12.000 bis 15.000 Festmeter – eine Hausnummer, die Stadtförster Steffen Wolf auch emotional berührt. Diese geschätzte Schadholzmenge hat Sturmtief Sabine am 10. Februar im Stadtwald Bonndorf hinterlassen – die niedrigere Schätzung bedeutet 80 Prozent eines Jahreshiebsatzes, die höhere einen kompletten Jahreshiebsatz. Einzel- bis nesterweise Würfe erschweren die Aufarbeitung des Holzes ungemein. Der Borkenkäfer (Ips typographus) sitzt zudem in den Startlöchern.
Arbeiten erschwert
Die maschinelle Aufarbeitung des geworfenen Holzes läuft bereits seit Mitte Februar, wird allerdings durch die schwierigen Umstände erschwert – vom Regen aufgeweichte Böden und kleine, auf den Stadtwald verteilte Schadflächen stellen ein Problem dar, erläutert Steffen Wolf im Gesprächmit dieser Zeitung. Dadurch könne die Vollerntermaschine in vielen Bereich kaum kostendeckend eingesetzt werden. Die Aufarbeitungskosten steigen, die Preise am Holzmarkt sind ohnehin auf einem Tiefstand, die Gewinnspanne sinkt über alle Holzsortimente gerechnet. Ein Puffer stelle ein bereits genehmigtes Nasslager bei Boll dar, das 2500 bis 3000 Festmeter Langholz aufnehmen kann, so Steffen Wolf.
Die Zeit läuft davon
Die maschinelle Aufarbeitung durch Vollernter stößt derzeit teils an ihre Grenzen. Die waldpflegliche Holzaufarbeitung wird schwieriger: Bei kleinen Holzmengen fehlt ausreichend Reisig, um eine polsternde Unterlage für die schweren Maschinen auf Maschinenwegen und Durchforstungsgassen zu schaffen; kreuz und quer liegende Stämme erschweren es, ohne Schäden am stehenden Holz zu arbeiten.

Die Waldarbeiter geben ihr Bestes, versichert Steffen Wolf, werden – nachdem der Vollernter nach Lenzkirch abgezogen ist – Sturmholz so gut es geht für die weitere Bearbeitung durch die danach zurückkehrende Maschine vorbereiten. Klar sei jedoch jetzt schon, dass ein Teil des Sturmholzes dem Borkenkäfer überlassen bleiben wird. Die Zeit läuft den Forstleuten davon. Und damit wächst in diesem wie bereits im vergangenen Jahr die Käfergefahr. Stadtförster Steffen Wolf: „Waldbaulich fahren wir im Stadtwald seit Jahren im Krisenmodus.“ Seit Jahren? Er überlegt kurz – seit der Zeit, als Orkantief Niklas am 31. März 2015 über Deutschland gefegt war.
Stadtwaldbestände massiv betroffen
Massiv betroffen vom Sturmtief Sabine seien Stadtwaldbestände auf zur Vernässung neigenden Standorten. Es seien dies Fichtenbestände, die dort flach wurzeln, erläutert Steffen Wolf. Jedoch gebe es auch ein anderes Bild: Selbst 170- bis 180-jährige Weißtannen – ein Pfahlwurzler, der als ziemlich sturmfest gilt – hatten dem Sturm nicht standgehalten. Nun gelte es, zügig aufzuforsten – Eichen und Bergahorn auf den Kalkstandorten, Douglasie und Tanne auf Granitböden. Momentan bereitet noch etwas anderes dem Stadtförster Kopfzerbrechen. In den nach dem Sturm verbliebenen Baumstöcken finden sich die Larven des Fichtenrüsselkäfers (Hylobius abietis). Im Herbst schlüpfen die Käfer, deren starker Schadfraß an jungen forstlich verwendeten Koniferen gefürchtet ist.
Ein genaueres Bild über den Stadtwald wird die Betriebsinventur 2020 geben, bei der durch temporär erfasste Stichproben der Zustand erhoben wird. 2021 beginnt schließlich die Begutachtung zur Forsteinrichtungsplanung – ein Werk, das die Geschichte und den Zustand des Stadtwalds beschreibt sowie die Planungen für einen Zeitraum eines Jahrzehnts festlegt. Die Jahresplanungen legen dann die konkreten Maßnahmen fest, um die Forsteinrichtungsplanung als Ganzes in einem Jahrzehnt umzusetzen.
Steffen Wolf gibt dem Stadtwald trotz aller Widrigkeiten eine Zukunft – auch wenn in jüngster Vergangenheit Planungen bereits in den ersten beiden Monaten eines Jahres Makulatur gewesen seien.