Stefan Limberger-Andris

Das Glockengeläut der Kirchen ist ein Ausdruck des Glaubens. Am Internationalen Friedenstag läuten auch in Bonndorf die Kirchenglocken, um ein Zeichen des Friedens zu setzen. Das Geläut der katholischen Kirche St. Peter und Paul hat einen besonderen Bezug zum Frieden.

Schlägt bald die Stunde der Wahrheit? Die Finanzaffäre der Seelsorgeeinheit Bonndorf-Wutach wurde angezeigt.
Schlägt bald die Stunde der Wahrheit? Die Finanzaffäre der Seelsorgeeinheit Bonndorf-Wutach wurde angezeigt. | Bild: Wolfgang Scheu

Die Petrus- und Marienglocke sowie die Heilands- und Engelsglocke der katholischen Pfarrkirche Bonndorf haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Petrusglocke hängt 2019 seit 70 Jahren im Kirchturm, die anderen drei seit 170 Jahren. Die Große Glocke wurde 1942 zerstört, die Heilands- und die Engelsglocke schienen Anfang der 1940er Jahre für Bonndorf ebenfalls verloren, weil sie als Metallspende im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen werden sollten. Beide Glocken fanden 1948 den Weg zurück in den Südschwarzwald, die Große Glocke wurde durch die Petrusglocke ersetzt.

Die Petrusglocke ersetzt seit 1949 die 1942 zerstörte Große Glocke.
Die Petrusglocke ersetzt seit 1949 die 1942 zerstörte Große Glocke. | Bild: Wolfgang Scheu

Das ursprüngliche Geläut der Pfarrkirche war 1842 durch einen Brand zerstört worden. Die Pfarrgemeinde beschloss, ein vierstimmiges Geläut anzuschaffen, dass 1849 durch die Glockengießerei Karl Rosenlächer aus Konstanz angeliefert wurde. Religiöse Texte und Geschichtliches zum einstigen Kloster, zur Kirche und zur Säkularisation schmückten die Glocken. Die Bonndorfer Gläubigen setzten auf eine etablierte Glockengießerei – das Unternehmen Karl Rosenlächer hatte auch das Festgeläut des Freiburger Münsters in den Jahren 1841 bis 1843 gegossen.

Große Glocke wird zerschlagen

Blieb das kirchliche Geläut in Bonndorf im Ersten Weltkrieg noch von der Demontage verschont, traf es die große und die beiden kleinen Glocken im Zweiten Weltkrieg. Sie wurden im August 1942 im Rahmen einer sogenannten Metallspende vom Turm genommen. Die Große Glocke wurde am 25. August 1942 in zwei Teile zerschlagen, da sie nicht durch die Turmöffnung passte. Metallspenden dienten dazu, in den beiden Weltkriegen begehrte Rohstoffe – insbesondere Kupfer, Messing, Zinn und Zink – zu sammeln und einzuschmelzen, um sie in der Rüstungsindustrie zu verwenden, etwa um Geschosshülsen daraus zu fertigen.

90 000 Glocken auf dem GLockenfriedhof

Zentrum der Metallsammlungen in der NS-Zeit war der Glockenfriedhof in Hamburg. Rund 90 000 Glocken waren dorthin gebracht worden, um sie einzuschmelzen. Darunter befanden sich auch die drei Bonndorfer Glocken. Bis Kriegsende waren etwa 15 000 dieser Glocken noch nicht eingeschmolzen, wurden aufwendig identifiziert und fanden weitgehend alle zurück an ihre ursprünglichen kirchlichen Orte.

Rückkehr nach Bonndorf

So erging es auch den beiden kleinen Glocken aus Bonndorf – die 380 Kilogramm schwere Heilandsglocke und die 150 Kilogramm schwere Engelsglocke wurden im Januar und Juli 1948 vom Glockenfriedhof Hamburg nach Bonndorf zurückgebracht und erneut im Kirchturm der Bonndorfer Pfarrkirche installiert. Die zerschlagene Große Glocke wurde durch die 1500 Kilogramm schwere Petrusglocke aus der Gießerei Benjamin Grüninger in Villingen ersetzt, die ihr Werk 1949 nach Neu-Ulm verlagert hatte. Diese Glocke verweist auf die zerstörte Vorgängerin.

Weitere Bedeutung für die Gläubigen

Wenn am Freitag, 21. September, die Kirchenglocken von 18 bis 18.15 Uhr läuten, so hat dies eine ganz eigene Bedeutung für Bonndorf. Die Menschen werden an den Internationalen Friedenstag im europäischen Kulturerbejahr erinnert. Und sie werden daran erinnert, dass ein Teil des Geläuts ihrer katholischen Kirche vor 70 Jahren wieder den Weg zurück in den Südschwarzwald fand.

Auch ökumenische Feier

Es läuten nicht nur die Glocken der katholischen Kirche, auch die evangelische Kirche in Bonndorf beteiligt sich daran. Um 18.15 Uhr ist zudem ein ökumenisches Friedensgebet in der evangelischen Kirche vorgesehen.