Bernau – Eine Lebensmittel-Nahversorgung auch zukünftig in der Gemeinde zu haben, war das Ziel der Bernauer Initiative „Bernau bewegen“. Hatten die Mitglieder ursprünglich einen klassischen Dorfladen im Sinn, könnte Bernau bald einen Dorf-Supermarkt mit einem Vollsortiment von mindestens 3000 Produkten bekommen. Gesellschafterin des Geschäftes wäre die My-Enso-Teilhaber Genossenschaft mit Sitz in Bremen, die deutschlandweit 57 sogenannte Tante-Enso-Supermärkte betreibt. Der Markt in Bernau wäre in Baden-Württemberg der erste.
Tante-Enso-Geschäftsführer Thorsten Bausch erläuterte am Mittwochabend im Bernauer Kurhaus vor rund 300 interessierten Bernauern das Geschäftsmodell sowie das Warenangebot des Unternehmens.
Die Genossenschaft betreibe derzeit 57 sogenannte Tante-Enso-Supermärkte ausschließlich in ländlichen Gemeinden und zähle inzwischen rund 44.000 Genossenschaftsmitglieder, erläuterte Bausch in seinem Vortrag. Voraussetzung für eine Ansiedlung eines Tante-Enso-Ladens in Bernau sei, dass 500 Menschen mit Erst- oder Zweitwohnsitz in Bernau jeweils mindestens einen Genossenschaftsanteil zu je 100 Euro zeichnen. Die Ausschüttungen an die Teilhaber erfolgen in Form von Einkaufsguthaben. Es gibt jährlich pro Anteil 5 Euro aufs Kundenkonto und man bekommt je nach Summe zwischen zwei und vier Prozent Rückvergütung auf jeden Einkauf.
Bis zur Veranstaltung am Mittwoch hatten 76 Bernauer einen Anteil gezeichnet. Noch am Veranstaltungsabend hatten die Besucher Gelegenheit, Anteile zu zeichnen. Wie Sandra Barbiarz von „Bernau bewegen“ der Zeitungsredaktion am Donnerstagmorgen berichtete, hätten 50 weitere Bernauer diese Gelegenheit spontan genutzt. Bis zum Ende der Zeichnungsfrist am 27. November will die Initiative für weitere Beteiligungen werben.
Auch Bürgermeister Alexander Schönemann hatte wie schon im aktuellen Mitteilungsblatt zu Beginn der Veranstaltung für die Ansiedlung von Tante Enso geworben. Es sei der Wunsch der Gemeinde, die Nahversorgung in Bernau zu sichern, und: „Ob Tante Enso kommt oder nicht, liegt jetzt an jedem Einzelnen.“ Geschäftsführer Bausch betonte, dass die Unternehmensgruppe mit einem jährlichen Millionen-Euro-Umsatz für Bernau ein eigenes örtliches Unternehmen gründen und die Umsätze auch in Bernau versteuern würde. Das preisliche Niveau der Waren bewege sich etwa auf dem der großen Vollsortimenter und beinhalte auch die Eigenmarken des Kooperationspartners Rewe.
Kunden können Wünsche äußern
Zum Konzept gehöre es auch, dass regionale Anbieter ihre Produkte in den Tante-Enso-Märkten verkaufen können und dass Kunden über verschiedene Kanäle die Möglichkeit haben, Wunschprodukte vorzuschlagen, die bei ausreichend großem Interessen dann auch den Weg in die Regale finden würden. Auch haben Kunden die Möglichkeit, Waren vorzubestellen und im Markt abzuholen. Bezahlt wird mit der Kundenkarte, auf die Guthaben geladen werden können, die jeder Bürger, auch Feriengäste, unabhängig davon, ob er Anteilnehmer sei oder nicht, beantragen könne. Während der mit Personal besetzten Öffnungszeiten werden auch andere Zahlungsmittel akzeptiert, auch Bargeld. Nach dem Vortrag, der die Konzepte anhand von Video-Einspielern von bereits vorhandenen Marktstandorten anschaulich machte, konnten die Zuhörer Fragen stellen. Wann Tante Enso seinen Markt in den Räumen des ehemaligen Landmarktes Isele denn voraussichtlich eröffnen könne, war eine davon. Das würde nach den Umbauten wahrscheinlich im März 2025 möglich sein, erklärte Bausch.
Ob Probleme mit Zerstörungen, Verwüstungen oder Diebstählen bekannt seien, wollte eine Zuhörerin wissen. Ja, so etwas komme vor wie in anderen Läden auch, die Diebstahlquote sei allerdings homöopathisch, so Bausch.
Auf Nachfrage erläuterte Bausch, dass für den Betrieb des Bernauer Tante-Enso-Marktes mehrere Mitarbeiter eingestellt würden, etwa für den Verkauf während der mit Mitarbeitern besetzten Öffnungszeiten oder für das Auffüllen der Regale, dabei seien auch Minijobs möglich.