Der Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris, deren völlige Vernichtung von der Feuerwehr gerade noch abgewendet werden konnte, wirft ein Schlaglicht auf die Sicherheit anderer berühmter Kirchenbauten. Etwa in den Städten Köln, Freiburg, Ulm oder Konstanz überprüfen die Verantwortlichen die Sicherheitsstandards, die den Dom oder die Münster vor einem Schadenfeuer schützen sollen.
Zu den Kirchen, die als Kulturerbe der christlichen Welt gelten, zählt der Dom von St. Blasien. Und er hat die Zerstörungskraft der Feuers schon vor 145 Jahren zu spüren bekommen. "Ein schreckliches Unglück hat gestern unser stilles friedliches Schwarzwaldbad getroffen", beginnt der vom 8. Februar 1874 datierte Bericht des Alb-Bote. "Von morgens um fünf Uhr an brannte es im Klostergebäude, Eigentum des Herrn Krafft, und wurde nicht nur die herrliche Kirche, sondern auch der größere Teil des in eine Spinnerei umgewandelten Klostergebäudes ein Raub der Flammen.

Erst gegen Abend gelang es der aufopfernden Tätigkeit der von nah und fern herbeigeeilten Feuerwehren dem Weitergreifen des Feuers Einhalt zu tun und konnte der westliche Flügel und Teile des nördlichen und südlichen gerettet werden." Nach Auflösung des Klosters 1806 (Säkularisation) war Industrie in die Gebäude eingezogen, die 1933 vom Jesuitenorden für die Errichtung des Kollegs erworben wurden. 1874 produzierte in den Gebäuden die seit vielen Jahren florierende Baumwollspinnerei von Ernst Friedrich Krafft.
Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn mussten die Lampen über den Spinnmaschinen angezündet werden. Dabei benutzte der Lampenanzünder einen in Terpentin getauchten wischerartigen Zünddocht. Am 7. Februar 1874 fiel ein glimmendes Stückchen des Dochts unbemerkt zu Boden, wo es sich im Bauwollstaub sofort zu einem Lauffeuer entwickelte. "In kurzer Zeit stand das Fabrikgebäude in Flammen", schildert ein später im Alb-Bote veröffentlichter Artikel.

"Das Feuer ergriff auch die mit der Fabrik zusammenhängenden Wohnungen und sprang dann auf die nahe Kirche mit dem prächtigen Kuppeldach über. Die bei den Löscharbeiten verwendeten Wasserschläuche platzten vielfach unter der Einwirkung der winterlichen Kälte, wodurch die Tätigkeit der Feuerwehren erheblich erschwert wurden. Nach und nach trafen zur Hilfeleistung die Feuerwehren von Lenzkirch, Tiengen, Todtnau, Säckingen und Waldshut ein. Zum Glück kostete der Großbrand keine Menschenleben, wenn auch bei der Bekämpfung des Feuers und Bergung der Habe einige Personen verletzt wurden."
"Die herrliche Kirche mit der majestätischen Kuppel liegt in Trümmern, ebenso der größte Teil der Spinnerei, nur die Portalseite mit den beiden Seidenflügeln konnte gerettet werden", zog der Alb-Bote in einem weiteren Bericht vom 9. Februar 1874 ein vorläufiges Fazit des Brandes.
Prachtvolle Gemälde verbrannt
"Wer den ganzen Umfang des Klostergebäudes mit seinen riesigen Fassaden, an welchem sich wohl nahezu 1000 Kreuzstöcke befinden werden, wer die kolossalen Spinnsäle, Maschinenräume, Magazine, Kontore und sonstigen zu einem so großartigen Etablissement nötigen Räumlichkeiten kennt, nur der ist im Stande, sich von dem ungeheuren Flammenmeere und dem dadurch verursachten ungeheuren Schaden annähernd einen Begriff zu machen. Die prachtvollen Gemälde und Heiligenbilder in der Kirche sind verbrannt, während man die Ornamente noch retten konnte. Die Marmorsäulen sind an ihrer Außenfläche zu Gips verwandelt und der ganze kunstvolle Dachstuhl liegt in Asche", endet der Bericht.
Die Kuppel
Die Kuppel des ab 1771 errichteten St. Blasier Doms war eine Holzkonstruktion, die dem Feuer von 1874 keinen Widerstand leisten konnte. Von 1878 bis 1883 wurde die Außenkuppel durch eine Eisenkonstruktion wieder errichtet. Es dauerte bis 1910, ehe mit dem Bau der Innenkuppel begonnen wurde. Sie war eine der ersten Eisenbetonkuppeln. Die eigentliche Innenkuppel aus Trockenstuckteilen ist an ihr als Zierkuppel aufgehängt. 1912 war diese Arbeit vollendet, letzte Arbeiten am Kircheninnenraum dauerten bis 1913. Mit ihren 36 Metern Spannweite gehört die Kuppel noch immer zu den größten in Europa.