Höchenschwand Die moderne Zeit war bei der „Kult-Tour“ der Trachtentanzgruppe Amrigschwand-Tiefenhäusern den Traditionen gewichen. Begleitet von Bernd Vogelbacher von der Trachtentanzgruppe und den spannenden Erzählungen von Einungsmeister Max Kefer brachen die Besucher dabei vom Parkplatz am neuen Friedhof zu den verschiedenen Etappen um und in Höchenschwand auf.

Unter den letzten Sonnenstrahlen des Tages führte der Weg die Gruppe zunächst am Sonnenweg entlang, hinein in die Dorfstraße „Krummen“ und den Hang hinab. Nach einem Schlenker ins Moor wurde sie vom Vereinsvorsitzenden Niclas Brantner und weiteren Volkstänzern zum „Nageln“ an einem Holzbalken eingeladen. „Wir suchen vier Freiwillige mit handwerklichem Geschick“, schlug Brantner vor. Humorvoll wurden zwei Frauen und zwei Männer bestimmt. Machten sich die Frauen anfangs noch Gedanken über das Ungleichgewicht der Kräfte, eilten sie den Männern bei den nächsten, dazugehörenden Disziplinen „einen halben Liter Milch trinken“ und „Liegestuhl aufbauen“ schnell davon.

Nacheinander würzten der amtierende Einungsmeister Max Kefer mit seinen markanten Erzählungen über die Historie Höchenschwands und des Südschwarzwalds wie auch die Akteure der Trachtentanzgruppe die verschiedenen Stationen mit erfrischenden Unterhaltungen. Sympathisch ins Konzept einbezogen waren die Volkstänze der Kindertanzgruppe mit ihren Tanzleiterinnen Karin Baumgartner und Sabine Thoma und als Schluss der Tour die der Erwachsenentanzgruppe. Max Kefer bettete sehr viel Wissenswertes in seine Vorträge. Viele Orte hier im Südschwarzwald endeten mit „schwand“, bemerkte er unter anderem, Amrigschwand, Heppenschwand, Menzenschwand etwa. Schwand sei der alemannische Begriff für die Rodungsform am jeweiligen Ort. Noch vor 1000 Jahren sei der Schwarzwald Urwald gewesen, erzählte er. Um aus Urwald Ackerland zu machen, mussten die hartnäckigen Wurzelstöcke im Boden angezündet werden, die dadurch verschwanden, daher die Endungen schwand. Die Besiedelung des Schwarzwaldes brauchte drei Generationen, wusste er. Holz sei damals ein wichtiger Rohstoff gewesen. Irgendwann sei der Schwarzwald fast kahl gewesen, weil das ganze Holz verschifft wurde. Angeblich, sagte Kefer, stammt das Holz der Santa Maria, dem Schiff, das Christoph Kolumbus nach Amerika brachte, aus dem Schwarzwald.

Als der Einungsmeister an anderer Stelle das Aussehen der Höchenschwander Frauentracht thematisierte, stand ihm Trachtenträgerin und -tänzerin Karin Baumgartner als Model zur Seite. Die Frauentracht sei eine alte Tracht, bemerkte Kefer. Sie habe sich im Laufe der Jahre ein wenig verändert, aber eigentlich nur von der Farbgestaltung her, vor dem Ersten Weltkrieg sei sie viel bunter gewesen. „Unsere Frauen hier tragen die Harzer Backenhaube als Kopfbedeckung“, erklärte Kefer. Die habe zwei lange Bändel, eine Schleife und die Ohren seien geschlossen. Früher, berichtete Kefer, hätten die Leute gesagt, je länger die Bändel, um so reicher sei die Person.

Die Trachten seien rot-schwarz gestaltet. Rot sei die Farbe der Bauern, Schwarz sei früher die Farbe der Witwentracht gewesen. Die ledigen Frauen hätten eine weiße Schürze über einen samtroten Rock gebunden. Nach der Hochzeit wurde der Rock schwarz, der obere Teil blieb rot, bei Verwitwung wurde der obere Teil auch schwarz. Warum ist die Tracht noch heute schwarz? Nach dem Ersten Weltkrieg, entgegnete Kefer, habe jede Familie im Schwarzwald Trauer getragen und so habe sich der ganze Bezirk St. Blasien dazu entschieden, alle Trachten schwarz zu färben und dies ist bis heute so geblieben.

Im Takt der Volksmusik und Beine schwingend verabschiedete sich die Erwachsenentanzgruppe später im Höchenschwander Kurgarten mit ihren Tänzen am Ende der Veranstaltung von der öffentlichen Bühne. Immer mal wieder erfreuten auch die imposanten Klänge der Alphornfeger aus Felsenbuck die Zuschauer.