Südschwarzwald – Jugendliche aus Ewattingen, Mundelfingen und Döggingen strömen am Freitagabend in den Proberaum des Dögginger Musikvereins. Bei lautem Lachen wuseln Klein und auch schon etwas Größer durch das Zimmer, richten Stühle, Notenständer und Instrumente. Fast wirkt es so, als herrsche Chaos – doch sobald sich die Kinder an ihre Musikinstrumente setzen, wird es plötzlich still. Die Konzentration ist greifbar. Dirigentin Kathrin Parthie zückt ihren Taktstock, und die Probe des Jugendorchesters Crossover beginnt. Klarinetten, Querflöten, Posaunen, Trompeten, ein Saxofon und ein Schlagzeug findet man im Register der Nachwuchsmusiker.

Das Jugendorchester Crossover gibt es seit März vergangenen Jahres. Es soll Nachwuchsmusiker darauf vorbereiten, in einem Musikverein zu musizieren. Aktuell spielen 32¦Mädchen und Jungen im Alter zwischen elf und 16¦Jahren mit. Die beiden erwachsenen Köpfe von Crossover sind Kathrin Parthie und Alexander Glunk. Parthie übernimmt die musikalische Leitung, Glunk ist neben der Aufgabe als Organisator auch Vizedirigent.

Auf Initiative von Alexander Glunk, der neben der Arbeit für das Orchester Crossover auch als Jugendbeauftragter des Ewattinger Musikvereins tätig ist, setzten sich die Musikvereine aus Ewattingen und Mundelfingen im vergangenen Sommer zusammen. „Ich habe schon länger überlegt, wie man die Nachwuchsmusiker neben dem regulären Einzelunterricht fördern könnte“, berichtet Glunk. So tüftelten die befreundeten Vereine an der Idee eines gemeinsamen Jugendorchesters. Kathrin Parthie, Jugendleiterin von Mun­delfingen, war sofort begeistert von dem Konzept. „Ich habe Musik auf Lehramt studiert und wollte schon immer ein Jugendorchester leiten – deshalb habe ich sogar einen Dirigentenschein gemacht“, erzählt sie.

Parthie brachte die Idee ein, die Jugendlichen des Musikvereins aus Döggingen mit ins Boot zu nehmen. „Ein einzelner Verein kann kein Jugendorchester auf die Beine stellen, da nicht genügend Instrumentengruppen vertreten wären. Durch die Kooperation von drei Vereinen haben wir musikalisch viel mehr Möglichkeiten“, sagt Glunk. Die Sorge sei groß, dass Kinder abspringen, bevor sie in das große Orchester aufgenommen werden, berichtet Kathrin Parthie: „In der Vergangenheit haben viele Jugendliche vor dem Bronzenen Leistungsabzeichen mit dem Musizieren aufgehört, da es ihnen zu langweilig wurde.“

Normalerweise hätten die Nachwuchsmusiker vier Jahre Einzelunterricht, bevor sie in einer Gruppe spielen und Auftritte haben. In dieser Zeit würden viele die Lust verlieren, denn die Möglichkeit, das Gelernte zu präsentieren und gelegentlich mal ein Lob einzustreichen, gebe es nicht. Bei Crossover werden die Jugendlichen ab dem Juniorleistungsabzeichen in das Vororchester aufgenommen – das Abzeichen erhalten die Musiker nach etwa einem Jahr Einzelinstrumentalunterricht. „Ab diesem Zeitpunkt können die Jugendlichen Auftritte spielen und haben Erfolgserlebnisse“ – das motiviere extrem, sagt Parthie.

Die Musikerinnen und Musiker von Crossover hatten bereits einige Auftritte – zum Beispiel an den Jahreskonzerten oder Veranstaltungen der jeweiligen Musikvereine. Am 21.¦Dezember spielten die Jugendlichen Weihnachtslieder auf dem Augustinerplatz in Freiburg. Doch stehe bei Crossover der Spaß am Musizieren, das gegenseitige Kennenlernen und die Gemeinschaft der Jugendlichen im Vordergrund.

Die Organisation und Koordination der Musikproben von Jugendlichen aus drei verschiedenen Gemeinden sei gar nicht so einfach, berichtet Alexander Glunk – zumal sich die Vereine zum Teil in unterschiedlichen Landkreisen befinden. „Wir proben rotierend in allen drei Ortschaften im Probelokal der Musikvereine“, erklärt der Vizedirigent. Den Hinweg zur Probe könnten die Jugendlichen mit dem Linienbus bewältigen, der Rückweg werde durch Fahrgemeinschaften der Eltern gestemmt. Kathrin Parthie und Alexander Glunk ist es wichtig, mit den Kindern in jeder der drei Gemeinden zu proben. „Die Kinder sollen den Bezug zu dem Musikverein, in dem sie irgendwann spielen werden, nicht verlieren“ – denn darum geht es eigentlich bei dem Jugendorchester. Crossover ist in erster Linie als Vorstufe des normalen Musikvereins gedacht.