Der Jahresumsatz des Traditionsunternehmens Sedus Stoll AG lag 2022 bei 238 Millionen Euro. Ein Jahr später steigerte der Büromöbelhersteller das Ergebnis sogar noch um mehr als acht Prozent auf 259 Millionen Euro. Dann kam die wirtschaftliche Schieflage: Kurzarbeit und ein sogenanntes Interessenausgleichsprogramm waren die Folge am Standort Dogern.
Zuerst wird an Büromöbeln gespart
„Bis Mitte 2024 haben viele Unternehmen in ihre Büroausstattung investiert. Doch seit Mitte 2024 herrscht in der Wirtschaft eine schlechte Stimmung und wenn die kippt, dann wird als Erstes an Möbeln gespart“, erklärt Daniel Kittner, Sprecher des Vorstands von Sedus.
Auch der Ausblick stimmt Kittner nicht gerade positiv: „Für 2025 erwarte ich kein Wachstum.“ Zwar stelle das Unternehmen aktuell erst die endgültigen Zahlen für das vergangene Jahr 2024 zusammen, doch auch hier habe sich bereits abgezeichnet, dass der Umsatz geringer als 2023 ausfallen werde.
Kurzfristiges Programm
Die recht kurzfristige Entscheidung für das Interessenausgleichsprogramm sei eng mit der wirtschaftlichen Lage verknüpft gewesen. Weltweit herrsche derzeit eine große Unsicherheit: „Ich sitze jeden Abend gespannt auf der Sofakante und verfolge die Nachrichten. Da kann ich niemandem mit gutem Gewissen sagen, dass alles gut wird.“ Das einzige, was Kittner geblieben sei, sei, die aktuelle Situation transparent zu kommunizieren. Das Unternehmen erwirtschafte 50 Prozent seines Umsatzes in Deutschland, den Rest in ganz Europa.

Mit dem Interessenausgleichsprogramm habe der Vorstand den Angestellten entsprechende Möglichkeiten bieten wollen: „Es gibt durchaus Leute, die von sich aus weniger arbeiten wollen. Das unterstützen wir in einer solchen Lage sehr gerne. So weiß jeder, woran er ist.“ Auch gebe es langjährige Mitarbeiter, die etwas früher als ursprünglich angedacht in Rente gehen wollen würden. Das komme gelegen, denn mittelfristig wolle das Unternehmen die Personalstruktur ohnehin verjüngen.
Im Unternehmen gebe es eine lange Tradition, solche Lösungen gemeinsam mit dem Betriebsrat zu erarbeiten. Auch im Fall des Interessenausgleichsprogramms sei dies von Anfang an der Fall gewesen. „Durch unsere kurzen Lieferzeiten müssen wir immer sehr flexibel sein. Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Beschäftigung unserer Stammmannschaft“, sagt Betriebsratsvorsitzender Herbert Ebner.
Kurzarbeit ist – Stand heute – kein Thema mehr
Das Interessenausgleichsprogramm läuft noch bis Ende Januar. Erst dann werde es vorläufige Zahlen geben, doch die Resonanz ist nach Angaben von Finanzchef Cornel Spohn gut. Von den 560 Mitarbeitern am Standort Dogern sei eine Mitarbeiterzahl im „untersten zweistelligen Bereich“ von dem Programm betroffen. Wichtig ist dem Finanzvorstand anzumerken, dass es sich hierbei um eine Momentaufnahme (Stand Mitte Januar) handelt, die sich jederzeit je nach Entwicklung der Auftragseingänge ändern kann.
„Die gegenseitige Freiwilligkeit ist für uns von zentraler Bedeutung“, hebt Vorstandssprecher Daniel Kittner hervor. Soll heißen: Die Unternehmensführung behält sich vor, dringend benötigten Mitarbeitern einen Interessenausgleich abzulehnen.
Noch Mitte 2024 war die erste Reaktion auf die schwierige wirtschaftliche Lage im Unternehmen die Einführung von Kurzarbeit. Stand heute ist das aber kein Thema mehr, so Kittner.