Bonndorf/Wutach Wie ist das, wenn jemand ohnehin früh aus den Federn muss, wenn die Zeitumstellung im Frühjahr eine Stunde Schlaf raubt? „Ich habe einen speziellen Schlafrhythmus“, verrät Jan Jost, Betreiber der Bäckerei Jost in der Bonndorfer Innenstadt. Jost hat seine Schlafenszeit zweigeteilt, er schläft nicht am Stück, sondern zweimal drei bis vier Stunden. Zum einen am Vormittag, wenn er mit der Arbeit in der Backstube fertig ist. Und unmittelbar vor Arbeitsbeginn in der Nacht.
Jost hat sich dennoch eine Meinung zur Umstellung gebildet: Er empfindet sie als unnötige Last für die Menschen, die in Sachen Schlaf ihre Schwierigkeiten haben. Und er fände es besser, es ganzjährig bei einer Uhrzeit zu belassen. Diese Uhrzeit wäre, wenn es nach Jost geht, die Winterzeit. „Ich mag es, wenn es früh hell wird, wenn ich am Backen bin.“
Viele Menschen klagen, dass die Umstellung ihren Rhythmus durcheinanderbringe. Wie ist das bei den Tieren? „Die spüren das nicht“, sagt Friedrich Müller. Der Landwirt und Vorsitzende des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes von Wutach betreibt zwar schon länger keine Viehhaltung mehr, bekommt das aber von anderen Bauern zu hören. „Das Rindvieh lebt nicht nach unserer Uhr, es richtet sich nach dem Rhythmus von Tag und Nacht“, der von den Landwirten zudem mit dem Einsatz von künstlichem Licht unterstützt werde.
Aber was, wenn der Bauer jetzt eine Stunde eher in den Stall kommt? „In moderneren Betrieben mit Melkrobotern könnten die Kühe selbst entscheiden, wann sie an die Melkmaschine gehen“, entgegnet Müller. Außerdem würden manche Bauern ihrem Vieh die Umstellung erleichtern, indem sie nicht auf einmal eine Stunde früher kommen, sondern die Umstellung in kleinen Etappen vollziehen. Für sich sieht Müller die Umstellung mit Vorteilen verbunden. „Wenn es abends eine Stunde länger hell ist, mag ich das für meine Arbeit auf dem Hof.“ Nur bei der Getreideernte müssten die Bauern aufpassen. Die sei einzuholen, wenn es so warm ist, dass der Tau auf dem Korn tagsüber getrocknet ist, dieser Zeitpunkt verschiebt sich durch die Umstellung auf die Sommerzeit leicht nach hinten. Also müsste man etwa erst um zwölf statt um elf Uhr mit der Getreideernte beginnen. Müller zieht ein insgesamt eher positives Fazit. „Es ist doch schön, wenn die Leute abends eine Stunde länger draußen sitzen.“ Sein Bio-Rhythmus tue sich auch nicht schwer, sich umzugewöhnen, er gehe ohnehin früh genug ins Bett. „Das mag bei jüngeren Leuten etwas anders sein, wenn sie Party machen und plötzlich ist es drei Uhr statt zwei Uhr.“ Die Einsparung von Energiekosten, die ursprünglich einmal als wichtiges Ziel der Umstellung auf die Sommerzeit bezeichnet wurde, ist laut diversen Studien in Frage gestellt. Für einen Verein wie den TuS Bonndorf ist sie aber ein bedeutender Faktor. Der Grund: die Einsparungen beim Flutlicht in den Abendstunden. „Die Energiekosten sind ohnehin enorm hoch, sie belasten Vereine wie uns stark“, sagt Norbert Plum, der Vorsitzende des Sportvereins mit sechs Abteilungen. Bereits beschlossen sei aus diesem Grund auch, dass der Verein Fotovoltaik anschaffen und auf dem Dach des Clubheims installieren wird.
Persönlich empfindet Norbert Plum das Nebeneinanderher von Winterzeit und Sommerzeit allerdings als „Blödsinn“, wenn auch als Blödsinn, der ihn mittlerweile kalt lasse. „Ich bin jetzt Rentner, ich schlafe nach der Zeitumstellung trotzdem einfach eine Stunde länger.“