Bonndorf In seinem Bemühen um die Museumsmühle Boll, die am Pfingstmontag, 9.¦Juni, dem Deutschen Mühlentag, wieder zu besichtigen ist, hat Meinrad Götz bei der Stadt Bonndorf, der Tourist-Info und dem langjährigen Museumsführer Ernst Albert offene Türen vorgefunden. Dieser wird künftig ebenfalls ehrenamtlich den Besuchern die interessante Mühlentechnik mit ihren raumgreifenden Räderwerken und diversen Maschinen vorstellen und die 300-jährige Mühlengeschichte wieder aufleben lassen.

Doch bis zum Mühlentag gab und gibt es noch einiges zu tun. Die Generalreinigung ist bereits erfolgt, denn nicht nur Spinnen und manchmal auch Mäuse haben sich in dem historischen Gemäuer eingerichtet. Auch die Hinterlassenschaften von Mardern forderten Meinrad Götz heraus. Auf die Tatsache, dass die Treibriemen im Sommer länger als im Winter sind und daher Spannung verloren geht, reagiert der künftige Museumsführer derzeit mit dem Anziehen der Bindeschnüre oder dem Neuversetzen der Drahtklammern. Auch das Aufbringen von Riemenharz zur Verhinderung des Rutschens der Transmissionsriemen oder diverse Wartungsarbeiten sind Arbeiten, die ihn im Vorfeld des Mühlentags beschäftigen.

Glockensignal für den Müller

„Diese Schnüre müssen wir auch noch ersetzen“, zeigt Meinrad Götz auf die ausgeklügelte Signalisierungsanlage, die dem Müller mit einem hellen Glockensignal anzeigte, wenn der Mühlstein nach neuem Korn verlangte.

Seit Jahrhunderten waren und sind Mühlen generell unverzichtbar und lebensnotwendig, um das in der Landwirtschaft angebaute Getreide für das tägliche Brot zu mahlen. Als Energielieferant diente dabei im Schwarzwald seit Jahrhunderten die Wasserkraft. In Boll waren mit dem Dorfbach und der topographischen Lage des Ortes die Voraussetzungen für eine Mühle günstig.

So ist es nicht verwunderlich, dass es in Boll einst sogar fünf Mühlen gab, die alle von dem Mühlenweiher im Gewann „Hüdel“ mithilfe der Wasserräder in Gang gesetzt worden sind. Einzige noch erhaltene Mühle ist die ehemalige obere Mühle, die heute als Mühlenmuseum Boll präsentiert wird. Fast 300¦Jahre lang klapperte die einstige Wassermühle gegenüber dem früheren Gasthaus zum Grünen Berg. Das Mühlengebäude stammt aus dem 16.¦Jahrhundert und dürfte anfangs als Pfarrhaus genutzt worden sein, bevor es als Beimühle für die etwas unterhalb des Mühlengebäudes gestandenen Hauptmühle umgebaut wurde.

Im Jahr 1820 kaufte Johann Baptist Keller die Boller Mühlen, seine acht Kinder sicherten die Nachfolge. 1838 erbaute er auch das gegenüberliegende Gasthaus zum Grünen Berg. Mühlen und Gasthaus gingen im Jahr 1880 in den Besitz von Friedrich Hugel über. Nach einem Brand der Hauptmühle 1925 wurde diese nicht mehr aufgebaut. Doch die obere Mühle klapperte auch in zweiter Generation unter Rudolf Hugel weiter und anschließend auch für dessen Sohn Friedrich Hugel.

Die Mühle wurde nur mit Wasserkraft betrieben, wobei das erforderliche Wasser aus dem 300¦Meter entfernten Mühlenweiher entnommen und über ein Rohrleitungssystem bis zum oberschlächtigen Wasserrad weitergeleitet wurde. 1925 wurde das Holzwasserrad durch ein in Stahlkonstruktion gefertigtes Wasserrad ersetzt. Dieses treibt über ein Kronrad- und ein Stirnradgetriebe die beiden Mahlgänge an, die einzeln ein- und ausgekoppelt werden können. Die über ein Stirnrad angetriebene Königswelle der Mühle leitet die Kraft des Mühlrades über drei weitere Stockwerke und über verschiedene Transmissionen an die einzelnen Maschinen weiter, sowie an den im Jahr 1902 eingebauten Fahrstuhl.

Bis 1970 war die Wassermühle noch in Betrieb. In einer Stunde wurde ein Zentner Vorzugsmehl produziert, wobei fünf bis sechs Durchläufe, vom Schrotgang über den Griesgang und über andere wertvolle Mahlgänge, erfolgten. „Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kind beim Mahlen dabei war“, sagt Fritz Hugel. Er ist der Sohn des letzten Müllers Friedrich Hugel und mit seinen drei Geschwistern Eigentümer des Kulturdenkmals. Die Familie hat Bonndorf vertraglich die Nutzungsrechte an der Mühle überlassen, im Gegenzug übernehmen die Stadt und der Freundeskreis die Unterhaltung.

Straße wieder frei befahrbar

Aufgrund von Straßensanierungsmaßnahmen im Jahr 1972, bei denen das Straßenniveau angehoben wurde, wurde die zwischen dem Gasthaus und der Mühle über die Straße geführte Rohrleitung abgebaut, da sie fortan nicht mehr die für den Verkehr erforderliche Höhe aufwies. Die Mauerdurchbrüche beim Gasthaus und der Mühle sind zwar abgedeckt, doch immer noch sichtbar. Die ursprüngliche Straßenhöhe lässt sich auch beim Eingang zur Mühle ableiten. Kam man früher ebenerdig ins Gebäude, was die An- und Auslieferung der schweren Getreide- und Mehlsäcke erleichterte, geht es seither über zwei Stufen zum Eingang runter. Die jahrelange Stilllegung der Mühle, die zuletzt als Rumpelkammer diente, war dem damaligen Bonndorfer Bürgermeister Peter Folkerts ein Dorn im Auge. Auf seine Initiative hat sich im Jahr 1986 der „Freundeskreis Boller Mühle“ gebildet, der beachtliche Spenden sammelte und sich tatkräftig bei der Renovierung des Gebäudes einbrachte.

Neben der Stadt Bonndorf hat sich das Landratsamt Waldshut sowie die Denkmalstiftung mit Zuschüssen an den nicht unerheblichen Sanierungskosten beteiligt. „Das Gebäude war recht baufällig“, erinnert sich Fritz Hugel. Als erste Maßnahme wurde das eingebrochene Dach im Bereich des Wasserrades erneuert, anschließend das Hauptdach saniert und das Gebäude neu verputzt. Die Mühlentechnik der komplett erhaltenen Anlage wurde wieder in Schwung gebracht. Statt mit Wasser werden die Mahlgänge, die Maschinen und der Fahrstuhl jetzt mit Strom betrieben – was man auf den ersten Blick nicht sieht. „Die Motoren sind gut versteckt“, schmunzelt Ernst Albert.