Eine große solidarische Gemeinschaft fand sich vor wenigen Tagen in Schwörstadt ein: 174 Spendenwillige nahmen auch lange Wartezeiten in Kauf, um sich nicht trotz, sondern wegen der Corona-Pandemie beim Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eine halben Liter Blut abnehmen zu lassen. Gerade in Krisenzeiten ist die Spendenbereitschaft sehr hoch, stellt Eberhard Weck vom Blutspendedienst fest. Wichtiger sei aber die regelmäßige Spende.

Robert Weißenberger ist bereits zum 81. Mal bei der Blutspende. Heute legt bei ihm Krankenschwester Miriam Hoffer die Kanüle an. Sorge wegen des Coronavirus hat der Öflinger nicht, für ihn ist die Spende eine Selbstverständlichkeit: „Ich gehe immer und in Schwörstadt gibt es den besten Wurstsalat.“
Ähnlich pragmatisch sieht auch Christel Chuny ihre Blutspende: „Ja, ich habe erst mal überlegt. Aber ich fühle mich nicht schlecht und ich komme regelmäßig.“ Mit 67 Jahren gehört die Dossenbacherin zu den Menschen mit erhöhtem Risiko. Doch die Blutspende liegt ihr auch persönlich am Herzen: „Mein Sohn hatte einen Motorradunfall und danach drei Transfusionen gebraucht. Seitdem gehe ich regelmäßig, weil ich etwas zurückgeben will“, so Chuny. An diesem Nachmittag ist es bereits ihr 49. Mal „Und man muss ja auch einkaufen gehen. Hätte ich allerdings gewusst, dass es so voll ist, wäre ich wohl nicht gekommen“, so Chuny mit einem Augenzwinkern.
Neben den routinierten Spendern kamen auch ungewöhnlich viele Erstspender zur Festhalle: Sind es sonst im Schnitt nur sechs Erstspender, waren an diesem Nachmittag 26 Menschen zum ersten Mal dabei, freut sich Bärbel Zumkeller, Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Schwörstadt.

Darunter war auch Alicia Hesse aus Wehr: „Ich hatte es mir schon länger mal vorgenommen, heute bin ich dann mal hingegangen“, erklärt die junge Frau. Auch die Corona-Pandemie sei ein Grund gewesen zu spenden. Sorgen um sich selbst mache sie sich aber nicht.
Spendenbereitschaft steigt
In Krisenzeiten und nach großen Unfällen steige regelmäßig die Spendenbereitschaft, weiß Eberhard Weck, Leiter des Spendenmarketings beim DRK-Blutspendedienst. „Wichtiger ist uns aber die regelmäßige Spende – denn die Blutplättchen sind nur vier Tage haltbar.“
Die Vollblutspende werde in drei Teilen verwendet, erklärt Weck: Die Blutplättchen werden unter anderem für die Therapie von Krebskranken benötigt und sind nur sehr kurz haltbar. Die roten Blutkörperchen, welche bei Transfusionen zum Einsatz kommen, können bis zu 42 Tage gelagert werden. Nur das Blutplasma kann eingefroren werden. Es wird unter anderem für die Herstellung von Medikamenten verwendet, kommt aber auch bei akuten Notfällen zum Einsatz.

Die 174 Hilfswilligen hatten viel Geduld mitgebracht und wollten es an diesem Tag Robert Weißenberger, Christel Chuny und Alicia Hesse gleich tun – Insgesamt 152 Personen konnte sich im Verlauf des Nachmittags einen halben Liter Blut abnehmen lassen.
Mehr Sicherheitsmaßnahmen
Auch im Normalfall müssen für eine Blutspende einige Stationen durchlaufen werden: Ein Fragebogen mit Gesundheitsangaben gehört genauso dazu wie ein Gespräch mit einem Arzt und eine Laboruntersuchung. Durch die Corona-Pandemie sind ein paar Sicherheitsmaßnahmen dazugekommen: „Wir informieren schon am Eingang, dass man nach einem Aufenthalt in Risikogebieten nicht spenden darf“, erklärt Christina Hohner vom DRK-Blutspendedienst. Als Referentin betreut sie regelmäßig Blutspendetermine in der Region.

Heute misst sie am Eingang Fieber und begrenzt den Einlass in die Festhalle. Jeder Spendenwillige wird von ihr nochmal persönlich befragt:“Waren sie in den letzten Wochen in einem der Risikogebiete? Hatten Sie Kontakt mit Erkrankten oder haben sie selbst Symptome festgestellt?“ Tatsächlich heimschicken musste Hohner aber die wenigsten – wer sich nicht gesund fühlte, kam wohl erst gar nicht zum Spendentermin.

Im Festsaal kümmert sich der DRK-Ortsverein um die Spendenwilligen. Zweimal im Jahr richtet der Ortsverein einen Spendentermin aus. Den großen Ansturm diesmal habe man nicht erwartet: „Normalerweise kommen rund 100 Spender, zuletzt sogar nur 80“, so Zumkeller. Trotzdem läuft alles routiniert ab: Die gut zehn Freiwilligen des Ortsvereins verteilen Fragebögen, behalten die Sicherheitsmaßnahmen im Auge, überwachen die Spender im Ruheraum und sorgen hinterher für einen Imbiss.

Angst vor einer Infektion haben die Helfer nicht: „Nur wer sich gesund fühlt, ist heute dabei“, erklärt Zumkeller. So viel Abstand wie möglich und Handschuhe sind für alle Helfer trotzdem selbstverständlich. Und auch die Handdesinfektion der Spender an jeder Station wird überwacht.
„Ich bin seit 37 Jahren dabei, und habe noch nie erlebt, das Leute auf der Straße gewartet haben. Das ist wahnsinnig!“, freut sich Zumkellers Stellvertreter Jürgen Zwigart über den großen Andrang. Zeit für ein langes Gespräch bleibt aber nicht: Zwigart ist bereits zum zweiten Mal auf Versorgungsfahrt gewesen – damit die Getränke und vor allem der beliebten Wurstsalat nicht ausgehen.