Mitglieder der SÜDKURIER-Redaktion am Hochrhein stellen ihre ganz persönlichen Highlights in und aus der Schweiz vor. Danke liebe Nachbarn, dass es euch gibt!
Ein (Fast-)Alles-Könner
Auf meinem Wunschzettel als Kind stand irgendwann ein Taschenmesser. Denn schon als kleines Kind hat mich – ohne, dass ich das folgende Wort damals kannte – die Multifunktionalität dieses Werkzeugs fasziniert. Mein Vater hatte – oder besitzt noch immer – ein Taschenmesser, mit dem er beispielsweise früher beim gemeinsamen Pilzesuchen Maronen oder Pfifferlinge abschnitt oder eine lose Schraube festdrehte.
Als ich aus der Zielgruppe des Kinderreims „Messer, Gabel, Scher‘ und Licht – sind für kleine Kinder nicht“ herausgewachsen war, war es endlich soweit: Ich bekam mein eigenes Taschenmesser. Natürlich eines aus der Schmiede des berühmtesten Taschenmesser-Herstellers der Welt: Victorinox aus dem Kanton Schwyz.
Mein rotes Multifunktionstool oder Sackmesser, wie der Schweizer sagt, hat – wie sollte es anders sein – zwei Messer, aber auch eine Säge, eine Schere, einen Korkenzieher, eine Pinzette und vieles mehr. Ich gebe zu, dass ich die meisten Funktionen nie benutze. Aber es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, das ich es könnte, wenn ich sie mal benötigen sollte. Eine Funktion ist allerdings häufiger im Gebrauch: Da ich nicht wie meine männlichen Freunde die Kunstfertigkeit besitze, eine Bierflasche mit einem Feuerzeug oder einer zweiten Flasche zu öffnen, bin ich für den Flaschenöffner meines Taschenmessers sehr dankbar.
Juliane SchlichterGaumenschmaus zur Fasnacht
Bereits wenige Tage nach Weihnachten liegen die ersten Fasnachtschüechli in den Schweizer Regalen. Verkauft wird das feine Gebäck bis zum Aschermittwoch, in Basel sogar bis zum Morgestraich. Auch wenn die Chüechli ohne Ende krümeln und auf Gesicht und Händen Puderzuckerspuren hinterlassen, finde ich sie unwiderstehlich lecker.
Doch es ist nicht ganz einfach, sie zuzubereiten. Das hauchdünne Wintergebäck verlangt einiges an Fingerspitzengefühl beim Auswallen des Teigs und dem anschließenden Frittieren. Diesen Aufwand erspare ich mir und besorge mir die süßen Scheiben beim Migros. Diese schmecken mir persönlich am besten.
Übrigens: Schon im 15. Jahrhundert schenkte man sich in der Zeit vor der Fasnacht gegenseitig derartiges Gebäck. Junge Männer holten sich die Backwaren offenbar in der Nacht bei den Frauen ab, wobei es wohl eben nicht nur um die Fasnachtschüechli gegangen sein soll. Das führte offenbar in der Folge zu solchen Auswüchsen, dass die Tradition des „Chüechlischenkens“ von der Obrigkeit manchenorts sogar untersagt wurde. Zum Glück heute nicht mehr. Und ehrlich: Wer diese Schweizer Spezialität einmal probiert hat, wünscht sich Fasnacht rund ums Jahr.
Jeanette WaldnerKnabbern nur mit Zweifel

„Ich habe heute wieder meine Zweifel!“ Diesen Satz höre ich des öfteren vor einem Zocker- oder auch Filmeabend mit Freunden. Und er ist nicht negativ gemeint. Gemeint sind nämlich die – meines Erachtens – besten Kartoffelchips, die es gibt: Die Chips des Schweizer Unternehmens „Zweifel“ mit Sitz in Spreitenbach, etwa 25 Kilometer Luftlinie von Waldshut entfernt.
