Nicht mehr lange, dann übernehmen in Bonndorf die Narren die Herrschaft. So ein närrischer „Putsch“ will gut vorbereitet sein. Das Städtle ist bereits prächtig mit Narrenbändeln geschmückt. Auch auf vielen anderen Ebenen sind die Pflumeschlucker rührig unterwegs, damit ab dem Schmutzige Dunschdig alle eine glückselige Fasnet feiern können.
Intensiv auf die Fasnet vorbereitet wurden in diesen Tagen die Drittklässler der Grundschule. Wenn auch nicht in der Höhle des Löwen, so doch im Zunfthüsli der Pflumeschlucker erklärte Narrendiener Michael Goldberg gemeinsam mit seinem Sohn Matthias, Narrenbolizei Alexander Wetz sowie Fozlihansele Frank Wetz den neugierigen Mädchen und Jungen, was es mit der Fasnet auf sich hat.
Weshalb ist der Schirm der Pflumeschlucker blau? Was gehört zum kompletten Häs? Was bedeutet die Pflaume im Mund der Maske? Welche Figuren sind auf dem Häs abgebildet? Woher kommt der Käppeligeist? Und wieso ist die Stallackerkatz auf dem Bein? Gruselgeschichten und Narretei fügen sich dabei eng zusammen. Die Kinder kann das nicht erschrecken. Wissen doch die meisten von ihnen, wie kinderlieb und freundlich ein Pflumeschlucker ist. Da gibt es ganz andere Fasnachtsfiguren, die das Fürchten lehren könnten.

Die Frage nach Hexen taucht auch auf bei der Fachsimpelei über Fasnet. Und ganz ohne Hexen müssen dank der Sumpflochhexen auch die Bonndorfer nicht leben. Die Mädchen und Jungen dürfen sich die Masken aufsetzen. Respektvoll handhaben sie die geschnitzten Kunstwerke, die zwar grob aussehen mögen, aber bei Weitem nicht so unempfindlich sind. Auch ein Gschell dürfen sie sich umhängen, merken bald, wie schwer diese Last im Verlauf eines langen Umzugsweges werden kann. Auch die Narrenbolizei erweist sich als Kinderfreund, lässt die Jungen und Mädchen die Schelle läuten oder den Säbel halten. Nichtsdestotrotz erfahren die Kinder, dass es auch an der Fasnet einer Autorität bedarf. Und die ist in diesen Tagen nun einmal die Narrenbolizei, über die es derbe Narrensprüchle gibt.
Auch der Fozlihansel stellt sich vor, lässt großzügig seine Klatsche die Runde machen. Seit beinahe einem Vierteljahrhundert führt Frank Wetz im historischen Häs den Narrensprung am Schmutzige Dunschdig an. Und dieser Tag hat noch eine weitere Besonderheit. Der Narrenrat lässt sich auf dem Stammen mit einem historischen Fuhrwerk zum Rathaus kutschieren, um dort das Zepter zu übernehmen. Auch darüber erzählt Michael Goldberg den Kindern einiges: dass auf diese Art früher Holz geerntet wurde, weshalb die Elfer Geräte wie ein Fernrohr, einen Zirkel oder den riesigen Schlüssel mit sich führen. Und weshalb sich am Abend alle in ein weißes Hemd kleiden. Einmal wenigstens, so erzählt er den Kindern, sollen alle gleich sein, ohne soziale Unterschiede. Und wann gelänge dies besser als an der Fasnet?
Schmutzige Dunschdig
Bald schon ist die närrische Ungeduld der Kinder förmlich zu greifen. Wann geht es endlich los? Man übt gemeinsam das Gumpen, viele beherrschen das schon ausgezeichnet. Michael Goldberg weckt Lust auf Wurst und Wecken, die nach den Umzügen und vor allem beim Auswerfen dienstags an Kinder verteilt werden. Er überzeugt sich am Ende noch davon, dass die Mädchen und Jungen auch einige Narrensprüchle beherrschen, bei denen es gar nicht derb genug zugehen kann. Fasnet eben. Dabei darf man – beinahe – alles, sogar wüste Wörter sagen.
„Man merkt sofort, welche Kinder die Fasnet von Haus aus kennen. Denen, die sie nicht kennen, wollen wir unser Brauchtum vermitteln und das macht allen Spaß. Die Kinder sollen die Fasnet verstehen können“, erklärt der Narrendiener die Beweggründe der Pflumeschlucker für diese spezielle Schulstunde. Die Lehrkräfte unterstützen das, ist es doch auch ihr Anliegen, dass Kinder heimisches Brauchtum und Traditionen verinnerlichen. Und so wissen nach dem Besuch im Zunfthüsli der Pflumeschlucker wieder ein paar mehr, wo der Latschariplatz ist und weshalb an Kinderumzügen manchmal die Sonne vorweg läuft. Am Schmutzige Dunschdig jedenfalls, wenn die Narren die Schüler befreien, dürften die Drittklässler einiges mit anderen Augen sehen.