Mit einer Zahnarztpraxis weniger wird man in Bonndorf ab April auskommen müssen. Nach beinahe 35 Jahren eigenem Praxisbetrieb tritt Wolfgang Perino in den Ruhestand. Eine Weiterführung seiner Praxis wird es nach jetzigem Stand trotz lange währender, intensiver Suche nach geeigneten Nachfolgern nicht geben. Weshalb kein Zahnarzt die gut gehende Praxis übernehmen will, darüber kann allenfalls gemutmaßt werden. Bereits mehrfach und seit einem längeren Zeitraum inserierte der Zahnmediziner im zentralen Mitteilungsblatt für Zahnärzte, in anderen Fachzeitschriften sowie auf diversen digitalen, fachspezifischen Kanälen. Auch versuchte er durch Vermittlung über die Kassenärztliche Vereinigung seine Nachfolge zu klären. „Bei all den Bemühungen hat sich kein ernsthafter Interessent heraus kristallisiert“, bedauert der 67-Jährige.

Suche nach Gründen

„Dabei gibt es keinesfalls zu wenig Zahnärzte. Der Trend geht aber eher dahin, dass Zahnärzte in Praxisgemeinschaften oder kleinen Zahnkliniken arbeiten. Zudem ist der Frauenanteil unter Zahnärzten groß. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist beim Arbeitsaufkommen in einer eigenen Praxis nicht einfach.“ Dazu kommt die bekannte Tatsache, dass viele Akademiker nicht gerne aufs Land möchten. Nach dem Studium in großen Städten haben sie sich vermutlich dort an den Lebensstil mit großem Kulturangebot, Kneipen und dem allgemeinen Großstadtleben gewöhnt, möchten vielleicht auch gewachsene Freundeskreise nicht verlassen.

Der Blick zurück

Für Wolfgang Perino hingegen stand früh fest, dass er nach dem Studium in Freiburg und langjähriger Tätigkeit in der dortigen Zahnklinik wieder in seine Schwarzwälder Heimat zurück wollte. Gerne hätte er sich in Schluchsee niedergelassen. Stattdessen bekam er im August 1986 in Bonndorf die Zulassung, nachdem Zahnärztin Hannelore Blöcker ihren Praxisbetrieb altersbedingt eingestellt hatte. „Ich hatte gute Startbedingungen hier und schnell genug zu tun“, blickt Wolfgang Perino zurück.

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Das könnte zum Teil auch am hohen Bekanntheitsgrad seiner inzwischen verstorbenen Eltern gelegen haben, vermutet er. Seine Patienten kommen überwiegend aus der näheren Umgebung, manche sogar aus der Schweiz. Das hat seinen Grund. Wolfgang Perino war, bevor er sich selbstständig machte, in einer Praxis in Jestetten tätig. Von dort folgten ihm einige Patienten nach Bonndorf, die ihn in den Folgejahren immer wieder weiter empfahlen. Seine Patienten schätzten all die Jahre vor allem das gute Praxismanagement, bei dem so gut wie keine Wartezeiten vorkommen. „Ich habe nie versucht, meine Bücher vollzunageln. Dann kommt es – abgesehen von akuten Schmerzbehandlungen – zu keinen nennenswerten Wartezeiten“, erklärt der Zahnarzt.

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Ihm ist es all die Jahre gelungen, neben den Anforderungen des Berufsalltags bei Tennis, Golfen, Skilaufen, Singen oder Musizieren den hohen Freizeitwert in seiner Heimat zu genießen. Auch ein Nachfolger hätte gute Aussichten, die Work-Live-Balance optimal zu gestalten. Das Umfeld stimmt, genügend Patientinnen und Patienten sind da und zuverlässige Assistentinnen wären ebenfalls froh, wenn sie sich nicht auf Jobsuche machen müssten.

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Ein bisschen Wehmut schwingt bei Wolfgang Perino freilich auch mit. Nach so langer Zeit könnten ihm die Begegnungen und Gespräche mit all den Menschen auch ein bisschen fehlen. Andererseits freut er sich auf mehr Zeit für sportliche oder musikalische Aktivitäten und vor allem auf das Enkelkind in der Nähe von Bremen.