Zweieinhalb Stunden bevor die Vorlesung losgeht, verlässt Sven Burkhardt das Haus, um pünktlich da zu sein. Der 22-Jährige studiert Geschichte und Soziologie an der Universität in Basel. Seit sechs Semestern, also drei Jahren, pendelt er zwischen dem Murger Ortsteil Hänner und Basel hin und her – ohne Auto. Tag für Tag.

Mehrere Stunden ist er dafür täglich in Zug und Bus unterwegs. Doch er nimmt das in Kauf. Denn: Einen Parkplatz in Basel zu finden sei schwierig und die morgendlichen Staus würden eine Anfahrt mit dem Auto auch nicht viel schneller machen, glaubt er. Außerdem will er etwas für die Umwelt tun.

Der morgendliche Weg in die Universität gleicht einer Odyssee

Ein Auto besitzt Sven Burkhardt nicht. „Um laufende Kosten klein zu halten“, wie er sagt. Deswegen bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als mit Bus und Bahn zu pendeln. Einfach sei das aber nicht. Die morgendliche Hinfahrt gleiche einer Odyssee.

Burkhard erzählt von seinem morgendlichen Weg: „Die meisten Univeranstaltungen beginnen um 10.15 Uhr, das Haus verlasse ich dafür um 7.45 Uhr. Zu Fuß geht es zur Bushaltestelle Hänner-Oberdorf, wo der Bus um kurz vor 8 Uhr losfährt. Den Platz teile ich mir mit Grundschülern und drei oder vier anderen Berufspendlern. Nachdem der Bus die Grundschule Niederhof angefahren hat, fährt er nicht zum Bahnhof in Murg, sondern fährt zurück Richtung Schwarzwald und biegt nach Binzgen ab. Dort wird wiederum gewendet und anschließend die Hans-Thoma-Schule in Laufenburg angefahren. Erst danach kommt man an den Bahnhof, wo der Zug um 8.26 Uhr losfährt.“ Für eine Strecke von eigentlich nur sieben Kilometern braucht der Student also stolze 40 Minuten.

Mit dem Auto würde er für die Strecke von Hänner zum Murger Bahnhof zehn Minuten brauchen, sagt Burkhardt. In der Uni sei er dann meistens gegen 9.30 Uhr, also eine Dreiviertelstunde bevor die Vorlesungen beginnen. Verkürzt werden könnte diese Zeit aber nur dann, wenn er den Interregio-Express ab Bad Säckingen erreichen würde. Das sei aber mit der momentanen Busverbindung nicht möglich.

Ganz ohne Auto geht es nicht

Der Umweltschutzgedanke ist einer der Gründe, weshalb Burkhardt für seinen täglichen Weg in die Universität eine einfache Fahrtzeit von zweieinhalb Stunden in Kauf nimmt. Ganz ohne Auto kommt Burkhardt aber trotzdem nicht zurecht.

Manchmal, aber äußerst selten, komme das Auto der Eltern zum Einsatz, erzählt der Student. Immer dann nämlich, wenn es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht funktioniert. Beispielsweise dann, wenn er zu seiner Arbeit nach Bad Säckingen muss. Oder wenn er abends feiern gehen will und der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr zu bewältigen ist.

Pendeln mit Bus und Bahn hat auch Vorteile

Auch wenn mit dem Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln etliche Stunden an Fahrtzeit verbunden sind, habe es für Burkhardt nicht nur Nachteile. „Ein Vorteil des Pendelns ist auf jeden Fall, dass man nebenbei arbeiten kann. Außerdem habe ich durch das Pendeln sehr gute Freunde gefunden. Auf dem langen Weg lernt man ja fast schon zwangsläufig seine ‚Leidensgenossen‘ kennen“, erzählt er.

Trotzdem würde er sich wünschen, dass der morgendliche Weg zum Bahnhof in Murg nicht so lange dauern würde. Dankbar ist er über den Murger Bürgerbus: „Gäbe es den Bürgerbus in Murg nicht, wäre ein Heimkommen nach späten Vorlesungen kaum möglich.“

Was sich Burkhardt wünschen würde

Auch wenn es ihn nicht direkt betrifft, würde sich Burkhardt internationale Verbindungen zwischen den beiden Laufenburger Bahnhöfen und zwischen Bad Säckingen und Stein wünschen: „Ich bin mir sicher, dass eine Busverbindung dazu beitragen könnte, mehr Leute auf die Schiene zu bringen und damit nachhaltiger unterwegs zu sein.“

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