Herr Albert, wie sind Sie Museumsführer in Boll geworden?

Ernst Albert: Ich war schon seit dem Jahr 2000 Museumsführer in der Museumsmühle Blumegg-Weiler. Da hat mich der damalige Chef des Fremdenverkehrsamts, Dieter Rathgen, gefragt, ob ich nicht die Führungen in der Museumsmühle Boll übernehmen möchte. Seine Ehefrau Inge und Reinhard Götz, die seit Eröffnung der Mühle im Jahr 1993 viele Gruppen über die Arbeit des Müllers informierten, wollten sich aus Altersgründen zurückziehen. Am Mühlentag 2005 führte ich deshalb zum ersten Mal durch das Mühlenmuseum Boll.

Wie wurde Ihr Interesse geweckt?

Albert: Da muss ich zurückgehen bis in die 1970er-Jahre. Der damalige Bonndorfer Forstdirektor Thomas Heidegger hat mich als Fremdenführer für den Schwarzwaldverein und für den Kurverein gewonnen. Da bin ich jeden Dienstag und Donnerstag mit einer Gruppe von Leuten durch die Schlucht und auch zu Mühlen gegangen. Meine Leidenschaft für Mühlen wurde durch den Architekten und Mühlenrestaurator Theo Gremmelspacher aus Hinterzarten geweckt. Er hatte viele Mühlenrenovierungen geleitet, auch die von der Mühle in Blumegg-Weiler. Von ihm, wie auch von der Wirtin des Gasthauses Am Grünen Berg, Maria Hugel, habe ich viel Interessantes erfahren und auch unheimlich viel rund um die Mühle und die Mühlenarbeit gelernt.

Was fasziniert Sie an der Mühle in Boll?

Albert: Eigentlich alles. Es ist eine hochmoderne und für mich immer noch hochinteressante Mühle. Sie hatte schon eine Getreidereinigungsanlage, die in der Kalker Trieurfabrik Mayer hergestellt wurde. Für damalige Zeiten war die Anlage etwas Besonderes, mit ihr konnte man nicht nur die Unkrautsamen aus dem Getreide auslesen, sondern mit Sortiersieben gleichzeitig nach der Dicke seiner Körner sortieren, sodass man mehrere Sorten reines Getreide erhielt. Der aus Süßwasserquarz aus der Region um Paris hergestellte Läuferstein ist außergewöhnlich. Da der Transport über die große Entfernung schwierig und teuer war, wurden die Steine nicht aus einem Stück, sondern in Blöcken zusammengesetzt. Stahlreifen und Bindemittel halten den auf der Rückseite mit einer Füllmasse aufgefüllten Mühlstein zusammen. Es ist wohl der wertvollste Mahlstein. Und dann hob sich die Mühle mit einem 80- bis 83-prozentigen Ausmahlungsgrad von den übrigen ab, die oft nur zwischen 63 und 72 Prozent ausmahlen konnten. Dadurch konnte der Boller Müller gute Gewinne erzielen. So eine Mühle in dem Zustand und in der Vielfalt habe ich noch nirgends gefunden. Und ich kenne sicher 50 Mühlen.

Gibt es einen Nachfolger für Sie?

Albert: Ja, es freut mich besonders, dass Meinrad Götz künftig die Führungen übernimmt. Er ist Elektronikingenieur und kennt sich auch mit den technischen Details der Mühle bestens aus. Er war bereits mit seinem Vater, von dem viele technische Zeichnungen in der Mühle deren Funktion beschreiben, im Freundeskreis Boller Mühle aktiv und ist jetzt seit geraumer Zeit mit den Vorbereitungen für den Mühlentag am Pfingstmontag beschäftigt.

Fragen: Christa Maier

Zur Person: Ernst Albert aus Wellendingen war 20 Jahre Museumsführer in Boll, seit 25¦Jahren präsentiert er auch die Mühle in Blumegg. Beim Mühlentag am 9. Juni führt Meinrad Götz durch die Mühle in Boll.