Es ist immer wieder von Bannwäldern die Rede. Aber was ist ein Bannwald? Konstantin Straub vom Kreisforstamt in Waldshut erklärt, welche Funktion er hat und was ihn von einem Naturschutzgebiet, einem Schutzwald oder einem Biosphärengebiet unterscheidet.
Holz als bedeutender Werkstoff im Schwarzwald
Wälder sind ein komplexes Ökosystem. Am bekanntesten sind sie als Nutzwälder. Holz ist immer noch einer der wichtigsten und bedeutendsten Werkstoffe für Industrie und Handwerk. Forstexperten schaffen aber auch immer wieder Schutzräume für Natur und Wald. Einer dieser geschützten Räume ist der Bannwald. Die sind übrigens keine „Erfindung“ der Neuzeit. In Baden-Württemberg wurde 1911 der erste Bannwald um den Wilden See im Nordschwarzwald eingerichtet. Federführend war die Königlich Württembergische Forstverwaltung.

Seit dem Mittelalter wurden in Europa riesige Waldgebiete abgeholzt. Die Gründe waren sehr unterschiedlich. Bis zum industriellen Abbau von Kohle war Holz das dominierende Heiz- und Baumaterial. Der Druck auf die Wälder stieg mit der Bevölkerungszahl. Aus diesen Gründen gibt es in Europa kaum echte Urwälder. Reste davon findet man im Hochgebirge oder in den Karpaten.
Urwälder von morgen
Bannwälder sind Schutzgebiete, in denen auf die Holznutzung verzichtet wird. Aus diesem Grund werden sie oft als Urwälder von morgen bezeichnet, erläutert Konstantin Straub vom Kreisforstamt in Waldshut. Der Begriff Bann lasse sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Wälder, die „gebannt“ waren, waren der Nutzung durch Fürsten vorbehalten. Die Bevölkerung wurde dort ausgesperrt, meist damit die Herrschaft in Ruhe der Jagd nachgehen konnte.
Nur Sicherungsarbeiten werden übernommen
In Bannwäldern wird nur Holz zur Beseitigung von Gefahrenquellen geschlagen (Verkehrssicherung). Sie dienen als Forschungsobjekt und liefern wichtige Erkenntnisse über ökosystemare Prozesse (biologische Vielfalt), die in Wirtschaftswäldern zum Teil nicht auftreten können, erklärt Straub. Diese Art der Schutzwälder sind auch wichtige Rückzugsräume für seltene Tier- und Pflanzenarten. „Die natürlichen Prozesse können hier ungestört ablaufen, sodass sich in einigen Hundert Jahren ein Ökosystem gebildet hat, was die Bezeichnung Urwald wirklich verdienen dürfte“, legt der Forstfachmann dar.

Robert Becker, Revierförster in Höchenschwand, ist für 80 Prozent des Bannwaldes im Landkreis Waldshut zuständig. Auf 428 Hektar erstreckt sich hier der geschützte Wald auf den Gemarkungen von Höchenschwand, Weilheim und Ühlingen-Birkendorf. Mitten hindurch führt der Wolfssteig von Waldshut nach Höchenschwand. Ihn fasziniert zu beobachten, wie sich die Baumarten, das Wachstum durch Naturverjüngung, Totholz und die Tiere im Wald in praktisch unberührter Natur entwickeln.
Seltene Tierarten machen sich breit
„Durchschnittlich findet man hier alle 70 Meter eine Spechthöhle“, erzählt er. Hier schmiegt er sich links und rechts der Schwarza an die steilen Schotterhalten und Felshänge an. Wanderfalke, Kolkrabe, Uhu oder Berglaubsänger haben in diesem geschützten Waldgebiet ihre Heimat. „Hier gibt es auch Gamswild“, erzählt Becker und zeigt dabei auf Spuren der kletterfreudigen Tiere, und ein paar Waschbären wurden auch schon gesehen. „Alle paar Jahre ist auch ein Luchs unterwegs.“
Gefahr durch umstürzende Tannen
Der Wald, der sich mitten in der Kernzone des Biosphärengebiets befindet, birgt aber gerade wegen seiner Naturbelassenheit auch Gefahren: „Jedes Jahr stürzen dicke Tannen um. Das ist selbst für unsere erfahrenen Waldarbeiter gefährlich“, sagt Becker. Dennoch sagt der Forstmann: „Es ist schön zu beobachten, wie sich die Natur in Extremsituationen hilft. Das Laubholz wird zunehmen, die Fichten werden wegen des Buchdruckerkäfers ausfallen.“

Bannwälder bestechen oft durch ihre Ästhetik und ziehen so viele Wanderer und Radfahrer an. Straub erklärt: „Allerdings ist das gesetzlich garantierte, freie Betretungsrecht eingeschränkt. Waldbesucher müssen sich innerhalb von Bannwäldern aus Naturschutzgründen an die Forst- und Wanderwege halten.“ Näheres ist in einer Verordnung geregelt.
Förster, die Bannwaldflächen betreuen, haben auch hier ihre hoheitliche Aufsichtsfunktion. Dazu kommt die Organisation der Jagd. „Die Regulierung der Wildbestände ist die zentrale ökologische Stellschraube, um eine möglichst natürliche Waldentwicklung zu garantieren“, betont der Forstfachmann. Die Revierleiter unterstützen die Forschung durch einen jährlichen Bannwaldbericht, der von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg ausgewertet wird.

