Das Anfang des Jahres eröffnete Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Grießen ist auf Expansionskurs. Mit der Fachärztin Gülcan Anbarci praktizieren hier seit dem 1. Juli nunmehr drei Mediziner. Ein weiterer Arzt wird Mitte September seine Tätigkeit aufnehmen.
Die ambulante medizinische Grundversorgung ist somit in Klettgau mit seinen 7500 Einwohnern auf solide Beine gestellt.
Von Beginn an wurde das in aller Eile umgestaltete Grießener Rathaus von Klettgauer Patienten ausnehmend gut angenommen. Mit den beiden Ärzten Christian Saurer, Facharzt für innere Medizin, und dem Allgemeinmediziner Frank Schulze sowie qualifizierten Medizinischen Fachangestellten startete das neue MVZ in Grießen am 1. Januar dieses Jahres.
Mit Gülcan Anbarci verstärkt jetzt eine Frau das Team der Mediziner. Sie ist Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. Sie ist in der Türkei geboren und kam im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland, wo sie in Kassel aufgewachsen ist. Ihr Medizinstudium absolvierte sie in Freiburg, sie betrieb einige Jahre eine eigene Praxis und hat auch viele Jahre in Krankenhäusern gearbeitet.
„Mein Ansatz ist die ganzheitliche Medizin, Körper und Psyche als Ganzes zu betrachten, dem Patienten auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt sie. Dabei komme ihr, ihre Fähigkeit gut zuhören zu können, einen guten Draht zum Patienten zu finden, überaus zugute, erzählt sie.
Klettgau überzeugt nur an einem Tag
Nach nur einem Tag, an dem sie im MVZ Klettgau hospitiert hat, entschied sie sich für Klettgau. „Die freundliche Atmosphäre hat mir gefallen und mich überaus optimistisch gestimmt“, erzählt Gülcan Anbarci.

Und bereits Mitte September gibt es weitere Verstärkung, dann nimmt ein weiterer Allgemeinmediziner in Grießen seine Tätigkeit auf. Zur großen Freude des Klettgauer Bürgermeisters Ozan Topcuogullari, der im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte: „Wir sind dann mit vier Ärzten top versorgt. Wenn wir weiter so viele Ärzte bekommen, können wir auch über einen Außenstandort sprechen.“
Rathaus-Mitarbeiter müssen umziehen
Allerdings muss die Praxis im Erdgeschoss des Rathauses mit dem vierten hier praktizierenden Arzt vergrößert werden. Deswegen müssen die derzeitigen Büros der Gemeindemitarbeiter im Obergeschoss geräumt werden, die dadurch gewonnene zusätzliche Fläche nach dem Bedarf einer Arztpraxis umgebaut werden.

Die Gemeindeangestellten werden in das gegenüberliegende, leerstehende Notariat umziehen. Dort sind die Umbauarbeiten bereits im vollen Gange.
Schwer erreichbar für gehbehinderte Menschen
Nach wie besteht jedoch das Problem besonders für alte, gehbehinderte Patienten aus den Ortsteilen, das MVZ mit dem ÖPNV zu erreichen. Mit dem Rollator oder gar dem Rollstuhl per Bus nach Grießen zu kommen, ist schwierig, für manche Patienten unmöglich. In diesem Zusammenhang erinnert Bürgermeister Topcuogullari an den kostenlosen Bürgerbus, der zwei Jahre lang die Ortsteile angefahren hat, um nicht mobile Klettgauer zum Arzt oder zu den Einkaufsmärkten zu fahren. Diese Möglichkeit sei nicht angenommen worden und sei deshalb eingestellt.
Für diese Klettgauer, so weist der Bürgermeister hin, sei der Förderverein Idee eine gute Anlaufstelle. Dieser Verein bietet beispielsweise Fahrdienste, neben anderen Hilfen, für Hilfsbedürftige an. Für Patienten mit Pflegegrad werden die Kosten der Leistungen dieser Nachbarschaftshilfe (maximal 125 Euro pro Monat) von der Pflegekasse erstattet.