Bernau – Zur Feierstunde hatte sich an den Tischen und Bänken vor dem Hans-Thoma-Geburtshaus im Ortsteil Oberlehen gefühlt halb Bernau versammelt. Der Musikverein Bernau spielte auf. Auch die Musiker feiern einen runden Geburtstag, ihr 160-jähriges Bestehen. Bürgermeister Alexander Schönemann begrüßte die Gäste, dann zog Hans Thomas Leben aus Anlass seines 100.¦Todestags an den Zuhörern vorbei.

Gottfried Pütz erzählt, wie Hans Thoma schon als kleiner Junge auf seiner Schiefertafel zeichnete. Dafür wurde er von den Nachbarskindern gehänselt, während ihn seine Mutter Rosa kräftig unterstützte. Neben Pütz sitzt, unterhalb des Lesepultes, an diesem Freitagabend in einem Großvater-Sessel Karl-Heinz Weiser als alter Hans Thoma, der diese frühen Kindheitserinnerungen aus seiner Autobiografie vorliest, während Joschua Klingele als kleinen Hans Thoma auf einer Schiefertafel kritzelt. Weiser ist ganz in seiner Rolle und trägt so gut vor, dass man in die Handlung hineingezogen wird und die ganze Präsentation hindurch hineingezogen bleibt.

Thoma hat Glück, er findet Menschen, die sein Talent erkennen und ihn fördern: der Lehrer, der Bernauer Pfarrer, zwei Förderer aus St.¦Blasien, die erste kleine Gemälde kaufen. Im Oktober 1859 darf er mit einem Stipendium an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe studieren. Gespielt wird der Abschied vom Elternhaus und der Familie, bevor Thoma sich begleitet von Lehrer und Pfarrer auf den Weg nach Karlsruhe macht.

Karl-Heinz Weiser als Hans Thoma und Gottfried Pütz sind die Einzigen, die während der Vorstellung sprechen. Gottfried Pütz erläutert jeweils die Lebensstationen, Karl-Heinz Weiser liest die entsprechenden Einträge in Thomas Lebenserinnerungen. Die Bernauer Darsteller illustrieren in ihren der Zeit nachempfundenen Kostümen die gesprochenen Worte. Ihre Auftritte sind kurz, meist ziehen sie stumm vorbei als lebendige Illustrationen des Gesprochenen. Das ist sehr eindrücklich. Ein wichtiges Ereignis ist im Jahr 1875 für Thoma die Begegnung mit seiner ersten Schülerin und späteren Frau Cella Berteneder, berichtet Gottfried Pütz. „Für mich begann nun ein schöner Frühling voll Blumen und Liebe. (...) Ich wusste, dass ich einen Bund fürs Leben geschlossen hatte“, liest Karl-Heinz Weiser, während die beiden Bernauer Darsteller – der frisch verliebte Thoma und seine Braut – Arm in Arm ruhig und langsam am Thoma-Geburtshaus vorbeigehen. Es folgt eine Szene mit der Urkundenübergabe, als Hans Thoma 1899 zum Direktor der Großherzoglich Badischen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe berufen wird. Im Jahr 1912, anlässlich der Übergabe zweier Altargemälde an die Kirchengemeinde Bernau, entdeckt Thoma sein Denkmal bei seinem Geburtshaus, und Karl-Heinz Weiser trägt vor, was Thoma in seinen Erinnerungen zu diesem Anlass niedergeschrieben hat: „Der Platz vor den Häusern war mit festlich geschmückten Menschenscharen, mit Musik und Fahnen und Gesang erfüllt. (...)

In der letzten Szene schließt Weiser das Buch mit Hans Thomas Lebenserinnerungen und geht ruhig ins benachbarte Haus. Nach der Präsentation und Liedbeiträgen des Gesangvereins Eintracht Menzenschwand/Liederkranz Bernau konnten die Gäste einen für die Veranstaltung aufgebauten Pavillon beim Geburtshaus besuchen. Ausgestellt sind dort Kunstdrucke mit Kunstwerken von Hans Thoma.