Enttäuschung macht sich bei den Erzinger Mitgliedern des Vereines Kulturraum und der Regionalentwicklungsgenossenschaft Klettgeno breit. Das große Vorhaben, gemeinsam mit Hilfe einer Genossenschaft den Erzinger Pfarrhof zu erwerben und ihn für die Bevölkerung zu erhalten, ist vorerst gescheitert. Was mit großen Hoffnungen, viel Herzblut und jeder Menge Arbeit vor vier Jahren für die Sache begonnen hat, scheint nunmehr mit der Aufgabe des Projektes bei vielen Mitstreitern in Resignation zu münden.

Zahlreiche Besucher kamen zum Pfarrhoffest 2023.
Zahlreiche Besucher kamen zum Pfarrhoffest 2023. | Bild: Eva Baumgartner

Wie das dreiköpfige Vorstandsteam des Kulturraumes Klettgau, der seit vier Jahren mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen diesen geschichtsträchtigen Ort bespielt und durchaus erfolgreich belebt, jüngst bekannt gab, werde man das Projekt nicht weiterverfolgen.

Was sind die Gründe?

In einem Schreiben an alle Beteiligten teilt der Vorstand mit: „Die preislichen Vorstellungen der Kirche hinsichtlich Kaufpreis sowie monatlich zu leistenden Erbpachtzins stehen in keinem Verhältnis zur erzielbaren Wertschöpfung, zumal mit einem sozialen, kulturellen Schwerpunkt. Allein der geforderte Erbpachtzins übersteigt die möglichen Mieteinnahmen.“

Diese Entscheidung sei nach Monaten des Rechnens und Überlegens getroffen worden, auch da beim letzten Treffen mit Vertretern der Kirche, diese keinerlei Abweichen von ihren Preisvorstellungen in Aussicht gestellt hätten. Nur wenn diesbezüglich die katholische Kirche deutlich der Genossenschaft finanziell entgegen komme, sei man gerne bereit, weitere Gespräche zu führen.

Michael Ehm, einer von drei Vorsitzende des Kulturraumes Klettgau.
Michael Ehm, einer von drei Vorsitzende des Kulturraumes Klettgau. | Bild: Initiative Tempo 30

„Unsere Hoffnungen beruhten bis zuletzt darauf, dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche erkennen, dass eine soziale, öffentliche Nutzung einen Mehrwert für alle bedeuten würde“, sagt Michael Ehm, einer von drei Vorsitzenden des Kulturraumes Klettgau.

So aber sehe er bei diesen Bedingungen keine Chance für eine Umsetzung. Zur Frage über die Höhe des Verkaufspreises vermochte er keine Antwort zu geben. „Für genaue Angaben sehe ich die Kirche in der Verantwortung, die uns nochmals deutlich auf die Geheimhaltung der Zahlen hingewiesen hat.“

Wie beurteilt die katholische Kirche die Lage?

„Einer möglichen Nutzung des Erzinger Pfarrhofes durch den Kulturraum Klettgau als überkonfessionellen, sozialen und kulturellen Treffpunkt für die Bevölkerung steht die Erzdiözese Freiburg offen und positiv gegenüber. Eigentümer des Grundstücks ist die Pfarrpfründestiftung der Erzdiözese, die dieses entsprechend den Grundsätzen ihres Stiftungszwecks verwaltet“, teilt der Pressesprecher des Bistums mit.

Das Pfarrhausgrundstück in Erzingen gehöre zum Stammvermögen der Pfarrpfründestiftung. Unter der erforderlichen Beachtung des zu wahrenden Grundvermögens und des zu erhaltenden Stammvermögens komme ein Verkauf des Grundstücks für die Stiftung daher nicht in Frage.

Das heißt im Klartext bei einem Verkauf des Pfarrhofes kann die Grundstücksfläche auf die Dauer von 99 Jahren nur gepachtet werden Der durchschnittliche Erbpachtzins beträgt laut Angaben des Planungsbüros Sutter 3 circa vier Prozent pro Jahr. Bei den rund 3000 Quadratmetern Fläche wären also 12.000 Euro pro Jahr zu bezahlen, zusätzlich zum unbekannten Verkaufspreis für die Gebäude. Weitergehende Fragen des SÜDKURIER blieben unbeantwortet.

Wie sieht die politische Gemeinde das Projekt?

„Die Gemeinde hat das Projekt gut und ausreichend unterstützt. Erst dadurch wurden Fördermittel möglich für das Projekt“, erklärt Bürgermeister Ozan Topcuogullari. Die Unterstützung bei der ergebnisoffenen Machbarkeitsstudie (4500 Euro) war nur ein Schritt der Unterstützung.

Ozan Topcuogullari, Bürgermeister von Klettgau.
Ozan Topcuogullari, Bürgermeister von Klettgau. | Bild: CDU

Das Ergebnis dieser Studie liegt nun vor und alle Beteiligten müssen es akzeptieren. Bei positivem Ergebnis der Studie wären weitere Unterstützung mit Entscheidungen des Gemeinderates sehr wahrscheinlich gewesen. Für konkrete weitere Unterstützung fehlten zudem wichtige Informationen, wie Verkaufspreis, Erbpachtkosten.