Ich gebe zu, einmal geöffnet, „überlebt“ eine Packung Zweifel-Chips bei mir kaum länger als eine Stunde – zu hoch ist der Suchtfaktor. Inzwischen gibt es die knusprigen Snacks für Zwischendurch in zahlreichen Geschmacksrichtungen. Die bekannteste ist wohl die Variante mit Paprika, es gibt sie aber auch in der klassischen Variante, „Nature“, mit Alpensalz, oder auch welche mit einer würzigen Senfnote.
Besonders schätze ich aber, dass auf jeder Packung angegeben ist, von welchem Bauer die Kartoffeln stammen. So etwa, wie auf der Packung, die gerade vor mir liegt: „U. & B. Vogt“ aus Lupfig im Kanton Aargau ist da auf der Rückseite der Tüte zu lesen. Bei so viel Transparenz schmeckt „Heimat“ ganz besonders gut – und das ohne jeden Zweifel!
Gregor MüllerKomfortabel mit Bus und Bahn unterwegs
Als Bahnfahrer hat man‘s am Hochrhein nicht leicht, aber leicht hat‘s einen, wenn wieder einmal der dieselgetriebene Zug mit einem Defekt auf offener Strecke liegengeblieben ist. Dabei kann öffentlicher Personennahverkehr so schön sein! Elektrisch, sauber, pünktlich!
Die Schweizer machen es auf der anderen Seite des Rheins vor. Da fahren tatsächlich Züge fahrplanmäßig. Da gibt es Bushaltestellen auf dem Dorf, die öfter als nur 5.43 Uhr morgens und 15.43 Uhr nachmittags (das aber auch nur außerhalb der Schulferien sowie selbstverständlich nicht an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen) angefahren werden. Da gibt es Zugtoiletten, bei deren Anblick man nicht unwillkürlich glaubt, sich jetzt auf der Stelle die Krätze einzufangen.
Da sind die Abfahrtszeiten von Bahnen und Bussen wie ein Uhrwerk aufeinander abgestimmt. Da gibt es eine App mit Touch-Fahrplan. Da heißt die Fahrkarte Billett. Und dieses kann man an jedem Billettautomaten nicht nur mit Franken, sondern auch mit Euro, praktisch jeder Kreditkarte, mit Twint, Reka, Apple Pay, Samsung Pay und der SBB-Geschenkkarte lösen. Und das Beste: Die Tageskarte für den gesamten Tarifverbund Nordwestschweiz kostet 18,70 Franken.
Markus VonbergGeschmackserlebnis vom Grill
Früher haben wir in geselliger Runde gerne mal gesungen: „Heil Dir, Helvetia, Brotwurscht und Cervelat.“ Mit entsprechender Melodie. Ja, es geht nichts über eine Bratwurst. Egal, wo man gerade ist und einen leichten Hunger verspürt. Hier, „im Dütsche“, gibt es „Rote“ und „Weiße“, also Bratwürste und Schüblinge – vom Grill, versteht sich. „Enne am Rhi“ ist die berühmte Cervelat weit verbreitet – bekannt als Klöpfer. Zum Verlieben. Sie (oder er) hat es mir wirklich angetan.
Wann immer ich in der Schweiz bin, nutze ich die Gelegenheit und suche einen Grillstand. Ganz billig ist so eine Wurst da drüben zwar nicht – egal. Es muss sein. Sie schmeckt einfach gigantisch. Die Wurst hat Charme, sie überragt andere gleichartige Spezies bei weitem. Zumindest meinem Empfinden nach.
Ich frag‘ mich immer: Was macht diese Wurst so besonders? Was macht Ihr Schweizer besser? Ich habe mich mal ein bisschen informiert: Die Wurstmasse bestehe aus etwa zu gleichen Teilen Rindfleisch, Schweinefleisch, Rückenspeck/gemahlener Schwarte und Eis sowie Gewürzen, Pökelsalz und Kutterhilfsmittel. Keine Innereien. Das Basisrezept gehe aus das der Basler vom Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Danke für den Gaumenschmaus!
