Bernau – „Zu kurz“ heißt die vierwöchige Ausstellung im Bernauer Hans-Thoma-Museum. Sie zeigt sie eine Auswahl an Gemälden von Karl Bartels. Eigentlich, so Bürgermeister Alexander Schönemann in seiner Begrüßung im Rahmen der Vernissage, war man davon ausgegangen, während der Umbauphase gar keine Ausstellung zu zeigen. Daher sei es ein Glück, dass aufgrund des nahezu fertigen Dachumbaus zumindest eine kurze Präsentation zwischen geschoben werden konnte.

Anfang März hatte Museumsleiterin Margret Köpfer dank des Sammlungsverwalters Günter Hoffmann und des Vermittlers Jürgen Glocker die imposante Dauerleihgabe von 50¦Arbeiten des Malers Karl Bartels in Empfang nehmen können, von denen sie nun einen Querschnitt zusammengestellt hat. Günter Hoffmann hielt am Sonntag einen umfassenden Vortrag, und das Ehepaar Weiger spielte eine Reihe von Klavierstücken Antonio Diabellis.

Die Ausstellung präsentiert das erste noch existierende Gemälde Bartels‘, „Rehe im Wald“, dann Winterbilder und Ölpinselzeichnungen, aber auch Motive wie den Bernauer Friedhof. Die Winterbilder bilden mit ihrer in der Regel hohen Horizontlinie, ihren flächig gemalten Schneefeldern und der damit erzeugten Lichtstimmung, verbunden mit dem Eindruck von Beengtheit, so Günther Hoffmann, einen einzigartigen Blick auf die Ursprünglichkeit dieser Landschaft. Und Bartels‘ spezielle, seit den 1930er Jahren entwickelte Technik der Ölpinselzeichnungen, habe es ihm ermöglicht, ganz spontan Augenblicke festzuhalten, die einen skizzenhaften Aspekt beinhalten und dennoch detailliert ausgearbeitet sind.

Diese Ölpinselzeichnungen, wusste Hoffmann zu berichten, seien ein „Verkaufsschlager“ geworden, während Bartels, der seit 1926 in der bewusst gewählten Abgeschiedenheit eines Häuschens in Hogschür lebte, wenig Gelegenheit hatte, seine Werke verkaufsorientiert zu präsentieren. Das tat seine geschäftstüchtige Frau teilweise.

Geboren 1867 in Bielefeld, studierte Bartels an der Königlichen Kunstschule Berlin, dann von 1889 bis 1892 an der Großherzoglich-Badischen Kunstschule in Karlsruhe. Als Meisterschüler von Hermann Baisch wurde Bartels von seinem Lehrer deutlich beeinflusst. Aus dieser Zeit stammen etliche Tiergemälde, von denen in der Ausstellung Pferdedarstellungen zeugen. Im Jahr 1906 fand Bartels erstmals den Weg nach Bernau, wo er zunächst bis 1918 lebte. In dieser Zeit gründete er auch eine Lernwerkstätte, in der er mit seinen Schülern Holzteller, Spanschachteln und ähnliche Gegenstände bemalte. Nach dreijähriger Wanderschaft auf der Baar zog es Bartels zurück nach Bernau, wo er erneut von 1921 bis zum Umzug nach Hogschür wohnte.

Drei Schaffensphasen machte Hoffmann bei Bartels aus. Die erste, von Baisch beeinflusste, reicht etwa bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Die zweite Phase bis zum Anfang der 1930er-Jahre ist geprägt durch eine dunkeltönige Farbpalette. In Bartels‘ Bildern finden sich keine Menschen, er malt auch keine reinen Naturstimmungen. Der Mensch als Motiv taucht darin indirekt auf, etwa in Form von gemähten Feldern, Ackerfurchen oder Gehöften. In der dritten Schaffensphase ist die Farbgebung vollkommen gelockert, aufgehellt, fast pastellartig.

Zum nicht existierenden Verhältnis zwischen Bartels und Thoma könne man nur spekulieren, sagte Hoffmann. Er vermutet eine gewisse Konkurrenzhaltung seitens Thomas hinter dessen völliger Nichtbeachtung, obwohl Bartels versucht habe, an Thoma heranzukommen. So habe nicht Thoma, sondern Bartels im Jahr 1901 die Bernauer Kirche ausgemalt, und als Bartels 1903 aufgrund seiner prekären finanziellen Situation einen Bittbrief an die Großherzogin sandte und diese Thomas Stellungnahme dazu einholte, der seit 1899 Akademiedirektor in Karlsruhe war, habe dieser ablehnend reagiert. Interessant ist auch die Tatsache, dass Bartels aufgrund seiner Winterbilder öfters als „Winterkönig“ apostrophiert wurde, während von Thoma nahezu keine Winterbilder existieren.