Bonndorf „Jede Menge Froschlaich“, ruft Martin Scheuble aus, während er vom Ufer über den Teich späht. Die gallertartige Masse auf dem Wasser ist nicht zu übersehen. Und wie aufs Kommando lugt dort ein leibhaftiger Teichfrosch aus dem Wasser – um angesichts seiner Beobachter panisch wieder abzutauchen. Martin Selz wirft derweil einen Blick gen Himmel. „Da kommt der nächste Gast“, freut er sich, ein Rotmilan kreist hochinteressiert über den kleinen Gewässern, hier könnte ein Örtchen etwa für Mäuse sein – und damit dem Raubvogel ein gefundenes Fressen. Mit wachsender Begeisterung schlendern die Naturschutzwarte des Schwarzwaldvereins Bonndorf auf dem Trampelpfad an den beiden Teichen entlang, auf der ehemaligen Bahntrasse beim Wanderparkplatz Bahnbrücke nahe der Bundesstraße 315. Die Wasserflächen bilden das Herzstück des Biotops. Die Naturschutzwarte haben vor gut einem Jahr viel für das Gelände getan. Den Erfolg sehen sie jetzt.
Ohne Pflegemaßnahmen kein Biotop
In den 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte der engagierte Bonndorfer Lehrer Emil Kümmerle mit seinen Schülern den feuchten Lebensraum angelegt. Doch nachdem ihn später niemand mehr pflegte, trockneten die Teiche aus, im Sommer verdunsteten die letzten Reste Wasser. Weniger Sensible missbrauchten das Areal als Müllkippe – typisches Schicksal eines Grabens neben einer öffentlichen Grillstelle. Von Biotop war da keine Rede mehr. Ein radikaler Eingriff des Schwarzwaldvereins Ende 2023 schuf die Voraussetzungen dafür, dass das Biotop heute wieder als solches bezeichnet werden kann. Unterstützt von Familien- und Vereinsmitgliedern sammelten Martin Selz und Martin Scheuble Müll ein, schnitten die Gehölze zurück und ließen zum gründlichen Ausschaufeln der verlandeten Teiche sogar für zwei Tage einen Bagger anrücken. An der Erneuerung des Biotops seien viele aktiv oder finanziell beteiligt gewesen, sagt Martin Scheuble, er zählt die Stadt Bonndorf auf, den Landkreis Waldshut, den BUND, den Stadtförster Steffen Wolf sowie den Landschaftserhaltungsverband LEV.
Nach dem Arbeitseinsatz vor gut einem Jahr sah es hier aus wie in einer Baugrube. Doch es hat sich einiges getan, das sieht sogar der Reporter. Wo damals Schlamm nach hohen Gummistiefeln rief, läuft man jetzt über turnschuhtaugliches Grün. Gräser aller Art bedecken den Boden neben den Teichen, die bis auf einen Stumpf abgeholzten Weiden schlagen wieder kräftig aus. Und am Uferrand wächst Schilf in die Höhe. Künftig soll eine Tafel beim Parkplatz Besucher auf die Arbeit des Schwarzwaldvereins hinweisen. So wie die kecken Frösche bevölkern zahlreiche weitere Lebewesen Wasser und Ufer. Martin Scheuble deutet auf eine Stelle im Teich: „Da war eine Kröte!“ Bald seien hier Krötenschnüre zu sehen, wie eine Perlenschnur aufgereihte Eier. Und noch viel mehr Getier hat sich nach Ansicht der Naturschutzwarte angesiedelt: Libellenlarven warten im Wasser auf ihren Erstflug in vielleicht zwei Jahren, Berg- und Kammmolche bereiten ihre Familienplanung vor. Feuersalamander, Blindschleichen und Ringelnattern winden sich durch die Gräser. Und unzählige Insektenarten haben sich ihre kleinen Nischen zwischen Wald, Wiese und Wasser erobert. Ganz wie der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Martin Schwenninger es vor einem Jahr voraussagte: Mit Nachdruck hat sich die Natur das Stückchen Land zurückgeholt.
Wichtig: Keinen Müll liegenlassen
Allerdings hat sich noch eine Prognose von Martin Schwenninger bewahrheitet: Die Vermüllung des Biotops geht munter weiter. Oben am Parkplatz glaubte jemand, sein Badezimmerschränkchen abladen zu müssen, direkt auf die Grillstelle. Martin Scheuble schüttelt nur den Kopf. „Das hätte man leichter entsorgen können.“ Martin Selz fischt derweil mehrere leere Wodkafläschchen vom Teichrand und schnappt sich eine achtlos weggeworfene Aluschale. Das kennt er schon. „Ich habe immer eine Mülltüte dabei, wenn ich in die Natur gehe“, sagt er. Jedes Mal, wenn er zum Biotop kommt, sammelt er Abfall ein. Aus Erfahrung weiß er: Wo bereits Müll zu sehen ist, werfen andere ebenfalls ihren Unrat hin.
Den eigenen Müll wieder mitzunehmen, das ist daher ein dringender Rat, den die Naturschutzwarte neugierigen Besuchern des Biotops geben. Am besten bleibe man dabei auf der Waldseite der Teiche, denn gegenüber, zur Straße hin, könnten Gäste Fauna und Flora zu sehr stören. Und dann nennt Martin Selz noch eine wichtige Grundregel gegenüber den Tieren: „Nur gucken – nicht anfassen. Anschauen und mit Freude wieder gehen.“