Bernau – Besucher stutzen, wenn sie an einer Zeichnung im Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau vorbeikommen: Der Rahmen hängt offensichtlich schief. Und zwar in voller Absicht. Darüber informiert ein deutlicher Hinweis an der Landschaftsdarstellung. Das Hans-Thoma-Museum beteiligt sich damit an der im besten Sinne schrägen Aktion „A few degrees more“, zu deutsch „Ein paar Grad mehr“, die das Leopold-Museum in Wien initiiert hat. Damit soll auf die Gefahren des globalen Klimawandels aufmerksam gemacht werden. Kunstwerke werden schief gehängt, um die Schieflage der Welt zu symbolisieren. „Ein paar Grad mehr“ bezieht sich auf die zunehmende Erwärmung der Erdatmosphäre. Auf die gravierende Schieflage der Welt macht etwa das Leopold-Museum in Wien aufmerksam, indem es prominente Naturgemälde von Gustav Klimt, Koloman Moser und Egon Schiele schief aufgehängt hat. Die Abweichung der Bilder von der Waagerechten in Grad entspricht jeweils der gestiegenen Temperatur seit der Entstehungszeit des Bildes.

Ohne Tomaten und Starkkleber

Das Hans-Thoma-Kunstmuseum hat sich jetzt dieser Aktion angeschlossen und ein Werk aus der aktuellen Sonderausstellung zu Hans Thoma, das den Schluchsee zeigt, ebenfalls in Schieflage gebracht. „Wir wollen ein Zeichen setzen, ohne auf provokante Mittel wie Sahne, Tomaten oder Starkkleber zurückzugreifen“, sagt Museumsleiterin Margret Köpfer auch kritisch. Ziel sei es, die Besucher für die drastischen Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren.

„Ein paar Grad mehr reichen aus, um unsere Ökosysteme aus dem Gleichgewicht zu bringen“, sagt Köpfer. „Die globale Erwärmung wirkt sich also nicht nur auf die Temperatur, sondern auch auf die Kulturlandschaft und die Wasserqualität aus und somit auf die Biodiversität.“ Köpfer fährt fort: „Hans Thoma waren in seinen Gemälden Natur, Landschaft sowie eine intakte Umwelt ein besonderes Anliegen.“ An seinen Bildern sehe man, wie sich die Landschaften aus verschiedenen Gründen verändert haben.

Dass für die Aktion explizit das Werk „Schluchsee“ ausgewählt wurde, ist kein Zufall. „Hier hat der Faktor Wasser eine entscheidende Rolle gespielt“, erklärt Köpfer. Der Schluchsee habe viele unterschiedliche Phasen durchlaufen, vom Bau der Staumauer und der Flutung des Gebietes bis heute, da er als Wasserreservoir dient und für die Stromerzeugung genutzt wird. Auch die Wasserqualität habe sich mittlerweile in Folge der Klimaerwärmung verändert. Seit Beginn der Klimaaufzeichnung kurz vor der Jahrhundertwende seien die Temperaturen um etwa 1,5 Grad Celsius gestiegen. Dies sei der Grund, warum das Bild mit einer Neigung von 1,5 Grad angebracht wurde.

Die Jubiläumsausstellung im Hans-Thoma-Museum in Bernau, Rathausstraße 18, anlässlich des 100. Todestages von Hans Thoma sowie des 75. Geburtstags des Museums endet am 4. Mai.