Ibach – Wider Erwarten versteckt sich an der Straße von St.¦ Blasien in Richtung Mutterslehen abseits der Straße im Wald ein höchst imposantes Großprojekt. Werner Eckert, Seniorchef der im Weilheimer Ortsteil Bannholz beheimateten Firma Lignotrend, hat hier gemeinsam mit seinen Söhnen Ralph und Matthias seinen Traum eines hauseigenen Sägebetriebs verwirklicht und die ehemalige Ibacher Säge zu einer auf absolute Nachhaltigkeit angelegten autarken Anlage umgebaut. Derzeit läuft gerade die Phase, in der sich die Maschinen einspielen sollten, am Sonntag, 18.¦Mai, ist ein großangelegter Tag der offenen Tür für alle interessierten Besucher geplant.

Seit Anfang November 2024 wurden die technischen Anlagen für die neue Säge angeliefert, mittlerweile sind die Monteure wieder nach Hause gefahren. Die jetzt noch nötige Hilfestellung für den späteren reibungslosen Betrieb läuft über Fernwartung. Automatisierung wird in dieser Anlage großgeschrieben, etwa 15¦Fachkräfte arbeiten hier, zumeist an den Computerterminals und an den Schalthebeln der Maschinenführerkabinen, die Schwerarbeit wird im Wesentlichen mit ineinandergreifenden voll automatisierten Abläufen von Automaten und Robotern geleistet.

Über die Investitionssumme schweigen sich Eckert und seine Söhne lieber aus. Immerhin lassen sie sich zu der Aussage hinreißen, dass man von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag ausgehen kann. Pro Ibacher Einwohner bedeutet das mehr als 100.000¦Euro an Investitionen.

Im Jahr 1991 wurde bei Lignotrend die Idee der kreuzweisen Verleimung von Sägewerksnebenprodukten zu Brettsperrholz geboren, bis 1998 war die Fertigung in Österreich beheimatet, der Vertrieb europaweit. 1998 begann Lignotrend dann, in Bannholz Holz aus dem Schwarzwald zu verarbeiten. Durch die Vorgaben der Raumakustik bei der Messe Friedrichshafen kam 2001 die Herstellung von Akustik- und Schallschutzdecken ins Spiel, im Jahr 2004 entdeckte Lignotrend die Hotzenwälder Weißtanne für sich, und mittlerweile ist sogar die Halle für die Nobelpreisvergabe im Holzbauland Schweden mit Akustikwänden aus Hotzenwälder Weißtanne verkleidet.

Mit der Verarbeitung dicker Weißtannen hat die Firma Lignotrend eine Nische für sich entdeckt. „Noch vor 300¦Jahren war das Verhältnis von Weißtannen zu Fichten im Schwarzwald etwa 80 zu 20, heute hat sich dieses Verhältnis durch die forstwirtschaftlichen Intentionen der Vergangenheit umgedreht, mit aktuell wieder rückläufiger Tendenz“, erklärt Werner Eckert. Das hauptsächliche Vorkommen der Weißtanne beschränkt sich auf den Schwarzwald, die Zentralschweiz und Vorarlberg.

Durch den Klimawandel ist die Tanne wieder zum Hoffnungsträger für den Forst avanciert, die Fichte werde laut Aussage der Forstwissenschaft langfristig gesehen kräftig zurückgehen, „Als ich vor 60¦Jahren meine Zimmerlehre angefangen habe, wurde die Weißtanne verschmäht und als unwirtschaftlich stehen gelassen“, erinnert sich Eckert. Das hat dazu geführt, dass heute überdimensional dicke Weißtannen anfallen, die von herkömmlichen Gattersägewerken gar nicht verarbeitet werden können. Für die Blockbandsäge, die in der Ibacher Säge steht, sind diese Übergrößen dagegen optimal.

Damit hängt auch die Art der Verarbeitung bei Lignotrend zusammen. „Wir sägen eigentlich nicht, wir filetieren“, sagt Werner Eckert. Eine Gattersäge würde den Stamm axial schneiden und damit die Zuwachszone diagonal durchtrennen. Die Blockbandsäge hingegen schneide die äußere Zuwachszone parallel zur Baumkante, indem sie den Stamm viermal dreht. Dadurch entstünden astfreie Bretter mit stehenden Jahresringen. Übrig bleibt am Ende der bei Weißtannen ungleichmäßig mit Ästen und Rissen gewachsene Kern.

Für die Belieferung mit Holz, das mit dieser speziellen Technik bearbeitet wurde, stand dem Unternehmen hauptsächlich ein Zulieferer im Nordschwarzwald zur Verfügung. Da radelte Eckert im Jahr 2016 zufällig an der Ibacher Säge vorbei, wo ein Schild hing mit der Aufschrift „Zu verkaufen“. Mit dem Bewusstsein, dass eine Blockbandsäge vorhanden ist, entschied sich Lignotrend, die Säge zu erwerben und künftig das Holz in einem geschlossenen Kreislauf so weit wie möglich gleich vor Ort im Wald zu veredeln.

Im Jahr 2017 war der Kauf der Ibacher Säge durch die Firma Lignotrend unter Dach und Fach, das Umbauprogramm begann. Vor allem die Umweltverträglichkeitsgutachten sowie die Ausweisung von Ausgleichsmaßnahmen für die geplanten Gebäude beschäftigte die Projektplaner massiv, aber auch die Notwendigkeit, zuerst mit der Gemeinde und den Behörden einen Flächennutzungsplan und einen Bebauungsplan aufzustellen. Der trat im März 2021 in Kraft. Seither entstanden auf dem Areal die Sägehallenerweiterung mit der neuen Säge mit einer Kapazität von 25.000 bis 30.000¦Festmetern jährlich, eine Hobel- und Lagerhalle, Trockenkammern, eine Gerätehalle, die Aufarbeitung für Späne und Hackschnitzel, die Pelletierung, eine Holzvergaseranlage zur Stromerzeugung, ein Löschwassertank für die Sprinkleranlage, eine eigene Kläranlage und zwei Nasslager.

Damit ist Eckerts Philosophie, Umweltschutz mit Wirtschaftskraft zu erreichen, Wirklichkeit. Die Weißtanne werde durch Verarbeitung aufgewertet, durch die Trockenanlage verringere sich das Transportgewicht um die Hälfte, das Restholz werde zu Pellets verarbeitet, mit denen ein Blockheizkraftwerk arbeitet, das Strom zum Sägen liefert und mit dessen Abwärme die Trockenkammern betrieben werden.