Sandra Holzwarth

58 Jahre lang war das Tanz- und Unterhaltungsorchester Amores ein Garant für hochkarätige Musik und durchtanzte Nächte in der weiten Region. Jetzt verabschieden sich die sieben Musiker mit einer letzten großen Tanzveranstaltung von der Bühne. Am Samstag, 3. März, spielt Amores bei ihrer Abschiedsparty unter dem Motto „Noch einmal mit amores“, in der Gemeindehalle Erzingen ein letztes Mal für seine Fans zum Tanz.

Leicht fällt den Musikern diese Entscheidung nicht. Die Musik und die Spielfreude liegen ihnen noch immer im Blut und wer Amores auf seiner Abschiedstournee schon erlebt hat, weiß, dass dieses Orchester von seinem mitreißenden Sound in den vergangenen Jahrzenten nichts eingebüßt hat. „Trotzdem ist es jetzt die richtige Zeit, von der Bühne Abschied zu nehmen“, erklärt Heinz Huber, seit 46 Jahren Bassist und Sänger bei Amores und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir wollen abtreten, so lange unsere Zuhörer uns noch gerne hören und nicht erst, wenn wir fürs Aufhören Applaus bekommen.“

Seit September 2017 sind Amores auf Abschiedstour, haben mit ihrem breiten Repertoire noch einmal die Musik- und Tanzfreunde beim Erzinger Winzerfest begeistert, ebenso beim VdK-Ball und bei den vier Jahresaufführungen des Turnvereins. Trotzdem, so Heinz Huber, müsse man die Zeichen der Zeit erkennen, „Der Trend von Orchestern in einer so großen Besetzung wie wir es sind, ist vorbei. Und nach fast 60 Jahren darf Amores jetzt auch verdient zur Geschichte werden.“

Wie wahr – Amores hat in der Tat eine lange und in der weiten Region einzigartige, erfolgreiche Musikgeschichte geschrieben. 1960 in Klettgau gegründet, ist das Orchester bereits länger in der Musikszene unterwegs als die Rolling Stones. Nur der Musikstil ist ein anderer, denn Amores hat sich der Tanzmusik verschrieben. Schlager sind angesagt und auch Ausflüge in die Volksmusik und den Rock 'n' Roll hat Amores erfolgreich unternommen. Glenn Miller und Peter Kraus gehören ebenso ins Repertoire wie Elvis Presley – und damit trifft Amores den Nerv des Publikums seit fast 60 Jahren.

Die Kapelle wurde von Ernst Gäng, Mitglied der damals sehr populären Knabenmusik, des MV Erzingen, und seinen Vereinskameraden Herbert Fehrenbach, Rolf Stoll, Kurt Bolli und Klaus Eichin gegründet. Mit Gitarrist Rudolf Indlekofer und Schlagzeuger Heinz Schneider war die erste Formation von Amores komplett. In fast sechs Jahrzehnten gab es natürlich Wechsel in der Besetzung, dennoch zeichnete sich das Orchester durch Beständigkeit aus.

„Wir haben immer wieder lange Jahre in derselben Formation gespielt und wir haben uns immer alle ausgezeichnet verstanden“, erklärt Heinz Huber. Gründungsmitglied Rudolf Indlekofer und Heinz Huber sind die Dienstältesten der Amores. Seit vielen Jahren spielen sie in unveränderter Besetzung mit Werner Lüber, Manfred Scheuble, Walter Baur, Markus Zulliger und Holger Albicker.

Ihre ganz großen Zeiten hatte Amores in den 60er und 70er Jahren, die Zeit der großen Tanzveranstaltungen: „Da gehörten wir zu den angesagten Kapellen am Hochrhein und auch in der Schweiz. Zwischen 50 und 60 Auftritte im Jahr absolvierten wir damals, waren auf allen Bühnen zu Hause und haben tolle Partys gefeiert“, erinnert sich der heute 80-jährige Rudolf Indlekofer gerne zurück. Der Ochsensaal in Tiengen, der Kollersaal in Wutöschingen und die Klettgauer Halle in Geißlingen waren zu dieser Zeit feste Anlaufstellen für das tanzfreudige Publikum.

„Damals haben wir ganze Nächte durchgespielt und standen am nächsten Abend schon wieder auf der Bühne.“ Auch an legendäre Auftritte bei Volksfesten erinnert sich der Musiker gerne zurück. So wie an den Schwyzertag 1962, während dem Amores an sieben Abenden in Folge im Festzelt spielten.