Michael NeubertAlternative zu Knöpfen
Wenn es etwas gibt, dass ich wirklich nicht mag, dann sind das Knöpfe. Wahrscheinlich fehlt mir das Talent: Ich muss höchste Konzentration aufbringen, etwas gerade zuzuknöpfen. Am schlimmsten ist es bei Bettwäsche: Hier stören Knöpfe einfach nur. Bei der Auswahl der Kleidung meiner Kinder vermeide ich sie ebenso rigoros. Denn es gibt wohl wenig Überflüssigeres, als an einem Vier- oder einer Zweijährigen herumzuknöpfen.
Glücklicherweise gibt es Reißverschlüsse – dank der findigen Idee eines Schweizers. Der Solothurner Ingenieur Simon Frey erfand den Reißverschluss und meldete ihn bereits 1893 zum Patent an. Ob er Knöpfe ebenso wenig leiden konnte, wie ich? Vielleicht. Erstaunlich: Anfangs wollte niemand dieses neue Produkt haben. Erst 1921 erwarb ein Amerikaner den Reißverschluss noch im Anmeldezustand. 1923 kaufte der Ostschweizer Martin Othmar Winterhalter das Patent, entwickelte die Fertigung weiter und begann mit der Produktion in Deutschland und Luxemburg. 1936 gründete er dann die Riri AG in Mendrisio im Tessin, die bis heute Reißverschlüsse herstellt.
Übrigens: Auch der Klettverschluss ist eine Schweizer Erfindung. Aber das ist eine andere Geschichte...
Monika OlheideKunst und Kultur
Im Alltag bin ich eher genervt von Schweizer Einkaufstouristen, vollen Restaurants und rücksichtslosen Verkehrsteilnehmern. Aber für die Freizeitgestaltung kann ich den Schweizern gar nicht dankbar genug sein. Hier im ländlichen Raum müsste ich mich als Kunstliebhaberin mit den kleinen, aber feinen Museen wie Villa Berberich und Haus Fischerzunft in Bad Säckingen oder dem Winterhalter Museum in Menzenschwand begnügen.
Wenn da nicht die Schweizer Nachbarschaft wäre: Schon in Laufenburg locken das Museum Schiff und das Rehmann Museum. Nur eine halbe Stunde bis Stunde mit dem Zug weiter gelangt man zum großen Schatz an Basler und Riehener Musentempeln, die Ausstellungen mit Weltruhm auf die Beine stellen, zum Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen, zur Villa Langmatt in Baden mit ihrer Impressionisten-Sammlung, zum Kunsthaus in Aarau und zu Theatern und Konzerthäusern, wie etwa in Zürich.
Meine Favoriten sind die Fondation Beyeler in Riehen, die Top-Künstler in ansprechender Architektur zeigt, und das Tinguely-Museum mit beweglichen und sich selbst bewegenden Stücken sowie interaktiven Wechselausstellungen, die nicht selten durch Witz und Ironie bestechen.
Sabine VöcktDas beste Eis

Dass sich ausgerechnet ein Diabetiker bei der Schweiz für Mövenpick-Eis bedankt, klingt absurd. Ist es aber nicht. Denn diese wunderbare Liaison ist schon 1980 und damit zwei Jahre vor Ausbruch meiner Zuckerkrankheit eingefädelt worden. Als Kupplerin in Sachen eiskaltes Verlangen hatte sich ausgerechnet meine damalige Freundin (einer Schweizerin, auch dafür noch Danke!) betätigt.
Es war an einem Samstag im nobel anmutenden Mövenpick-Restaurant über der Autobahn A1, gleich hinter Baden, als mein Gaumen erstmals von Bourbon-Vanille- und Mango-Eiscreme umschmeichelt wurde. Geschmacklich lagen Welten zwischen Mövenpick-Eis und dem, was ich bis dato aus deutschen Eistruhen kannte. Leider gab es diese Premium-Leckerei selbst in der Schweiz nur an raren Verkaufsstellen. Und leider nur zu Premium-Preisen – zwei Franken waren damals pro Kugel zu berappen! Zum Glück hat Mövenpick-Eis dann bald den Sprung über den Rhein geschafft – und das sogar in Form der vergleichsweise günstigen 1-Liter-Familienpackung.
Die Freundin hat seither gewechselt; die Lust auf Mövenpick-Eis ist geblieben.
Rafael Herrmann