Der international bekannte Biologe und Physiker Ernst Ulrich von Weizsäcker findet es „gar nicht wünschenswert“, dass der Oberwasserkanal der Kleinwasserkraftanlage „Schwarze Säge“ im Schwarzenbachtal zwischen Hartschwand in der Gemeinde Görwihl und Lindau verschwinden soll. Darauf weist die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg in einer Medienmitteilung mit. Hintergrund ist die Forderung der Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Freiburg nach einer Durchgängigkeit des Stauwehrs an der Schwarzen Säge und somit dessen Trockenlegung – ungeachtet des Umstandes, dass alte Wasserkraft-Nutzungsrechte, teils noch aus dem 20. Jahrhundert, in Amtsakten stehen.
Der Oberwasserkanal soll im Zuge einer Renaturierungsmaßnahme einmalig abgelassen werden, um die dort vorhandenen Fische zu bergen. Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg, sagt konkret: „Dies ist notwendig, weil die Wasseroberfläche des Schwarzenbächles nach Öffnung des Wehres tiefer als der Einlass des Oberwasserkanals liegen wird und der abgetrennte Kanal zur Fischfalle werden könnte. Nach der Fischbergung erfolgen ein dauerhafter Verschluss des Einlaufs und eine Modellierung des Geländes bis zum neuen, naturnahen Gewässerlauf.“
Dieses Vorhaben hat nun Ernst Ulrich von Weizsäcker zum Kritiker gemacht. Von Weizsäcker hatte in einem Interview im Jahr 2018 über Kleinwasserkraftwerke erklärt: „Die funktionieren ja und sind sehr häufig mit Fischtreppen und so ausgestattet, dass sie ökologisch vernünftig sind. Und häufig haben sie auch im Oberlauf dann einen kleinen Stausee – also kleine angestaute Mengen Wasser. Und das ist ein wunderbares Biotop für biologische Vielfalt. Dies nun alles wieder in den möglichen Urzustand zu verwandeln, ist ökologisch gar nicht wünschenswert.“
Gesunder Menschenverstand
Julian Aicher, Pressesprecher der Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg, hatte am 14. Juli 2020 Ernst Ulrich von Weizsäcker an diese Aussagen im Film erinnert. Von Weizsäckers Antwort erfolgte noch am gleichen Tag: „Meine Antwort ist nach gesundem Menschenverstand: Ja. Ich halte kleinräumige Wasser-Staubecken in Gegenden, wo es auch genügend Fließwasser gibt, für günstig für Biodiversität und Natur. Und energiepolitisch ist der Erhalt kleinräumiger Wasserkraft besonders vernünftig.“
Die Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg (AWK) fordert deshalb die zuständigen Behörden auf, den Abbruchplan gegen das Kleinwasserkraftwehr „sofort zu stoppen“. Dabei würde es die Arbeitsgemeinschaft „ausdrücklich begrüßen, wenn Amtsleute, die mit der Schwarzen Säge befasst sind, sich kundig gewässerökologischem Sachverstand öffnen und sich nicht auf Behörden-Dogmen zu angeblichem Naturschutz beschränken würden“. Denn, so die Arbeitsgemeinschaft: „Wasserkraft ist naturverträglich.“