Weitgehend unbemerkt ist 2019 ein alter, lieb gewonnener Bekannter von uns gegangen. Die vom Landkreis Waldshut 1963 ins Leben gerufene Schriftenreihe „Heimat am Hochrhein“ ist nicht mehr. Sie wurde nach Band XLIV (44) eingestellt. Doch das Jahrbuch des Landkreises Waldshut gibt es weiter. Es nennt sich jetzt „Heimat WT“. Band 1 der neuen Reihe ist den Vereinen im Landkreis gewidmet.

Was ist neu am neuen Kreisjahrbuch?

Ins Auge fällt sofort die Johanna Bober (Hohentengen) verantwortete flotte Gestaltung. Viel Weiß und großzügig eingeblockte Zitate sorgen für ein luftiges und ansprechendes Design. Gleichzeitig hat dies gemeinsam mit dem verkleinerten Format und dem geringeren Seitenumfang natürlich einen gegenüber der alten „Heimat am Hochrhein“ deutlich verringerten Textumfang zur Folge. Nützlich ist das Lesezeichen, das mit seiner Farbe Blau ein durchgehendes Gestaltungselement des Bändchens aufgreift.

Wie hat sich das Konzept geändert?

Auch das inhaltliche Konzept ist neu. Das alte Kreisjahrbuch stellte einzelne Städten oder Gemeinden in den Fokus. Zuletzt waren dies noch unter der Redaktion von Jürgen Glocker 2019 Todtmoos und Bernau, 2018 Laufenburg und 2017 Dachsberg und Ibach. Die Autoren setzten sich mit der lokalen Geschichte, dem Vereinswesen, der baulichen und wirtschaftlichen Entwicklung oder dem Kulturleben des als thematischen Schwerpunkt gewählten Orts auseinander.

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Diese Vorgehensweise hatte den Vorteil, dass jeder einzelne Band ein wunderbares Nachschlagewerk zur jeweiligen Gemeinde darstellte. Doch auch ein gravierender Nachteil lag auf der Hand: Ein Kreisjahrbuch mit zum Beispiel Todtmoos und Bernau als inhaltlichem Schwerpunkt interessierte Leser im Ostkreis oder im Klettgau natürlich nur sehr bedingt.

Das Jahrbuch des Landkreises Waldshut nennt sich jetzt „Heimat WT“. Der erste Band der Reihe widmet sich den Vereinen im ...
Das Jahrbuch des Landkreises Waldshut nennt sich jetzt „Heimat WT“. Der erste Band der Reihe widmet sich den Vereinen im Landkreis. | Bild: Vonberg, Markus

Was ist das erste Schwerpunktthema von Heimat WT?

Die seit 2018 amtierende Kreis-Kulturreferentin Susanna Heim wählt ein anderes Prinzip und setzt in dem jetzt von ihr als verantwortliche Redakteurin betreuten Kreisjahrbuch auf ortsübergreifende Schwerpunktthemen. Den Beginn macht sie mit dem Vereinswesen, dem sich die Autoren in kurzen, maximal sechs Seiten langen Beiträgen widmen.

Das Kreisjahrbuch 2020

Das ist schon von der bloßen Masse her kein leichtes Unterfangen, denn wie Landrat Martin Kistler in seinem Vorwort schreibt, gibt es im Landkreis 1598 eingetragene Vereine. Es ist offensichtlich, dass so viele Gruppen kaum eingehend dargestellt werden können. Es muss also entweder beispielhaft ausgewählt oder übergreifend dargestellt werden.

Was fällt bei der Lektüre auf?

In „Heimat WT“ wird beides versucht. Um die Bandbreite des Vereinswesens im Landkreis abzubilden, beschreiben die Autoren des Kreisjahrbuchs zum einen zehn „Menschen im Verein“. Herausgekommen sind zehn durchaus lesenswerte Porträts von Vereinsmenschen. Die Auswahl erscheint aber etwas ungleichgewichtig.

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So werden mit Corinna Vogt aus Ühlingen-Birkendorf und Stefan Meier aus Bad Säckingen gleich zwei in Theatervereinen Aktive vorgestellt, mit Max Kefer aus Höchenschwand und Margret Teufel aus Waldshut-Tiengen zwei Mitglieder von Vereinen, die sich mit Geschichte befassen. Wenn man von Michael „Mimi“ Brogli aus Bad Säckingen absieht, der Mitglied in 34 Vereinen ist, werden sportlich orientierte Vereine nur durch Agnes Kaiser aus Stühlingen repräsentiert. Porträts zum Beispiel von Menschen, die sich in sozialen oder Dorfvereinen engagieren, fehlen ganz.

Übergreifende Darstellungen steuern der ehemalige Bundestagsabgeordnete Thomas Dörflinger zu „Geschichte und Bedeutung des Vereinswesens für die Gesellschaft“ sowie 14 Thesen zur Zukunft des Vereinswesens, Ann-Kathrin Bielang mit einem Beitrag über Integration im Verein sowie Susanna Heim mit dem „ABC der Vereine“ bei. Der Journalist Gerald Edinger widmet sich in zwei Beiträgen dem nicht immer spannungsfreien Verhältnis von Lokalpresse und Vereinen. Mehrere Vereinsvorsitzende beantworten teilweise humorvoll Fragen zu ihrem Verein beziehungsweise dessen Tätigkeitsfeld.

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