„Es ist für jung bis alt ein Fest, das jeder genießt. Dabei geht auch um Zusammenhalt, auch wenn es im Prinzip eine Einzelsportart ist. Ein Schwinger geht nie alleine“, erzählt Jürg Mahrer vom Schwingklub Fricktal. Er hat selbst viele Jahre aktiv geschwungen. Heute ist er technischer Leiter und Mentor der Fricktäler Schwinger.
Der Schwingklub Fricktal trainiert mehrmals pro Woche in der Turnhalle in Möhlin, während der Saison von April bis Mai sogar täglich. Bevor es ins Sägemehl geht werden die Muskeln trainiert. Denn gute Schwinger brauchen eine gute Fitness und wie in jedem Sport muss man sich richtig aufwärmen.
Anschließend geht es in den Keller der Turnhalle, wo für die Sägemehl-Fläche eingerichtet ist. Der ungewöhnliche Untergrund ist dabei nur eins der besonderen Merkmale der Schweizer Traditionssportart.
Unverkennbare Merkmale eines Schwingers sind auch das Hemd und die typische Hose, an welcher im Kampf gegenseitig gezogen wird. Sind alle Männer umgezogen, geht es in das Sägemehl.
Der zweite Teil des Aufwärmprogramms passiert im Sägemehl. Als erster gewöhnt sich der Kopf an die Späne. Einige der Schwinger tragen einen Ohrenschutz, um das empfindliche Hörorgan vor Verschmutzung zu schützen.
Im nächsten Schritt geht es dann Kopfüber ins Sägemehl.
Ein Schwing-Kampf dauert in der Regel circa sechs bis sieben Minuten. Im Training geht es vor allem darum bestimmte Schwünge, das heißt bestimmte Züge und Tricks gezielt zu üben. Hier üben die Schwinger ihre Schwünge am Boden.

Viele der aktiven Schwinger schwingen seit ihrer Kindheit.
Vereinzelt gibt es auch ältere Quereinsteiger, wobei das Alter kaum eine Rolle spielt, wie Mahrer betont: „Auf den Einsatz kommt es an“. Im Training steht er den Schwingern beratend zur Seite und zeigt, wie es ein Schwung angewendet wird.
Ein richtiger Kampf beginnt immer im Stehen.
Wer am Ende auf dem Rücken liegt hat verloren. Beim sogenannten „Frei Schwingen“ wird auch das geübt.
Knapp 20 Aktivschwinger trainieren derzeit beim Schwingklub Fricktal, hinzu kommt noch der Nachwuchs. Im Alter zwischen 14 und 15 findet der Wechsel zu den „Großen“ statt, ab 16 dürfen Schwinger an Wettkämpfen teilnehmen. Das gemeinsame Training ist nicht nur Übung, die Männer würden sich auch gegenseitig pushen, so Jürg Mahrer.
Schwingen, das macht selbst das Training außerhalb der Saison deutlich, ist ein Kraftakt. Und eine typische Männersportart. „Es ein paar wenige Frauen, bei uns im Klub ist allerdings keine. Frauen-Schwingen ist nicht sonderlich populär“, sagt Mahrer. Beim männlichen Geschlecht ist der Sport dafür umso beliebter. „Wir erleben momentan schon einen kleinen Boom“, berichtet Mahrer. Vor allem das Traditionelle, das Raue des direkten Kampfes und die gesellige, friedliche Atmosphäre bei den Wettkämpfen im Freien seien die Gründe für die aktuelle Begeisterung.
Jetzt kehrt jedoch Ruhe ein, bis zur Saison im kommenden Jahr. Die Fricktäler Schwinger treiben zum Jahresende hin ihren Sport etwas moderater. Nach zwei Stunden Training geht es unter die Dusche, die Schwing-Hosen hängen wieder an der Garderobenstange und das Sägemehl wird zusammengerecht.