aufgetragene rote Dächer. Interessant sei gerade an diesem Detail, so Glocker, die Parallele zu einem Gemälde Thomas aus dem Jahr 1861, heiße es doch teilweise in der jüngsten Diskussion um Thoma, sein Spätwerk sei abgeflacht und weise mitunter antimoderne, ja völkische Merkmale auf. Das neue Bild sowie der Vergleich mit dem 30 Jahre zuvor entstandenen bezeugten indes das genaue Gegenteil.

Mit beginnender Industrialisierung sei die Freilichtmalerei für die Künstler immer interessanter geworden, die Landschaft als Motiv bekam Konjunktur, Momentaufnahmen von Impressionen waren gefragt. Glocker wies im Rahmen seiner Ausführungen darauf hin, dass 1892 die Münchner Sezession gegründet wurde, zu deren Gründungsmitgliedern auch Thoma zählte. Thoma, der quasi 1861 bereits impressionistisch malte, bevor es diesen Begriff überhaupt gab, habe sich in frühen Jahren durchaus selbst als Avantgardist gesehen und sich auch als Kunstrevolutionär bezeichnet. Die Parallele der Bilder von 1861 und 1892 zeige, dass Dinge oft nicht so einfach seien, wie es gerne dargestellt würde.