Höchenschwand – Für die geflüchteten Familien aus der Ukraine gab es anfangs so gut wie keine Tagesstruktur. Kaum jemand sprach Deutsch, keines der Kinder besuchte in den ersten Wochen eine örtliche Schule. „Die Kinder und die Erwachsenen brauchen etwas zu tun“, habe er sich damals gedacht, erzählt Klaus-Peter Schönfeld. Bis zu seiner Pensionierung war er Lehrer für Deutsch und Sport am Kolleg St.¦Blasien. Geflüchtete in deutscher Sprache zu unterrichten, fand er naheliegend und legte auch gleich los und brauchte den Geflüchteten Deutsch bei.
Seine erste Aufgabe: einen Unterrichtsraum zu finden. Nach einer Zwischenlösung im Gymnastikraum der ehemaligen Silvasana-Klinik stellte Pfarrer Markus Wagenbach ihm den Saal der evangelischen Gemeinde im Zentrum von Höchenschwand dauerhaft zur Verfügung. Immerhin gab es Tische und Stühle und eine klassische grüne Schultafel, die aus dem Fundus der Fürstabt-Gerbert-Schule stammte, berichtet Klaus-Peter Schönfeld rückblickend. Ehemalige Kollegsangehörige spendeten Bücher für den Deutschunterricht.
Die Stunden finden dienstags und donnerstags jeweils am Nachmittag statt. Seit zweieinhalb Jahren kommen ukrainische Kinder und Erwachsene aller Altersgruppen hierher, die meisten aus Höchenschwand, Häusern und Menzenschwand, aber auch aus dem ganzen Landkreis. Es hat sich herumgesprochen, dass man hier gut auf die Prüfung zu B1 vorbereitet wird, die man schaffen muss, um eine qualifizierte Arbeit zu finden.
Vor der grünen Schultafel à la 1970er-Jahre unterrichtet Klaus-Peter Schönfeld immer noch. An diesem Dienstagnachmittag geht es um deutsche Grammatik. Auf der Tafel erscheinen Hauptwörter. Bett und Decke, Brief und Marke, Mittag und Pause. Nacheinander sind jetzt die zugehörigen Artikel zu ergänzen, erst die unbestimmten, dann die bestimmten. Für die Schülerinnen und Schüler gibt es da viel zu lernen, denn die ukrainische Sprache kennt keine Artikel. „Deutsch ist einfach“, sagt der Lehrer im Ruhestand Klaus-Peter Schönfeld. Noch verschweigt er, dass es im Deutschen neun Arten gibt, die Mehrzahl zu bilden. Mit seiner Frau Elfi, selbst pensionierte Studienrätin für Sprachen, und dem ehemaligen Kollegsdirektor Hubert Müller hat Klaus-Dieter Schönfeld zwei Assistenten. Sie stehen ihm abwechselnd beim Unterricht zur Seite.
Einige der Schüler sind schon sehr weit in der Beherrschung der deutschen Sprache. Natascha, die gelernte Buchhalterin, zum Beispiel. Im großen Unterrichtsraum liest sie gerade ihren Aufsatz vor. Darin berichtet sie von ihrem Arbeitsalltag in der Ukraine. Fehler macht sie dabei kaum. Ganz erstaunlich ist Aljona. Sie ist erst seit drei Monaten in Deutschland und weiß schon auf alles eine Antwort.