Adventszeit – während die einen über die Weihnachtsmärkte schlendern und sich bei einem Glühwein aufwärmen, haben Taucher ganz anderes im Sinn. Jedes Jahr im Dezember versenken Mitglieder des SchwimmclubsHohentengen einen Weihnachtsbaum im eiskalten Wasser des Rheins bei der ZollbrückeAltenburg-Rheinau. Wie hier ist auch andernorts das Weihnachtsbaumstellen unter Wasser ein beliebter Brauch bei Tauchsportfreunden.
Baum stammt aus dem Garten eines Mitgliedes
Auf dem Wiesengelände am schweizerischen Rheinufer herrscht rege Betriebsamkeit: Das Gerüst für ein kleines Zelt, das später beheizt wird und Gelegenheit zum Umziehen und Aufwärmen bietet, steht bereits, die Tauchausrüstungen der 14 Taucher liegen parat. Den Weihnachtsbaum bringt ein Mitglied aus dem eigenen Wald. Mit roten Kugeln, festgezurrt mit Kabelbindern, wird er gemeinsam geschmückt. An die Böschung gelehnt wartet er auf seinen Einsatz.

Wie kommt man dazu einen Weihnachtsbaum im sechs Grad kalten Rheinwasser zu versenken? Die Idee hat Günter Mickerts, ehemaliger Vorsitzender des SchwimmclubsHohentengen, der in Dettighofen wohnt, aus seinem früheren Tauchclub in Lörrach mitgebracht. „Es ist eine uralte Tradition“, erzählt er. „Zum einen wird mit dem Versenken des Baumes der Taucher gedacht, die verunglückten, zum anderen soll damit der Meeresgott Neptun gnädig gestimmt werden, damit er für ruhiges Wasser sorgt.“

Für die Taucher des Schwimmclubs, der eng mit der Tauchschule Hochrhein von Friedrich Schäuble kooperiert, ist es eine schöne Gemeinschaftsaktion zum Jahresabschluss. Bereits zum zehnten Mal steigen sie mutig ins kühle Nass. Allerdings bestens ausgerüstet mit rundum wasserdichten Trockentauchanzügen. Zwischen zehn und 15 Tauchern der gut 30 Aktiven aus Deutschland und der Schweiz sind meistens dabei. Der eine oder andere schaut dann aber doch lieber zu, „zu kalt“, und kümmert sich um Glühwein, Punsch und heiße Suppe.
"Eines der schönsten Tauchgebiete"
Warum wird gerade hier getaucht? „Es ist eines der schönsten Tauchgebiete Deutschlands“, befindet Günter Mickerts. Es geht flach ins Wasser, dann steil bis in zehn Meter Tiefe. Ungefähr mittig ragt eine große Felsformation mit verschiedenen Canyons auf.

Es dauert eine Weile bis alle in ihren wasserdichten Neopren- und Kunststoffanzügen stecken, das schwere Tauchgerät angezogen, die Messgeräte überprüft sind. Sind alle fertig, sinken Taucher und Baum langsam ab. Nach zehn Minuten Tauchgang wird der Baum in zehn Meter Tiefe verankert – und darauf mit einem kleinen Likör unter Wasser angestoßen. Bis Anfang des neuen Jahres bleibt er dort stehen.

Die Taucher haben Glück, das Wasser ist klar und bietet eine gute Sicht. „Unterhalb der Zollbrücke gab es einen großen Schwarm mit Hunderten kleiner Fische zu sehen, im Licht der Taucherlampe sehr schön glitzernd“, berichtet David Mittig, Vorsitzender des Schwimmclubs, vom Tauchgang. „Und wir hatten das Glück einen prächtigen Wels zu besuchen, der es sich in einem Felsübergang gemütlich gemacht hatte.“ Nach gut 45 Minuten tauchen alle wieder auf – und sind froh, dass zum Aufwärmen alles vorbereitete ist.
Zum Abschluss des Weihnachtsbaumversenkens treffen sich die Mitglieder im Gasthaus "Loewen" von Friedrich Schäuble in Hohentengen zum Raclette-Essen und lassen das Jahr gemütlich ausklingen.