Bonndorf Die Gratwanderung durch die Männerwelt, die es beim Bonndorfer Folk-Treff im März gab, haben inzwischen alle verdaut. So manche, die dort waren, ließen sich wieder überraschen, was die Macher vom Folk-Treff dieses Mal zu bieten haben. Eine Dame geriet beim Dauerlachen schier in Atemnot.
Völlig unvorbereitet waren manche Gäste aber offensichtlich nicht: „Hoffentlich spielen sie auch das Thermomix-Lied“, so eine Besucherin aus Waldshut, die zum ersten Mal beim Folk-Treff war und ganz sicher wiederkommen will. Sie wurde auf Youtube auf „Die Angeschlagenen“ aufmerksam. Ein paar Stühle waren noch frei, was jedoch der guten Stimmung überhaupt keinen Abbruch tat.
Rabenschwarze Gedichte haben die Brüder Max und Philipp Benz schon vor 30 Jahren verfasst. Sie geben selbst kund, dass sich mit zunehmendem Alter und mit den Gebrechen die Gelegenheit für sie ergab, ihre zumindest rudimentär vorhandene musische Ader aufzunehmen und sie mit dem lyrischen zu verbinden. Sprich, aus ihren Texten wurden Lieder. Philipp konnte nicht nach Bonndorf kommen, denn er war „angeschlagen“. Aber Praktikant Mirko Meeuw an der Gitarre passte bestens zu Sänger Max sowie zum virtuos singenden halbakustischen Bass, den ein Musiker mit dem Künstlernamen Mario Ambass bedient. Auf der Webseite werden Wilhelm Busch, Heinz Erhard, Georg Ringsgwandl, Fredl Fesl, sogar Elvis und Smokie als musikalische Einflüsse genannt.
Aber die Lieder der Angeschlagenen gehen viel tiefer, etwa bei Alltäglichem wie dem „Silberrücken“, der ganz oben auf der Karriereleiter angekommen ist, und keiner weiß, warum. Oder der Hausfrau, die sich in eine „Thermomixe“ verwandelt hat und dem „Kindergeburtstag“ als schlimmsten Tag im Jahr, oder bei Krümel auf dem Autositz.
Den Auftritt der Angeschlagenen kann mit „Mission erfüllt“ übertitelt werden – ihre Musik haben die Künstler bis auf wenige Anleihen selbst komponiert. Die Texte sind wie ein Spiegel, in dem man sich mal bitter schmunzelnd, mal laut lachend wiedererkennt. Es wurde mitgeklatscht und mitgesungen, obwohl viele die Lieder erst kennenlernten. Es herrschte eine im besten Sinne fast als intim zu nennende Atmosphäre wie in den Anfangsjahren. Einige Besucher von damals waren im Publikum. Besonders gefreut haben muss sich Volker Ehrler. Der Gründer der erfolgreichen Veranstaltungsreihe war auch da. Nun sind alle gespannt, was als Nächstes geplant wird.