Die Vorteile für Schweizer in Deutschland: Immobilien sind vergleichsweise billig, die Lebenshaltungskosten weitaus niedriger, und unter Umständen zahlt ein Schweizer Rentner in Deutschland weniger Steuern, wenn er sich hier dauerhaft niederlässt. Der aktuelle Frankenkurs (rund 1,07 zum Euro) schlägt natürlich durch. Für viele Senioren im Nachbarland sind das Gründe, sich hier ein Häuschen oder eine Wohnung zu kaufen und den Lebensabend in Deutschland, gerne nahe der Grenze zur Schweiz, zu verbringen.
Die Steuer: Während Berufstätige in der Schweiz wesentlich weniger Steuern bezahlen, ändert sich das Verhältnis mit Eintritt in den Ruhestand. Tatsächlich müssten Schweizer Rentner in Deutschland unter Umständen weniger an den Staat abgeben als an den Schweizer Fiskus. Und das, obwohl in Deutschland der Anteil der Rente, der versteuert werden muss, von 50 im Jahr 2006 auf 80 Prozent im Jahr 2020 gestiegen ist.
Die Schweiz besteuert die volle Rente
Renten der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) und der Invalidenversicherung (IV), sowie Renten der beruflichen Vorsorge müssen in der Schweiz dagegen deklariert und als Einkommen in der Regel zu 100 Prozent versteuert werden. Dazu kommt: In Deutschland wurde die Vermögensteuer 1997 abgeschafft. In der Schweiz gibt es sie noch. Und: Wer das Eigenheim selbst bewohnt, muss in der Schweiz den so genannten Eigenmietwert versteuern.
Für Schweizer war es bis dato also allein aus steuerlichen Gründen lukrativ, nach Deutschland zu ziehen. Doch dieser dieser Steuervorteil sinkt jährlich. Der Anteil der Rente, der in Deutschland besteuert wird, steigt bis 2021 um jährlich zwei, danach, bis 2040, um jährlich ein Prozent auf die volle Rente.
Ist es nun für Schweizer deshalb weniger interessant geworden, eine Immobilie in Deutschland zu kaufen und hier die Zelte aufzuschlagen? Makler Thomas Nägele spürt im Landkreis keinen drastischen Rückgang des Kaufinteresses von Schweizer Kunden. Nägele ist Leiter des Waldshut-Tiengener Büros des auf Schweizer Kunden spezialisierten Immobilienunternehmens Remax, und sagt: „Die Steuer ist nur eine Komponente, die Gesamtrechnung geht auf.“ Nicht mehr attraktiv wäre es, wenn sich der Kurs massiv verschieben würde, mutmaßt der Makler.
Starker Rückgang der Nachfrage in Lörrach
Laut einem Medienbericht stelle sich die Lage in Lörrach etwas anders dar. Auf dem Höhepunkt 2016 hätten noch 86 Schweizer ein Haus, eine Wohnung oder Grundstück gekauft, 2018 seien es nur noch 31 gewesen. Allerdings mutmaße man, dass dies eher mit Kursschwankungen zu tun gehabt habe.
Die Preise: Attraktiv sind auch die Preise für Häuser und Wohnungen im deutschen Grenzgebiet. Für viele Schweizer ist es schlichtweg zu teuer, sich ein Eigenheim im eigenen Land zu kaufen. „Ein Häusle in Zürich aus den 1960er Jahren kostet schnell mal 1,6 Millionen Franken“, weiß Nägele. In Deutschland würde man ein Drittel bis zu 40 Prozent weniger bezahlen.
Als die Schweizer Notenbank die Stützung des Wechselkurses 2015 aufgab, löste das einen regelrechten Boom aus. Nägele erinnert sich: „Durch den Kurs waren deutsche Immobilien für Schweizer sehr attraktiv. Zu dieser Zeit hatten wir in unserem Büro einen Anteil von 40 Prozent an Schweizer Kunden.“
Laut Grundstücksmarktbericht liege der Käuferanteil in der Stadt Waldshut-Tiengen derzeit bei etwa acht Prozent. Nägele: „Grob jeder zehnte Käufer kommt aus der Schweiz.“
Eine hohe Nachfrage bestehe bei Eigenheimen im Raum Jestetten, Lottstetten, Dettighofen, Eichberg. Nägele: „Weil sie in der Nähe des Ballungsgebiets Zürich liegen. Die größte Nachfrage ist in der Nähe von Zürich, wo der Wohnungsmarkt angespannt und eine Immobilie zu teuer ist.“