Am Sonntagabend las Karl Vollmer im Rahmen des Görwihler Kultursommers in der Pfarrkirche in Görwihl eigene Texte im Wechsel mit dem Jazzduo Adeline Hasler, Gesang, und Jonas Hoenig, Kontrabass. Als Überraschungsgeschenk zum Abschluss interpretierte dann das Duo noch zusammen mit Wolfgang Daiss an der E-Gitarre und Karl Vollmer selbst auf der Mundharmonika einen Blues als Hommage an Gitarrist Mike Bloomfield, der Ausgangspunkt für einen von Vollmers Texten war.
„Mich interessieren Strukturen des Lebens – gleich ob es Menschenbilder, Landschafts- und Naturformen, optische Erscheinungen, Zellstrukturen, Bilder und Darstellungen von gesellschaftlichen und psychischen Prozessen oder Zuständen, Stillleben, Klänge, Worte, Texte sind“, heißt es im Covertext von Karl Vollmers neuestem Buch „Die Hand spannen“, und der bislang als Bildender Künstler dem Görwihler Kultursommerpublikum bekannte Autor verrät weiter, „Texte ermöglichen es mir, Aspekte meiner Wahrnehmung, meines Denkens zu benennen, für die mir Malerei, Zeichnung oder eine plastische Formulierung nicht angemessen oder nicht geeignet erscheinen“.
Entsprechend der Vielgestaltigkeit der aufgezählten Interessensgebiete waren auch die von Vollmer vorgetragenen Texte ausgesprochen vielfältig. Vom Naturschauspiel im Gedicht „Der schwebende Himmel“ über die zitternde Stille der „Coronatage“ bis zur philosophisch anmutenden Selbstreflexion „Scharf/unscharf“, vom kurzen essayistischen Prosatext „Rebellische Strukturen stärken“ über das synästhetisch aufgeladene Gedicht „Essen, spüren, nähen“ bis zum selbstkritisch genügsamen „Berühmt“ waren quasi alle Textgattungen und Themen vertreten. Allen gemeinsam indes war der Anstoß zum eigenen Nachdenken.
Die ausgebildete Jazzsängerin und Gesangspädagogin Adeline Hasler und Kontrabassist Jonas Hoenig begeisterten ihre Zuhörer mit ihren Versionen von „Alone Together“ von Ray Charles und Betty Carter oder „Fields of Gold“ von Sting, Michael Bublés „Feeling Good“ oder „Dream of Californication“ der Red Hot Chili Peppers.
Adeline Hasler benutzt ihre Stimme als grandioses Instrument, die einmal ganz zart wispert, dann wieder den gesamten Kirchenraum füllt, vom Beinahe-Sprechgesang bis zum kraftstrotzenden, volltönenden Fortissimo reicht, eine Klangflut, eine Gestaltungskraft ohnegleichen. Die Bandbreite von fast meditativ bis geradezu ekstatisch ist überwältigend, die Klangreserven dieser Stimme wirklich außergewöhnlich.
Den mit stehenden Ovationen applaudierenden Zuhörern in der Görwihler Pfarrkirche schenkte das Duo als Zugaben die Songs, „I Wanna Hold Your Hand von den Beatles und als Betthupferl sozusagen nochmals, wie schon am Nachmittag Solo auf dem Kontrabass interpretiert, diesmal zu zweit, „Moon River“.