Ein schöner Sommerabend. Sie sitzen mit Freunden um ein gemütliches Lagerfeuer am See. Die Flammen knistern, die Sonne geht langsam unter. Je besser die Stimmung wird, desto näher rückt jedoch die Stunde der Blutsauger.

Bssssss! Erst kommt eine Mücke, dann die nächste – bis es irgendwann unerträglich wird. Und während Sie sich der kleinen surrenden Bestien kaum erwehren können, unterhalten andere sich seelenruhig weiter, als würden sie die ungebetenen Gäste gar nicht wahrnehmen. Tun sie auch nicht.

Bild 1: Warum werden manche Menschen häufiger von Mücken gestochen als andere? Ein Dingelsdorfer Arzt kennt die Gründe
Bild: Armin Weigel

Der Grund ist ganz einfach: Mücken sind wählerisch. Sie suchen sich am menschlichen Büffet das Schmackhafteste raus und lassen viele leckere Häppchen links liegen. Blutgruppe, Gene, Stoffwechsel, Körpertemperatur und Bakterienflora auf der Haut machen einen zum Mückenmagneten.

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„Mücken haben einen stark ausgeprägten Geruchssinn und können aus sehr großer Entfernung von sicherlich 50 Metern bestimmte chemische Signale und Geruchsstoffe erkennen, die aus verschiedenen Gründen vom Menschen abgegeben werden“, erklärt der Dingelsdorfer Arzt Max Ottinger.

Eine weibliche Asiatische Tigermücke (Aedes albopicts), auch sie wurde bereits in Europa gesichtet. Sie kann das Denguefieber ...
Eine weibliche Asiatische Tigermücke (Aedes albopicts), auch sie wurde bereits in Europa gesichtet. Sie kann das Denguefieber übertragen. „Es gab allerdings noch keine hier erworbenen Infektionen“, sagt der Dingelsdorfer Arzt Max Ottinger. | Bild: James Gathany

Das Kohlendioxid, das Menschen und Tiere ausatmen, lockt die Mücke generell an. Es gibt aber darüber hinaus individuelle Unterschiede im Körpergeruch, die den einen zum begehrten Opfer machen und dem anderen nur einen gelegentlichen Zufallsstich bescheren.

„Ein Hauptgrund ist die Blutgruppe“, sagt Max Ottinger. Menschen mit der Gruppe 0 erwischt es am häufigsten. Sie riechen am leckersten für die Gemeine Stechmücke, diejenige unter den 80 bis 100 verschiedenen in Mitteleuropa vorkommenden Arten, die ihre Opfer bevorzugt am Bodensee sucht – und oft auch findet.

Menschen mit Blutgruppe 0 werden häufiger gestochen

Sie müssen allerdings selbst dann nicht zwangsläufig verzweifeln, wenn Sie Blutgruppe 0 haben. Sie müssen nur Glück haben. „Offenbar produziert nicht jeder die chemischen Stoffe, die die Blutgruppe auf der Haut nachweisen. Etwa 15 Prozent der Menschen sind quasi nicht wahrnehmbar für Mücken“, erläutert der 40-Jährige. Auch Blutfette und Hormone spielen eine Rolle. „Wer einen hohen Cholesterinwert hat, wird häufiger gestochen“, erklärt Ottinger.

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Weitere Stoffe, die Mücken neben dem Kohlendioxid anlocken, sind Milchsäure, Harnsäure, Ammoniak und andere Stoffwechselprodukte, die über die Haut abgesondert werden. „Auf die hat man kaum Einfluss, weil sie zu großen Teilen angeboren sind, wie die Blutgruppe“, erklärt der Dingelsdorfer, „auch die Bakterienbesiedlungen auf der Haut hat man nicht in der Hand. Das ist per se nichts Schlimmes.“

Eine Schnake (Tipulidae), die übrigens nicht sticht. In Süddeutschland werden Stechmücken oft als Schnaken bezeichnet.
Eine Schnake (Tipulidae), die übrigens nicht sticht. In Süddeutschland werden Stechmücken oft als Schnaken bezeichnet. | Bild: Julian Stratenschulte

Unter diesen Umständen könnte man theoretisch durch eine gesunde Ernährung die Zahl der Stiche reduzieren. „Aufgrund der Vielfalt der Faktoren wirkt sich das aber eher auf die allgemeine Lebensqualität positiv aus“, sagt Ottinger. Da Mücken höhere Körpertemperaturen bevorzugen, sollten Sportler nach dem Workout kühl duschen. „Nach dem Training sinkt auch die Milchsäure im Blut wieder“, weiß der Dingelsdorfer.

Ein dritter Faktor ist die richtige Wahl des Outfits. Mücken sehen zwar schlecht, mögen aber dennoch vor allem dunkle Flächen. Daher kann man sich mit langer weißer Kleidung besser schützen.

Am Ende ist vieles Glückssache

Alles andere ist, wie gesagt, Zufall. „Ich selber werde so gut wie nie gestochen“, sagt Max Ottinger, „und wenn, dann juckt‘s mich kaum. Zum Glück.“

Mücken, Schnaken und Stiche

  • Stechmücken: Zur Oberfamilie der Stechmücken gehören weltweit etwa 3000 Arten. In Mitteleuropa gibt es 80 bis 100 verschiedene. Die am häufigsten am Bodensee vorkommende Mücke ist die Gemeine Stechmücke. Selbst die Tigermücke wurde bereits in unseren Breiten gesichtet. Sie kann das Denguefieber übertragen. „Es gab allerdings noch keine hier erworbenen Infektionen“, sagt der Dingelsdorfer Arzt Max Ottinger.
  • Stiche: Nur die weiblichen Mücken stechen Mensch und Tier. Sie benötigen für die Entwicklung ihrer Eier bestimmte Eiweiße aus dem Blut. Im Speichel der Mücke sind Stoffe, die verhindern, dass das Blut gerinnt. „Der Juckreiz beim Stich ist dann eine Reaktion auf den Speichel“, sagt Ottinger, „in manchen Fällen kann es auch zu einer lokalen allergischen Reaktion kommen.“ Abgesehen vom lästigen Jucken sind Mückenstiche hierzulande aber ungefährlich.
  • Schnaken: Übrigens sind es keine Schnaken, wie die Stechmücken in Süddeutschland oft bezeichnet werden, die uns des Abends piesacken. Die echten Schnaken sind völlig harmlos. Die bis zu vier Zentimeter großen Tiere tauchen in kleinen Schwärmen während der Abendstunden auf und lassen sich vor allem am graubraunen Körper, den schmalen länglichen Flügeln und ihren langen, dünnen Beinen erkennen.