Bonndorf – Mathias Geib kann es auch nach seiner Pensionierung nicht lassen. Der evangelische Pfarrer reiste vom Bodensee zur Bonndorfer Narrenmesse, um närrisch zu predigen. Er sei mehrfach angesprochen worden, ob er wieder am ökumenischen Fastnachtsgottesdienst mitwirken wolle. Mit seiner Frau Ina habe er beschlossen, diesem Wunsch zu entsprechen. „Ich hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen“, verrät Geib. Hier kenne man sich, in Radolfzell müsse er sich noch einleben.

Die Fastnachtspredigten von Mathias Geib haben Kultstatus. Entsprechend gut war der Gottesdienst besucht – von Schnecken, Störchen, Fröschen, Räubern, Pflumeschluckern und vielen weiteren Narren. In formidabler Büttenredenmanier spannte Geib einen gelungenen Bogen von einem Text aus dem Alten Testament über die Bonndorfer Narretei bis zur aktuellen weltpolitischen Lage und gesellschaftlichen Missständen. Bezugnehmend auf das Fastnachtsmotto „In Bonndorf isch tierisch was los“ wählte der Geistliche Kapitel 22 aus dem Buch Numeri, in dem die Schlüsselrolle einem Esel zukommt. Von tierischer Bockstarrigkeit über menschliche Verblendung, von der Freiheit des Einzelnen, jederzeit zwischen Fluch und Segen wählen zu können, bis hin zu politisch gefährlicher Intoleranz bündelte Geib in humorigen Reimen vieles, das gründliches Nachdenken verdient.

Hausherr Pfarrer Fabian Schneider fügte sich nicht minder launig dem närrischen Diktat und genoss die humorig philosophischen Betrachtungen seines Amtsbruders. In gemeinsamen Fürbitten demonstrierten Pflumeschlucker, Schnecken und Störche ihr Miteinander, eine Kleinstabordnung der Stadtmusik mit Organist Mario Isele bot musikalisch einen passenden Rahmen. Am Ende stimmten alle gemeinsam ins „Pflume hie und Pflume her“ ein.

Narrengottesdienste sind per se nichts Außergewöhnliches. Besteht doch zwischen Kirchenkalender und Fastnacht ein unmittelbarer Zusammenhang. Der ökumenische Gottesdienst der Pflumeschlucker in der Kirche St. Peter und Paul ist etwas Besonderes: Ein evangelischer Pfarrer predigt in einer katholischen Kirche. Dies ist allein schon ein Alleinstellungsmerkmal der Pflumeschluckerstadt. Mathias Geib, pensionierter Pfarrer der früheren evangelischen Kirchengemeinde Bonndorf-Wutach, war eigens dafür von seinem Altersruhesitz in Radolfzell nach Bonndorf gereist.