Bernau – Bei gewohnt strahlendem Sonnenschein – in 22 Jahren, so meinten Bernaus Bürgermeister Alexander Schönemann und dessen Vorgänger Rolf Schmidt einhellig, gab es am Hans-Thoma-Sonntag lediglich zweimal Regen – wurde am Sonntag der diesjährige Naturenergie-Förderpreis verliehen, Preisträgerin ist die Keramikerin Elisa Stützle-Siegsmund, die ihr Atelier in Müllheim hat. Ebenfalls wie üblich wurde der Festakt musikalisch feierlich umrahmt von den beiden Bernauer Musikvereinen, beginnend mit der eigens für Bernau komponierten „Hans-Thoma-Fanfare“ und schließend mit dem Marsch „Hoch Badnerland“.

Alexander Schönemann erklärte in seiner Begrüßung, die ausgezeichnete Künstlerin erschaffe Kunstwerke aus der Erde als dem natürlichsten Material der Welt. Und auch die verwendeten Farben habe sie in der Natur gesammelt. Dies passe optimal zum Anspruch der Naturenergie und deren Förderpreis. Dem pflichtete Edmund Martin von der Naturenergie bei, der den Preis mit humorigen Worten verlieh. Für die Preisvergabe, so Martin, sei es auch wichtig, woher der Künstler komme. Geboren sei Elisa Stützle-Siegsmund ja zwar im Schwäbischen, sei aber dann letztlich passend zu den Statuten der Preisvergabe ins Badische gewechselt. Nach Stationen in Heidelberg und Karlsruhe hat Stützle-Siegsmund in Müllheim ihr Atelier eröffnet. Die Künstlerin bedankte sich mit dem Hinweis, in den neu restaurierten Räumen des Museums kämen ihre Arbeiten besonders gut zur Geltung.

Der Waldshuter Kulturvermittler Jürgen Glocker hielt eine eloquente und sachkundige Laudatio. Er lobte die anmutig präsentierte Ausstellung, riet den Zuhörern indes dennoch, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, sie würden die facettenreichen Oberflächen, zarten Schrunden und stark erhabenen Raster der einzelnen Objekte abtasten, um dann mit offenen Augen die großvolumigen Formen zu betrachten, Formen, die mitunter anmuten wie Gebrauchsgegenstände, aber dennoch kein Kunsthandwerk seien, sondern Skulpturen mit haptischem Reizpotenzial. Weiche Farben, von der Künstlerin selbst entwickelt, kämen in ihnen zur Geltung. Die Kunstwerke entfalteten, so Glocker, eine archaische und zugleich modern-avantgardistische Wirkung, sie sprächen eine zugleich abstrakte und konkrete Sprache der Menschheitsgeschichte, erzählten von Bedürfnissen und Schutzbedürftigkeit.

Dazu käme in vielen Fällen informelle Malerei auf höchstem Niveau, die mitunter an asiatische Traditionen erinnern oder an afrikanische, orientalische Motive, häufig auch an pflanzliche Strukturen. So öffne Stützle-Siegsmund zahlreiche Schnittstellen, auch zu Schrift und Literatur, sie verfüge über eine persönliche Handschrift, einen eigenen Zugang zur künstlerischen Weltdeutung.

Wandarbeiten runden Stützle-Siegsmunds Portfolio ab. Sie arbeitet mit natürlichen Materialien, mit verschiedenen Tonen sowie mit selbst gesammelten Sanden, Aschen und Löss als Glasuren. Sie baut ihre Arbeiten aus schmalen Streifen Ton langsam auf und brennt sie mitunter mehrere Male, meist bei hohen Temperaturen, was zu einer Mischung aus kalkuliertem und zufälligem Erscheinungsbild führt.

Glocker schloss seine Laudatio mit dem Hinweis, dass Hans Thoma in seiner Frankfurter Zeit damit begonnen hatte, Keramikentwürfe zu schaffen. Nach seinem Wechsel nach Karlsruhe regte er den badischen Großherzog dazu an, die Majolika-Manufaktur gründen zu helfen, an der Stützle-Siegsmund nach ihrem Studienaufenthalt in Washington eine Weiterbildung absolvierte. Somit stehe sie nicht nur in der amerikanischen Keramik-Tradition, sondern, bis zu einem bestimmten Grad, in jener Hans Thomas.

Die Ausstellung „Ton. Steine. Erden“ im Hans Thoma-Museum ist zu sehen bis zum 22. September jeweils Mittwoch bis Freitag 10.30 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie am Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11.30 bis 17 Uhr.