Südschwarzwald – Vielleicht war es ein genervter Autofahrer, der seinem Ärger mittels Spraydose Luft verschaffte. „Steuerverschwendung“ und ähnliche Parolen hat ein Unbekannter in der vergangenen Woche in leuchtend orangefarbener Schrift auf ein provisorisches Bauwerk an der Landesstraße 171 geschrieben. Aufgrund ihrer Optik auch Lego-Mauer genannt, soll sie an der L171 zwischen Ewattingen und der Wutachmühle dafür sorgen, dass der Hang nicht weiter abrutscht. Autofahrer müssen ihretwegen eine halbseitige Sperrung der Straße hinnehmen und mitunter an einer Ampel warten.

Das Regierungspräsidium (RP) in Freiburg hat umgehend dafür gesorgt, dass die kritischen Sprüche beseitigt werden. Schon einen Tag später waren sie wieder verschwunden. Dafür nennt Dieter Bollinger, Leiter des Straßenbaureferats beim RP in Bad Säckingen, zwei Gründe. „Je schneller Graffiti übermalt werden, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sprayer erneut tätig werden“, erklärt Bollinger. Zum anderen sei das Übermalen sicherheitsrelevant. „Verkehrsteilnehmer sollen so wenig wie möglich abgelenkt werden“, sagt der Verkehrsexperte.

Inhaltlich ließen die Sprüche auf der Mauer Bollinger kalt. Hätte der Täter das als Leserbrief an die Zeitung geschickt, „wäre nichts zu beanstanden gewesen“, sagt der Referatsleiter. Dass es sich bei der Lego-Mauer wie behauptet um Steuerverschwendung handele, lässt er aber nicht gelten. Die Sperrung sei seit dem 8. November wegen eines Hangrutsches an der Straße unvermeidlich. „Es blieb uns keine andere Möglichkeit, als die Straße halbseitig zu sperren“, sagt Bollinger, und: „Anderenfalls hätten wir einen Teil des Hangs abtragen müssen – und da hätte das Risiko bestanden, dass er sofort nachrutscht.“

Die Mauer hat Geologen Zeit gegeben, um herauszufinden, wie man den Hang am besten sichert. Die Untersuchungen ergaben, dass im Untergrund Lehmschichten sind. Wenn diese nass werden, seien sie nach Aussage eines Geologen rutschig wie Schmierseife. Das darüber liegende Material könnte sich beim kleinsten Anlass in Bewegung setzen.

Ein Gegenmittel an der L171 haben die Geologen bereits gewählt. Wo jetzt die Lego-Mauer noch in die Straße ragt, soll künftig eine Gabionenwand den Hang am weiteren Rutschen hindern. Dabei handelt es sich um mit Steinen gefüllte Drahtquader, die übereinandergestapelt werden können. Nach dem Bau wären beide Spuren wieder frei. Im Haushalt des Regierungspräsidiums sind dafür 200.000 Euro vorgesehen. Wann gebaut wird, steht noch nicht fest, ein Termin in der zweiten Jahreshälfte sei wahrscheinlich. Sicher ist sich Dieter Bollinger jedoch bereits, dass die Straße zu diesem Zweck nicht voll gesperrt werden müsse.

Rangerin kündigt Sperrung an

Das wird 2025 nicht überall so sein. Wutach-Rangerin Mareike Matt hatte in ihrem Rundbrief angekündigt, dass wegen Hangsicherungsarbeiten Ende Juli die Landesstraße 170 zwischen Bonndorf und Löffingen voll gesperrt werden müsse. Diese Straße, die zweite wichtige Verbindung durch die Wutachschlucht, ist zurzeit halbseitig gesperrt. Den von Matt genannten Termin wollte das RP nicht bestätigen. Doch schon im vergangenen Jahr sei angekündigt worden, dass an der L170 Arbeiten nötig sein würden. Besorgten Autofahrern versichert RP-Sprecherin Heike Spannagel: „Ganz sicher werden wir nicht gleichzeitig die L170 und die L171 voll sperren.“ Auf der L171 sind Autofahrer seit der Nacht zu Freitag einer weiteren Behinderung ausgesetzt. Auf der Brücke über die Wutach wurde, wie angekündigt, die Fahrbahn verengt. Künftig soll sich aus Sicherheitsgründen stets nur noch höchstens ein Lastwagen auf der Brücke befinden. Sie besteht aus demselben Material wie die Carolabrücke in Dresden, die im vergangenen Jahr plötzlich zusammenbrach. Dieses Risiko soll auf der Wutachbrücke ausgeschlossen werden.

Dieter Bollinger hat die Situation an der Engstelle am Freitagnachmittag überprüft. Bisher habe es keine Probleme gegeben. Man müsse die Beobachtung allerdings auf den morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr ausweiten, sagt er. Mittelfristig soll eine neue Brücke gebaut werden. Das könnte laut RP im Jahr 2027 realisiert werden.