Bernau – Die Seilerei ist für Adalbert Mayer ein Hobby, gelernt hat er das Herstellen der Seile in seiner Jugend von seinem Vater, einem Seilmacher, dem er nach der Schule oft zur Hand gegangen ist. „Seile waren ein Heiligtum“, erinnert sich ein Besucher der Bernauer Holzschneflertage, dessen Familie früher eine Landwirtschaft auf dem Feldberg betrieben hatte. Sie wurden in der Landwirtschaft für vieles gebraucht. Eine Frau zückt gleich den Geldbeutel und kauft ein Seil. Sie wandere gerne, erklärt sie dazu. Ein Seil dabeizuhaben, könne nicht schaden, man wisse ja nicht, was komme.
Etwas zögernd nähern sich zwei Mädchen dem Seilmacher. Aber dann packen sie doch zu und drehen an der Kurbel, um die einzelnen Fasern zu einem Seil zusammen zu drehen. Und natürlich wollen sie das selbst gedrehte Seil mit nach Hause nehmen. Mayer hat zudem viel Wissenswertes parat: Etwa, dass die bekannte Hamburger Reeperbahn einst die Straße war, in der Seile für die Schifffahrt hergestellt wurden. Denn, so Mayer, in Hamburg wird das Seil auch Reep genannt.
Trachtensticken und Klöppeln
Viel Geduld und Fingerspitzengefühl brauchen die beiden Trachtenstickerinnen, um das Motiv mit Goldfaden millimetergenau auf den Stoff zu übertragen. Aber dieser Aufwand lohnt sich, davon können sich die interessierten Besucher überzeugen. Als ungemein fingerfertig erweisen sich auch die beiden Klöpplerinnen, mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegen sie die spindelförmigen Holzspulen. So schwer sei das gar nicht, das könne jeder lernen, sagt Klöpplerin Sylvia Fritz. Und mit der Zeit müsse man gar nicht mehr hinsehen, fährt sie fort, für manchen Besucher kaum zu glauben.
Einen großen Vorteil habe das alte Handwerk: Man könne dabei bestens entspannen, erklärt eine Frau, die das Klöppeln bei Sylvia Fritz gelernt hat. Auch die Arbeit an einem alten Webstuhl wird bei den Holzschneflertage vorgeführt, und ein anderer Handwerker erläutert ein paar Schritte weiter die Funktionsweise eines Tischhobels.
Vor dem Heimatmuseum Resenhof geben außerdem Zimmerleute einen Einblick in ihr Handwerk und ein Düchelbohrer demonstriert das Herstellen von Wasserleitungen aus Holz. Die dabei anfallenden Bohrkerne erfreuen sich bei Kindern besonderer Beliebtheit: Kaum ist einer zu Boden gefallen, wird er auch schon eingesammelt und in die Tasche gesteckt.
Im benachbarten Forum Erlebnis:Holz, einem Gebäude aus Weißtannenholz mit Schindeldach, präsentiert sich derweil das moderne Bernauer Gewerbe in seiner ganzen Vielfalt, angefangen von der Holzschnitzerei über die Glasbläserei bis hin zu Keramiken, Skulpturen, Dekorationsartikeln und einigem mehr. Viele der Produkte stehen zum Verkauf und bei einigen der Aussteller lässt sich die Herstellung der Artikel auch vor Ort verfolgen.