Bernau „Kann man schon etwas sagen, hat sich schon jemand dran gehalten?“ Auf diese mit einem Lächeln geäußerte Frage von Elke Zimmer (Grüne) an Bernaus parteilosen Bürgermeister Alexander Schönemann, erhielt die Staatssekretärin im Verkehrsministerium eine positive Antwort: „Bereits zum Auftakt am Ersten Mai“, so Schönemann, „ging es deutlich gesitteter zu.“

Anlass zur Frage, wie auch dem Besuch der Stuttgarter Staatssekretärin und Landrat Martin Kistler am Montagnachmittag, war ein Novum an der durch Bernau verlaufenden Landesstraße L¦149. Seit Anfang des Monats gilt auf einem rund fünf Kilometer langen Abschnitt zwischen den Ortsteilen Weierle und Poche Tempo¦50 an Wochenenden und Feiertagen. Grund hierfür ist ein seit vielen Jahren empfundenes Ärgernis: die Lärmbelästigung, die vom starken Motorradverkehr in Bernau ausgeht und das Ministerium, Landkreis und Kommune mit ihrer Maßnahme nun den Garaus machen wollen.

Jedes fünfte Fahrzeug ein Motorrad

Landrat Martin Kistler hob in seiner Begrüßung im Rathaus die besondere Rolle Bernaus im Kampf gegen den Zweiradlärm hervor. Der Ort sei prädestiniert für eine solche Maßnahme, so der Landrat. Eine Verkehrszählung im vergangenen Jahr habe ergeben, dass jedes fünfte Fahrzeug ein Motorrad war. Am 10.¦Mai sei mit 909¦motorisierten Zweirädern auf der Strecke der Höchstwert erreicht worden. Das Tempolimit, so Landrat Martin Kistler, bleibe jedoch „nur ein Baustein“ bei der Vermeidung von Verkehrslärm: „Leider haben wir keine Möglichkeit, an den Maschinen selbst Hand anzulegen.“ Es sei in diesem Zusammenhang wichtig, dass der Gesetzgeber künftig nur noch leisere Motorräder zulässt, so Kistler.

Bereits vor 13¦Jahren hatte sich gegen die Lärmbelästigung durch Zweiräder eine Bürgerinitiative in St.¦Blasien gegründet. Aufgrund der rechtlich stark eingeschränkten Möglichkeiten einer Sanktionierung gab diese jedoch zwischenzeitlich auf. Nun also erfolgte der Vorstoß von behördlicher Stelle aus, als Grundlage hierfür dient der „Handlungsleitfaden zur Reduzierung von Motorradlärm“, den das Verkehrsministerium im Jahr 2024 vorgelegt hatte. Er kann Tempo¦50 anordnen, wenn zwei Kriterien innerhalb der Motorradsaison (1.¦April bis 6.¦Oktober) erfüllt sind: Zum einen muss der Anteil der Motorräder am gesamten Wochenend- und Feiertagsverkehr mindestens 15¦ Prozent betragen, zum anderen müssen während einer zehnwöchigen Verkehrszählung in der Saison an einem Drittel der Zähltage mehr als 600¦Motorräder die betreffenden Stellen passieren.

„Wir wollen die Beschleunigungs-Vorgänge wegbekommen, und das gelingt durch einen gleichbleibenden Verkehrsfluss“, erklärte Staatssekretärin Elke Zimmer. Tempo¦50 sei somit die geeignete Maßnahme, um den Lärm einzudämmen. Gerade Motorräder würden als störend wahrgenommen, da sie keine reinen Fortbewegungsmittel, sondern Freizeitobjekte seien – ganz besonders dann, wenn es viele sind und sie stark beschleunigen. Daher richtete sich ihr Appell an die Zweiradfreunde, rücksichtsvoll und vernünftig zu sein.

Bürgermeister Alexander Schönemann sprach von einem „Grund zum Feiern und einem Meilenstein“ für die Gemeinde. Im Namen der Bürger bedankte er sich für die Unterstützung aus Waldshut und Stuttgart: „Sie haben uns einen großen Dienst getan“. Positive Erfahrungen habe man am ersten Maiwochenende bereits sammeln können. Allen Beteiligten war es wichtig hervorzuheben, dass sie nicht gegen das Motorradfahren an sich seien. Immerhin stellten Biker einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar und seien willkommene Gäste in der Region. Es gehe um jene 20¦Prozent, die unvernünftig handelten und somit ein Einschreiten nötig machten, um den Wert als Erholungsraum zu erhalten.

In der kommenden Zeit werde man die Ergebnisse des Tempolimits im Auge behalten. Sollte es sich bewähren, werde es an weiteren Standorten angewendet. Zudem soll es Kontrollen geben, um die Motorradfahrer an die passende Geschwindigkeit „zu erinnern“.