Bernau – 160 Jahre alt, aber mit einem Durchschnittsalter der Musikerinnen und Musiker von 32 Jahren ist der Musikverein Bernau doch ein junger Verein. Auch deshalb blickt die Vorsitzende Johanna Schmidt in diesem Jahr mit rundem Geburtstag positiv in die Zukunft.

In den ersten 150 Jahren seines Bestehens hatte der Musikverein Bernau sieben Dirigenten, das entspricht einem Durchschnitt von 21,5 Jahren, heißt es in der Festschrift anlässlich des 150. Jubiläums im Jahr 2014. Ein Durchschnitt, den Rolf Schmidt weit überboten hat, er stand 38 Jahre lang, von 1978 bis 2016, am Dirigentenpult. Schon Vater und Großvater spielten Klarinette beziehungsweise Flöte im Verein, den jungen Rolf aber faszinierte von Anfang an das Saxofon. Das Spielen brachte er sich mit Hilfe eines Nachbarn bei, von dem er sich das Instrument auslieh und nach dem Üben wieder zurückbrachte, bevor er ein eigenes Instrument bekam.

1968 wurde Schmidt in den Verein aufgenommen und gründete in der Folgezeit die Jugendkapelle. Aber damit nicht genug. Anfang der 1970er-Jahre legte er die Dirigentenprüfung ab, übernahm die musikalische Leitung der Jugendkapelle und wurde 1978 Dirigent des Aktivorchesters. 19 Jahre lang war Schmidt zudem Bezirksdirigent und vier Jahre lang Vizepräsident des Blasmusikverbandes Hochrhein. Damit war aber Schluss, als er 2002 zum Bürgermeister gewählt wurde.

Probleme mit seiner Doppelfunktion als Dirigent und Rathauschef gab es nicht, erinnert sich Rolf Schmidt. In Bernau habe man gewusst, dass der Musikverein am Freitag probe, daher habe es keine Termine gegeben, bei denen seine Anwesenheit als Bürgermeister erforderlich gewesen sei. Er habe deshalb kaum eine Probe versäumt. Und bei geselligen Anlässen sei die Kommunalpolitik immer außen vor geblieben. Im Laufe der vielen Jahre unter Schmidts musikalischer Leitung hat sich viel verändert. Ab Anfang der 1970er-Jahre stießen immer mehr Frauen zum Musikverein. Die Zöglinge eingerechnet, halten sich Musikerinnen und Musiker heute in etwa die Waage, so die heutige Vorsitzende Johanna Schmidt. Stand früher viel Marschmusik auf dem Programm, verlagerte sich die Literatur später mehr in Richtung festliche Musik, um auch an Wertungsspielen teilnehmen zu können. Und im weiteren Verlauf kamen auch Filmmusiken und anderes dazu – ein bunt gemischtes Programm.

Noch etwas anderes hatte sich geändert: Bei Jahreskonzerten gab es zunehmend Solo-Einlagen, Stücke mit Gesang und immer wieder standen einzelne Musiker oder Register bei Konzerten auf. Johanna Schmidt stammt ebenfalls aus einer Musikerfamilie, auch Eltern und Geschwister spielen im Musikverein, an dessen Spitze Vater Toni viele Jahre stand. Nach Anfängen in der Zöglingsgruppe stieß die Vorsitzende, nachdem sie das Leistungsabzeichen 2012 abgelegt hatte, im Alter von 14 Jahren zum Orchester, 2022 wurde sie zur Vorsitzenden des heute 72 Aktive zählenden Musikvereins gewählt.

Die nahe Zukunft des Musikvereins Bernau sieht Johanna Schmidt positiv. Dazu brauche es aber eine engagierte Jugend, die Jungen müssten das Gefühl haben, dazuzugehören. Dafür tut der Verein vieles: Den jungen Musikern werden Aufgaben, kleinere Posten wie Getränkewart, Ansagen und Dekoration beim Jahreskonzert und manches mehr übertragen. Und auch das eine oder andere Solo beim Jahreskonzert oder anderen Anlässen werden ihnen anvertraut. Auch wenn manches nicht gleich klappe, gelte es, die jungen Musiker zu ermutigen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen, so die Vorsitzende. Es müsse nicht alles perfekt sei, es gelte Kompromisse zu machen, ergänzte Rolf Schmidt. „Wenn sich die Jungen engagieren, kann sich noch viel Schönes entwickeln“, blickt Johanna Schmidt zuversichtlich in die Zukunft.