Rudolf Indlekofer hat in fast 60 Jahren erlebt, wie sich die Zeiten in der Musikszene verändert haben. „In unseren ersten Jahren hatten wir weder Mischpult noch Mikrofone. Mein erster Gitarrenverstärker war ein umgebautes Radio, dessen Lautstärke alles andere als optimal war.“

Nach und nach eroberte die Elektronik den Musikmarkt, die für Amores in gewisser Weise zur Konkurrenz wurde, wie Indlekofer berichtet: „Die Bands traten in immer kleineren Formationen auf und konnten sich günstiger verkaufen. Dabei geht allerdings die Kreativität und Spontanität völlig verloren. Musik gespielt von Live-Musikern ist einfach viel lebendiger und hat ihren eigenen Charme, deshalb wollten wir uns diesem Trend nicht anschließen.“ Amores blieb seinem Stil treu und tourte weiterhin in siebenköpfiger Besetzung mit Bläsergruppe durch die Region.

Auch die Musikrichtung blieb unverändert, „Tanzmusik, Schlager und Oldies sind einfach unser Metier und gerade mit den alten Hits wie 'La Paloma', 'Aber Dich gibt’s nur einmal für mich' oder 'Rote Lippen soll man küssen', begeistern wir die Menschen noch immer“, erklärt Heinz Huber.

Viele andere Formationen haben die Amores kommen und wieder gehen sehen, darunter am Hochrhein bekannte Namen wie die Tanzkapelle Horheim, die Ernst-Schätzle-Band, das Siggi Weber Sextett und Rados. Amores aber wurde zum Dauerbrenner und schrieb mehr als ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte.

Auftrittsmarathons wie in den Anfängen gab es nach den ersten wilden Jahren zwar nicht mehr, aber aktiv war Amores zu jeder Zeit. „Wir hatten alle ein Familien- und Berufsleben, welches natürlich Vorrang hatte, aber die Musik blieb immer unser stetiger Begleiter“, erinnert sich Heinz Huber. Alle ihre Jubiläen feierten die Amores mit unvergesslichen Festen. Ein Höhepunkt in der Orchestergeschichte war zweifellos die Amerikatournee im Jahre 1995 mit Auftritten bei Oktoberfesten in Wisconsin und Minnesota. „Als Botschafter der deutschen Musik wurden wir von den Amerikanern begeistert gefeiert“, schmunzelt Heinz Huber. Aber auch Auftritte in Italien und im schweizerischen Albisguetle blieben in besonderer Erinnerung.

Wann immer die Musiker zum Tanz aufspielen ist die Nachfrage auch heute noch groß. „Für Tanzfreunde gibt es leider kaum mehr Gelegenheit, stilvoll zu tanzen, deshalb sind die Bälle, die wir musikalisch umrahmen, noch sehr beliebt“, weiß der Musiker zu berichten. Was wird aus diesen Veranstaltungen, wenn es Amores bald nicht mehr gibt? Darauf hat auch er keine Antwort. Die Freude an der Musik ist aber bei den meisten Orchestermitgliedern noch so groß, dass es sicher nicht auszuschließen ist, dass der eine oder andere wieder auf einer Bühne auftaucht. So wie Heinz Huber und Rudolf Indlekofer, die noch im Trio „Old Friends“ spielen. „Musik wird uns immer in irgendeiner Form begleiten, das ist keine Frage.“

Gefragt ist auch die CD, die Amores im vergangenen Jahr aufgenommen hat. Die erste und einzige, die Amores in all den Jahren einspielte, einfach weil sie immer lieber live auf der Bühne waren. Die Tage im Tonstudio waren für die Musiker aber dennoch sehr beeindruckend und runden die Bandgeschichte vollends ab. „Die CD ist ein Abschiedsgeschenk für uns Musiker und auch für die Freunde von Amores“, erklärt Huber, der mit „Ciao Amores, es war so schön“ einen Liedtext zum Abschied geschrieben hat, der auch zum Namensgeber der CD wurde. So wird es die Musik der Amores weiterhin geben. Neben Ciao Amores sind auf der CD alle großen Hits verewigt, die das Orchester so gerne gespielt hat.

Der Kartenvorverkauf für die Abschiedsparty von Amores läuft auf Hochtouren. Einmal noch dürfen sich die Musik- und Tanzfreunde, die Fans von Amores auf eine musikalische Zeitreise begeben und in Erinnerungen schwelgen, einmal noch sich auf der Tanzfläche zu Melodien wie dem Holiday Samba oder „ Cha Cha Cha“ drehen. Dann aber heißt es endgültig „Ciao Amores, es war so schön.“

Tanzorchester Amores

Das Tanz- und Unterhaltungsorchester Amores besteht aus: Rudolf Indlekofer (Sänger und E-Gitarrist), Heinz Huber (Sänger und Bassist), Werner Lüber an der Trompete, Holger Albicker (S-Alt-Saxophon, Quer- und Panflöte), Markus Zulliger (S-Alt, Tenor- und Sopransaxophon und Klarinette), Walter Baur (Keyboard und Akkordeon) und schließlich Manfred Scheuble am Schlagzeug. Die Amores-Abschiedsparty findet am 3. März ab 20 Uhr in der Gemeindehalle Erzingen statt. Das Ensemble lädt bereits ab 19 Uhr zum Sektempfang. Karten gibt es im "Naturkostladen Stoll – Feines zum Leben".