Sie tauchen einzeln oder in Gruppen auf, sind nicht größer als eine Ein-Cent-Münze, haben auffällige schwarz-weiße Streifen und stechen aggressiv bei Tag zu: Die Rede ist von Asiatischen Tigermücken. Das Insekt, das ursprünglich aus Südostasien stammt, ist nicht nur äußerst lästig, sondern kann zum Gesundheitsrisiko für die Menschen in der Region werden.
Mücke kann Tropenkrankheiten übertragen
Aus einer Mitteilung des Arbeits- und Sozialministeriums aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass die Tigermücke beispielsweise Überträger des Dengue-, Chikungunya- oder möglicherweise auch des Zika-Virus sein kann. Und das Ministerium warnte: „Sobald sich Aedes albopictus (Asiatische Tigermücke) etabliert haben sollte, ist eine flächendeckende Bekämpfung nicht mehr aussichtsreich.“
Es sei „eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit von Menschen als begründet anzusehen“. Noch sei das Risiko einer Erkrankung sehr gering gering, das ändere sich aber, wenn die Tigermücke hier heimisch werden sollte.
Für die Insekten bieten Hoch- und Oberrhein attraktive Bedingungen: Bereits 2015 wurde eine größere brütende Population in Freiburg sowie eine in Heidelberg entdeckt, 2017 im Kreis Lörrach und im Juni 2018 wurden die ersten Exemplare am Hochrhein in Bad Säckingen und dem Ortsteil Wallbach entdeckt.
Hitze begünstigt Verbreitung
Dank der eingeleiteten Maßnahmen seien an den Fundorten im Kreis Lörrach dieses Jahr bisher noch keine Tigermücken festgestellt worden, teilt das Landratsamt mit. Auch eingegangene Meldungen von Bürgern über vermeintliche Tigermücken hätten demnach bislang noch nicht bestätigt werden können. Doch es sei erst der Anfang der Tigermücken-Saison. Bei anhaltend hohen Temperaturen könne sich „die Situation jederzeit schlagartig ändern“, heißt es.
Maßnahmen gegen die Mücke
Typische Einschleppungsorte, wie Campingplätze und Autobahnraststätten, würden weiterhin mittels spezieller Mückenfallen aktiv überwacht werden, so das Landratsamt.

In betroffenen Gebieten komme der gegen Larven wirkende biologische Wirkstoff BTI zum Einsatz. Hinweisen aus der Bevölkerung würde weiterhin nachgegangen. Der Apell an die Bürger: „Nur bei frühzeitiger Erkennung und noch kleinräumigem Vorkommen ist eine Bekämpfung erfolgversprechend.“
Was jeder gegen die Ansiedlung der Tigermücke tun kann
Das Landratsamt Lörrach empfiehlt: Um mögliche Brutstätten zu vermeiden, sollten Behälter im Garten und auf dem Balkon, beispielsweise Gießkannen, Blumenuntersetzer oder Sonnenschirmständer alle drei Tage entleert, entfernt, mit einem Moskitonetz abgedeckt oder gekippt oder umgedreht gelagert werden.

Es soll sich kein Regenwasser ansammeln können, denn die Mücke ist bekannt dafür, eine große Bandbreite natürlicher und künstlicher Wasseransammlungen zur Aufzucht ihrer Larven zu nutzen.
Urlauber aufgepasst!
Die Tigermücke ist mittlerweile im Bereich des Mittelmeeres eine der häufigsten Stechmückenarten. Wie sich gezeigt hat, ist neben dem Klimawandel vor allem die Einschleppung die Ursache für die Ausbreitung der Tigermücke in Richtung Norden, so das Landratsamt Lörrach. Die Autobahnen spielten dabei eine zentrale Rolle.
So könnten Tigermücken als blinde Passagiere aus dem Süden mitfahren und sich dann am Hochrhein niederlassen und vermehren. Daher werden Urlaubsrückkehrer aus dem Süden gebeten, darauf zu achten, keine lebenden Tigermücken im Auto mitzubringen.
Die Tigermücke erkennen
Laut der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage (KABS) sieht die Tigermücke der einheimischen Ringelschnake ähnlich, ist aber mit maximal einem Zentimeter Körperlänge kleiner, und mit schwarz-silberweißer Färbung und ungefleckten Flügeln von der einheimischen Schnake zu unterscheiden. Auffällig sind die gestreiften Beine.
Richtig handeln
Bürger, die Tigermücken entdecken sollten dies melden und direkt Beweise, wie Fotos oder Fangproben mitliefern. Bislang war im Landkreis Waldshut das Gesundheitsamt die erste Anlaufstelle, im Kreis Lörrach gibt es Informationen zu dieser Stechmückenart und wie man sie meldet im Internet.
Drei Länder haben die Mücke im Visier
Ende Juni fand in Freiburg das zweite wissenschaftliche Symposium des TIGER-Projekts statt. Das mit 1,7 Millionen Euro geförderte TIGER-Projekt ist Teil eines Interreg-Oberrhein-Programms mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit von Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Ziel ist die trinationale Koordination von Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Asiatische Tigermücke, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts Lörrach.
Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse
Im Rahmen der dort vorgestellten wissenschaftlichen Untersuchungen, wurde erläutert, dass die Asiatische Tigermücke auch bei moderaten Temperaturen von 18 Grad Celsius das Chikungunya-Virus übertragen kann. Das Zikavirus sei dagegen erst bei Temperaturen von 27 Grad Celsius im Speichel der Tigermücke nachgewiesen worden. Laut Dr. Hanna Jöst vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin sei das Risiko einer Übertragung von Tropenkrankheiten im Falle einer Ansiedelung der Tigermücke in unserer Region prinzipiell vorhanden. Ein größerer Krankheitsausbruch sei derzeit jedoch noch unwahrscheinlich.
Informationen
Die Wanderausstellung des Fachbereichs Gesundheit über die Tigermücke und die Vermeidung von Brutstätten ist vom 25. Juli bis 9. August 2019 im Rathaus Lörrach zu sehen.