Verena Pichler

Die zentrale Abstrichstelle für Corona-Verdachtsfälle, die vergangene Woche beim Kreiskrankenhaus Rheinfelden ihre Arbeit aufgenommen hat, läuft auf Hochtouren. Pro Tag werden dort zwischen 30 und 40 Abstriche vorgenommen und zur weiteren Untersuchung ins Labor gegeben. Das Team um die ärztliche Leiterin Michaela Kaiser kämpft dabei nicht nur mit äußeren Widrigkeiten, sondern immer wieder mit der Unwissenheit der Menschen – und Fake News.

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Genau diese Falschmeldungen haben Kaiser dazu gebracht, die Medien zu informieren. „Es kursiert so viel Mist.“ Etwa, dass ganz Rheinfelden infiziert sei. Dem setzt Kaiser Zahlen entgegen: Von Mittwoch bis Freitag wurden jeden Tag zwischen 30 und 40 Menschen getestet – aus dem gesamten Landkreis. „Davon waren acht bestätigte Fälle“, sagt Kaiser. Bis Freitagabend waren noch 200 weitere Verdachtsfälle auf der Liste, der größte Teil konnte in einer Doppelschicht am Samstag abgearbeitet werden, die Ergebnisse stehen teils noch aus.

Am Sonntag waren noch 26 Abstriche angemeldet. Eine halbe Stunde bevor die Stelle öffnet, ist die medizinische Fachangestellte Mila Klettke gemeinsam mit einer Kollegin damit beschäftigt, alles vorzubereiten. Es sind rudimentäre Bedingungen: Auf Klapptischen stehen Behältnisse für die steril verpackten Tupfer, mit denen der Abstrich im Mund gemacht wird. Desinfektionsmittel und Handschuhe stehen neben einem Laptop und einem kleinen Drucker.

Michaela Kaiser leitet die Abstrichstelle in Rheinfelden.
Michaela Kaiser leitet die Abstrichstelle in Rheinfelden. | Bild: Verena Pichler

Das Zelt – oder vielmehr der Pavillon – ist an allen Seiten offen, sodass der Wind durch pfeift. „Strom haben wir erst seit zwei Tagen“, sagt Ludwig Fritze, einer der Ärzte, die sich freiwillig für die Stelle gemeldet haben. Der eigentliche Abstrich dauere nur Sekunden. „Was Zeit kostet, ist die Erfassung der Stammdaten und die Röhrchen zu beschriften.“ Die kommen in eine silberne Box und werden jeden Abend ins Labor nach Lörrach gebracht. „Nach zwei Tagen liegen die Ergebnisse vor“, sagt Kaiser.

DLRG-Mitglieder regeln den Einlass

Noch während sich Fritze eine Maske und dann ein Vollvisier anzieht, um sich zu schützen, fährt ein Mann an das blaue Zelt heran, das Absperrgitter rund 100 Meter weiter ignorierend. „Der muss zurückfahren“, sagt Kaiser. Denn bevor es losgeht, muss sie mit Lars Mazur vom DRK-Ortsverein Maulburg die Namensliste durchgehen. Der Ortsverein stellt Mitglieder ab, die sich um die Technik kümmern und den Einlass regeln.

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„Kann man sich hier aufs Virus testen lassen?“, ruft plötzlich ein junger Mann von einem oberhalb gelegenen Parkplatz herunter, der mit seiner Familie gekommen ist. Die ganze Gruppe sei in Frankreich gewesen und nun unsicher. Während er auf die Erklärungen Fritzes noch ruhig und freundlich reagiert, haben Kaiser und die anderen schon üble Beschimpfungen erlebt.

Ab Montag kommt ein Sicherheitsdienst

Denn diejenigen, die auf eigene Faust und ohne Termin zur Stelle fahren, werden heimgeschickt. Am Samstag waren das 17. Zwei von ihnen seien so aggressiv gewesen, dass Kaiser kurz davor war, die Polizei anzurufen. „Ab Montag kommt deshalb ein Sicherheitsdienst.“ Was sich das Team anhören muss, geht unter die Gürtellinie. „Ich hoffe, ihr sterbt“, war nur ein Satz eines aufgebrachten Mannes.

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Kaiser hofft, dass sich noch mehr Ärzte und medizinisches Fachpersonal melden, um das Team in Rheinfelden zu unterstützen. Denn die Resonanz auf den Aufruf der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) war mäßig. Und sie hofft, dass bald in allen Hausarztpraxen verstanden wird, wie die Abläufe sind. Denn noch immer kommen Menschen mit einer Überweisung des Hausarztes. Oder berichten, dass selbst ihr Arzt nicht über das richtige Verhalten Bescheid wisse.

„Die machen das hier super, vielen Dank.“

„Wir brauchen Unterstützung“, sagt Kaiser. Für den zusätzlichen Dienst bekommt sie übrigens eine Aufwandsentschädigung von der KV – für genau die drei Stunden, an denen die Stelle geöffnet ist. Mehr als die gleiche Zeit aber ist sie mit Dokumentation beschäftigt – ehrenamtlich sozusagen. Und Angestellte wie Mila Klettke, die ebenfalls ihre freie Zeit opfern, sollen die Ärzte aus ihrem Budget bezahlen. „Das werde ich so aber nicht stehen lassen“, sagt Kaiser resolut.

Fritze nimmt derweil einen Abstrich bei einem Familienvater. Er sei im Elsass gewesen, auch seine Tochter kommt noch dran. Er sagt: „Die machen das hier super, vielen Dank.“