Schutz der Wälder
- Bannwald: In Baden-Württemberg sind Bannwälder Totalreservat. Hier lässt man natürliche Prozesse weitgehend geschehen und begleitet dies wissenschaftlich durch Inventuren und Studien. Im Landkreis Waldshut gibt es derzeit etwa 850 Hektar Bannwald, vorwiegend im Staatswald, aber auch im Gemeindewald (nicht im Privatwald). Der Bannwaldfläche stehen rund 30 000 Hektar Wirtschaftswald gegenüber. Im Staatswald beträgt der Bannwaldanteil am Wirtschaftswald etwa fünf Prozent.
- Schutzwald: Schutzwälder schützen etwas oder schützen den Menschen vor etwas. So gibt es Immissions- oder Sichtschutzwald oder auch Bodenschutzwald. Der Wald kann Bauwerke oder Infrastruktur vor Naturgefahren wie Steinschlag oder Lawinen schützen.
- Naturschutzgebiet: Naturschutzgebiete sind kleinere Gebiete, die aufgrund ihrer Schönheit, Seltenheit oder Eigenart schützenswert sind. Ob ein menschlicher Eingriff oder Pflege nötig sind, hängt immer vom Schutzgut ab. Dies wird, wie bei den Bannwäldern, in einer Verordnung festgehalten.
- Biosphärengebiet: Biosphärengebiete zielen auf die Entwicklung nachhaltiger Produktionssysteme innerhalb eines größeren Gebietes ab.
Pläne für die Bewirtschaftung
Nutzung von Holz ist für viele Gemeinden im Schwarzwald ein Wirtschaftsfaktor. Viele Waldbesitzer setzen heute mehr auf Naturschutz und nicht auf Ökonomie
- Holznutzung: Das Bundes- und Ladeswaldgesetz gibt den Rahmen für die Waldbewirtschaftung vor. Die Ur-Produktivität des Ökosystems Wald soll dabei nicht durch die Bewirtschaftung zerstört werden. Den meisten Waldbesitzern ist laut Aussage von Konstantin Straub vom Kreisforstamt daran gelegen, über Jahre möglichst ausgeglichene Betriebsergebnisse zu erreichen. Dies erfordere ein an den Zuwachsverhältnissen austariertes Wirtschaften.
- Übernutzung: Im öffentlichen Wald gibt es die Forsteinrichtung. Diese beinhaltet eine Zehn-Jahresplanung, die auf Basis einer statistisch abgesicherten Inventur erfolgt. Diese gibt Auskunft über Zuwachsverhältnisse, Nutzungsrate und Bevorratung der Wälder. Auch größere Privatwälder nutzen diese als Planungsinstrument. Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Bundeswaldinventuren zeigen: die Wälder im Landkreis Waldshut sind weit von einer Übernutzung entfernt.
- Waldpflege: Wie intensiv gepflegt und genutzt wird, hängt vom Waldbesitzer ab. Mittlerweile gibt es eine große Zahl von Waldbesitzern, bei denen der Naturschutzgedanke und nicht die Ökonomie im Vordergrund stehe, so Straub. Sie wenden auch ganz andere Pflegekonzepte an, zum Beispiel klassische Durchforstungen oder sie verzichten ganz auf eine Nutzung.
- Waldflächen: Mit 56 000 Hektar bedeckt der Wald beinahe die Hälfte des Landkreises Waldshut und macht ihn zu einem der waldreichsten Landkreise in Baden-Württemberg. Davon sind 42 Prozent Privat-, 32 Prozent Kommunal- und 26 Prozent Staatswald. Mit 45 Prozent ist die Fichte immer noch am häufigsten vertreten.
- Klimawandel: Den Landesforstverwaltungen und Waldbesitzern sind die Probleme, die aus dem Klimawandel erwachsen, bewusst. Man befinde sich in der Phase des klimabedingten Waldumbaus, sagt Konstantin Straub. Weg von immer anfälliger werdenden Baumarten wie der Fichte oder der Kiefer, hin zu stärker gemischten Wäldern aus klimatoleranteren Baumarten, die Trockenheit und Hitze besser vertragen und einen hohen Nutzwert haben.
- Zukunft: Die Zukunft der Waldwirtschaft steht auch im Landkreis der Balance aus Klimawandel, steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen (Erholung/Tourismus) und dem stetig wachsenden Sektor der Bioökonomie, der auf den nachwachsenden Rohstoff Holz angewiesen ist. Eine Schlüsselstellung nimmt im Landkreis der Kleinprivatwald ein. Über 40 Prozent der Waldfläche ist in privaten Händen (18 300 Besitzer). Diese Waldbesitzer anhaltend für ihren Wald zu begeistern und die nötigen Veränderungen voranzutreiben, werde eine der größten Aufgaben der Zukunft, sagt Straub.