Mit vielen Ideen trat Sebastian Stiegeler im November 2019 sein Amt als Bürgermeister von Höchenschwand an. Seither hat sich in der Welt viel getan. Jetzt hat er die halbe Amtszeit hinter sich und seine persönliche Bilanz fällt positiv aus. „Durch Corona, den Krieg und die ganzen Krisen hat sich die Geschwindigkeit wesentlich verändert“, sagt Stiegeler. Häufig musste er spontan und schnell handeln.
Sein Wahlprospekt sei eine Art To-Do-Liste, sagt er. Bei einigen der darin genannten Punkte sei er gut vorangekommen, manchen Themen habe er vielleicht zur Hälfte geschafft, zu anderen kam er bislang noch nicht. Eine negative Bilanz sei das nicht, denn viele andere Aufgaben, die er vor der Wahl noch gar nicht erahnen konnte, waren zu erledigen. Nicht nur das Coronavirus, das beinahe täglich Änderungen mit sich brachte, sondern auch andere Einflüsse hätten immer wieder das Handeln vorgegeben.
Beim Thema Kommunikation mit den Bürgern „meine ich schon, dass wir Fortschritte gemacht haben“, sagt Stiegeler mit Blick auf einen Punkt seiner To-do-Liste. Er tausche sich beispielsweise regelmäßig über Facebook mit Bürgern aus und während der Corona-Zeit richtete er eine WhatsApp-Gruppe ein, um schnell Informationen weitergeben zu können. Die nutze die Gemeinde auch heute noch. Auch die Abstimmung mit den Nachbargemeinden und dem Landratsamt sei – zum Teil ebenfalls aufgrund der Coronavirus-Krise – stärker geworden. Überhaupt funktioniere die Zusammenarbeit im Gemeindeverwaltungsverband St. Blasien sehr gut, auch wenn man dort auch mal kontroversere Themen behandle. Auch wenn im Rückblick für ihn insgesamt das Positive überwiegt, manche Herausforderung musste er dennoch meistern. „Es gibt schon Themen, die ich 2019 nicht auf dem Schirm hatte, die ich vielleicht auch unterschätzt habe“, sagt Sebastian Stiegeler. In dem Amt müsse man spontan und flexibel sein.
Die Kommune könne derzeit kein Gewerbegrundstück mehr anbieten. In seinem Bewerbungsprospekt hatte er die Erweiterung des Gewerbegebietes Tiefenhäusern als Ziel genannt. Die Gemeinde habe versucht, erste Schritte in die Richtung zu gehen. Doch das Landratsamt habe klar gemacht, dass eine Erweiterung dort aus unterschiedlichen Gründen schwierig sei. Die Gemeinde müsse sich weiter bemühen, Platz für Unternehmen zu schaffen, „gerade, weil Corona gezeigt hat, dass der Tourismus ein anfälliger Sektor ist“. Der Kurort müsse sich weitere Standbeine schaffen. Den Tourismus verliert er dennoch nicht aus den Augen. Auch für die Bürger will er die Attraktivität der Gemeinde erhalten und steigern. Die Idee, das Moor stärker „zu inszenieren“, sei bislang leider noch nicht gelungen, aber die Infrastruktur für Veranstaltungen sei im Kurpark verbessert worden. In die Kinderbetreuung hat die Kommune in den vergangenen Jahren viel investiert, aber auch die Jugendlichen rücken verstärkt ins Blickfeld. Ihre Themen sollen soweit möglich im kommenden Haushalt berücksichtigt werden. „Es ist wichtig, den jungen Menschen eine Perspektive aufzuzeigen.“ Nehme man sie und ihre Anliegen ernst, schaffe man eine Bindung zur Gemeinde und motiviere sie, sich zu engagieren.
Die Verbesserung der Kinderbetreuung, der Abbruch des alten Rathauses und des Hotels Adenia, der Ausbau und die Sanierung der örtlichen Infrastruktur und auch der Bau des Breitbandnetzes seien Meilensteine gewesen. Wobei gerade bei diesem Großprojekt durch die Insolvenz des ursprünglichen Generalunternehmens zusätzliche Probleme zu meistern waren. Wie wichtig eine leistungsstarke Internetverbindung ist, machte Stiegeler am Beispiel eines örtlichen Hotels deutlich: Am Sonntagabend, wenn viele Gäste surfen, funktioniere häufig das Bezahlen mit der Karte nicht, da die Bandbreite fehlt. Eine funktionierende Internetverbindung ist auch für Stiegeler persönlich wichtig. Sie hilft ihm dabei, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Drei Wochen nach seinem Amtsantritt wurde er wieder Vater. Ohne die Unterstützung seiner Partnerin könne er beiden wichtigen Bereichen seines Lebens nicht richtig gerecht werden. Und: „Ich weiß nicht, wie es ohne Smartphone und Kalenderfunktion heute gehen sollte.“ Morgens, wenn der Bauhof schon bei der Arbeit, er aber noch bei der Familie sei, könne er auch mal schnell Absprachen mit Mitarbeitern treffen. Und abends arbeite er gelegentlich von zu Hause aus.
Die Finanzlage werde in Zukunft manche Herausforderung nach sich ziehen, so Stiegeler. Eine Erkenntnis aus den ersten vier Amtsjahren sei, dass „manches im System nicht mehr passt“. Als Beispiel nennt er die Flüchtlingssituation. „In vielen Bereichen sind Gemeinden so stark fremdbestimmt, dass die kommunale Selbstverwaltung eigentlich nicht mehr existiert.“ Aber die Tatsache, dass man fast täglich etwas dazulerne, mache „den Beruf extrem spannend“. Und er wisse, dass er sich auf eine gute Belegschaft verlassen könne. Auch deshalb füllt Sebastian Stiegeler sein Amt auch nach vier Jahren noch mit Freude aus.