Bonndorf Die Jahreshauptversammlung der Bürgerinitiative Bonndorf im Bürgersaal von Oberwangen war gleichzeitig eine Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit. Etwas irritiert waren die ankommenden Teilnehmer, weil vor dem Eingang eine mächtige Rauchwolke aufstieg und drei große Behälter dastanden, die für 25.000 Liter Schwefel, 50.000 Liter Phosphorsäure sowie 30.000 Liter Heizöl standen. Damit sollten die Jahresmengen der geplanten Klärschlamm-Verbrennungsanlage Komphos dargestellt werden.

Schriftführerin Angelina Wild gab eine Zusammenfassung der Aktivitäten der Initiative. An drei öffentlichen Terminen hatten die Mitglieder teilgenommen. Den Besuch im Umweltministerium Stuttgart bewertete sie als Reinfall, weil die Politik es positiv sehe, wenn solche Projekte geplant werden. Bei der Infoveranstaltung des Komphos-Bauherren und bei einer Gemeinderatssitzung in Bonndorf habe die Bürgerinitiative kein Rederecht erhalten.

Im Vorstand wurden viele Sitzungen abgehalten, in denen das weitere Vorgehen gegen die Verbrennungsanlage besprochen wurde. Anfang des Jahres fuhren Mitglieder zur Anlage in der Staufener Bucht. Dort habe sich nach eineinhalb Jahren gezeigt, dass die Verbrennung ohne erhöhte Grenzwerte noch nicht möglich ist. Mit der Phosphorrückgewinnung habe man dort deswegen noch gar nicht begonnen. Im März dieses Jahres übergab der Vorstand der Bürgerinitiative dem Rathaus Bonndorf mehr als 260 Stellungnahmen, für die sich der Vorsitzende Michael Wagenknecht bei den Mitgliedern herzlich bedankte. Kassiererin Simone Bernhart dankte in ihrem Bericht für großzügige Spenden.

Die Initiative schaltete in der Versammlung Umweltchemiker Klaus G. Steinhäuser vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland als Fachberater per Internet zu. In seinem Vortrag verdeutlichte er seine Einschätzung, dass die Rückgewinnung von Phosphor zwar ein wichtiges Ziel sei, dass das Projekt Komphos jedoch „zur falschen Zeit am falschen Ort“ komme. Steinhäuser erklärte, dass die meisten Rückgewinnungsverfahren technisch unausgereift, ökologisch nicht bewertet und rechtlich nicht abgesichert seien. Die im Klärschlamm befindlichen problematischen Stoffe würden weit höhere Standards benötigen als derzeit geplant seien, so Steinhäuser.

Die Bürgerinitiative kritisierte nach wie vor den Standort der geplanten Anlage. Bonndorf sei weder infrastrukturell geeignet noch in ein überregionales Entsorgungskonzept eingebunden.