Am Sonntag ist es so weit: Ein letztes Mal wird die Kirchenglocke der Auferstehungskirche in Dogern für ihre Gemeinde läuten. Ein letztes Mal wird die kleine Orgel auf der Empore erklingen, während das Nachmittagslicht durch die blauen Kirchenfenster fällt. Denn mit der offiziellen Entwidmung wird das Gotteshaus in der Weinbergstraße aufgegeben.
„Diese Entscheidung ist der Kirchengemeinde nicht leichtgefallen“, erklärt Eugenie Lohrer, stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Gemeinsam mit Pfarrer Wieland Bopp-Hartwig und weiteren Gemeindemitgliedern bereitet sie die feierliche Entwidmung vor. Dabei werden symbolisch die sakralen Gegenstände – wie die Taufschale, die Kirchenbibel und die Osterkerze – aus der Kirche getragen. „Dadurch wird die Kirche wieder zu einem profanen Gebäude“, so Lohrer.
Eine Kirche mit Geschichte und Charakter
Noch im Sommer 2024 feierte die Auferstehungskirche ihr 60-jähriges Bestehen. Schon zur Einweihung im Juli 1965 sorgte das Gebäude mit seiner modernen, vom Brutalismus und der Nachkriegsmoderne geprägten Architektur des Planers Otto Thoß für Aufsehen. Sechs Jahrzehnte lang war die Kirch ein Ort für Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen und ökumenische Feiern – sogar die katholische Kirchengemeinde nutzte sie zeitweise, als St. Clemens renoviert wurde.
Doch trotz liebevoller Pflege blieb die Zeit nicht stehen. „Die Kirche ist im Großen und Ganzen noch auf dem Stand der 1960er-Jahre“, so Pfarrer Bopp-Hartwig. Die Elektrik im Glockenturm ist veraltet, das Dach weist undichte Stellen auf, die Heizung ist marode – und eine umfassende Sanierung nicht mehr finanzierbar.
Sanierungsdruck der Evangelischen Landeskirche
Denn im Sommer 2024 kündigte die Evangelische Landeskirche Baden eine deutliche Reduzierung der kirchlichen Gebäude im Rahmen des Strategieprozesses „ekiba2032“ an. Grund dafür seien schrumpfende finanzielle und personelle Spielräume. Die Auferstehungskirche in Dogern ist eines der betroffenen Gebäude. Ohne Mittel aus der Kirchensteuer könne die Waldshuter Kirchengemeinde die Erhaltung schlicht nicht mehr stemmen, erklärt Bopp-Hartwig.

Neben den großflächigen Sanierungsplänen sinkt auch die Zahl der Kirchenmitglieder und mit ihr das Interesse am regelmäßigen Gottesdienstbesuch. „Dogern ist bei dieser Entwicklung keine Ausnahme“, betont der Pfarrer. In Dogern leben zwar rund 350 evangelische Christen, doch nur ein Bruchteil sei zuletzt noch regelmäßig zu den Gottesdiensten erschienen. Auch Taufen und Konfirmationen seien, laut Bopp-Hartwig, seltener geworden.

Der Abschied fällt schwer
Dennoch überwiegt der Dank für 60 Jahre lebendiges Gemeindeleben. „Wir verabschieden uns von der Kirche mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, erklärt Bopp-Hartwig. Besonders in Erinnerung bleibt ihm die Zeit während der Corona-Pandemie, als Gottesdienste im Freien gefeiert wurden. „An Weihnachten 2020 mussten wir bei strömendem Regen draußen feiern“, erinnert sich Eugenie Lohrer.
Wie es für die Gemeinde weitergeht
Nach dem Abschied von der Auferstehungskirche müssen Gemeindemitglieder künftig auf umliegende Kirchen ausweichen. Die Evangelische Kirchengemeinde Waldshut wird sich künftig enger mit den Gemeinden in Albbruck und Laufenburg abstimmen. Ziel ist die Bildung sogenannter „Kooperationsräume“, ähnlich dem Modell in der katholischen Kirche. Ein gemeinsamer Gottesdienstplan für die drei Gemeinden wird aktuell erarbeitet und soll in den kommenden Monaten finalisiert werden.
Trotz der Veränderungen betonen die Verantwortlichen: Die kirchliche Arbeit in Dogern endet nicht. Seelsorge, Besuche und einzelne Angebote wird es weiterhin geben. Wie es mit dem Gebäude selbst weitergeht, ist derzeit noch offen. In der Festschrift heißt es dazu: „Das Ende der Kirche bedeutet nicht das Ende des kirchlichen Lebens und der kirchlichen Präsenz in Dogern.“